Kapitel 89

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Wincent

Obwohl Emma jetzt schon wieder fast zwei Wochen weg war, war heute ein guter Tag. Eines der letzten Festivals für diesen Sommer und dafür war Marco extra hergefahren. „Auf diesen Abend, Männer. Frauen- und Kinderfrei für alle", rief ich, als wir mit unserem Schnaps vorm Konzert anstießen. „Ey", lachte Amelie. „Du kannst saufen wie nen Kerl, du zählst nicht.", lachte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du bist schon wieder sehr schmeichelhaft.", grinste sie mich an. „Immer, das weißt du doch.", zwinkerte ich und folgte Manni, welcher gerade auf dem Weg aufs Klo war. Wir zogen dann unseren Gig durch, wie die Profis, aber heute waren wir nur die Vorband und so hatte ich fast noch mehr Bock auf die Eskalation danach. Wann hatten wir schonmal das Glück, dass keiner seine Frau zu Besuch hatte und mein bester Freund dabei war. „Alter, hier gibts nen Jägermeisterstand.", hörten wir Paul dann grölen und sofort war das gesamte WW Team auf dem Weg in seine Richtung. „Oh erspart mir das Flashback.", lachte Amelie. „Du musst einfach besser mittrinken.", lachte ich und zog sie mit mir. Wir belagerten zunächst mal den Stand und ich konnte nicht glücklicher sein. „Langsam brauch ich aber mal was weniger Hartes.", stellte Marco fest. „Reisegruppe Bier, folgt mir!", schrie ich und machte mich mit erhobenen Händen auf den Weg zu unserem Zelt. Dabei fühlte ich den Beat so richtig und sah wahrscheinlich einfach nur zum Wegschmeißen aus. Wir setzten uns alle hin und sorgten dafür, dass jeder ein Bier in der Hand hatte. „So Leute, auf eine geilen Abend und darauf, dass unsere Frauen NIEMALS hiervon erfahren.", grinste ich und hob meine Flasche. „Der vorprogrammierte Absturz also?", lachte Benni. „Natürlich, was hast du erwartet?", lachte ich. „Das wir nen Gig spielen und ich danach mit meinem Kleinen Facetimen kann.", sagte er. „Ach Benni, der ist morgen auch noch da, jetzt musst du erstmal Spaß haben.", sagte ich. „Irgendwann wirst du mich verstehen.", schmunzelte Benni, aber das war mir egal, denn ich hatte gerade entdeckt, wie Paul und Marco alles für Bierpong aufbauten.

Das Spiel ließ uns ordentlich trinken, aber irgendwann wurde auch das wieder langweilig. „Nächster Halt Jägermeister?", rief Tom in die Runde. „Bin dabei.", brüllte ich und schnappte mir Marco direkt. „Wenn ihr uns hier heute den Stand nicht leer sauft, dann weiß ich auch nicht.", lachte die Dame, die fürs Ausschenken zuständig war. „Na das wäre ja frech.", lachte Manu und kippte sich sein Glas runter. „Mehr oder weniger. Mir wurde gesagt, wenn alles weg ist hab ich Feierabend.", lächelte sie schüchtern. „Männer, wir haben eine Mission.", stellte ich fest und trabte direkt los, um den Rest der Gruppe zu holen. „Und wehe ihr macht schlapp.", drohte ich leicht ironisch. Gott war ich schon voll, ich müsste gleich definitiv mal eine Pause machen. So ähnlich ging es den anderen etwas später auch. „Pass auf, wir gehen jetzt alle mal eine Runde baden und dann kümmern wir uns um deinen Feierabend.", sagte ich zu Jägi. Keine Ahnung wie sie hieß, aber wir hatten sie so getauft und sie hatte sich nicht gewehrt. Vielleicht war ihr auch einfach klar, dass Widerstand keinen Sinn hatte. „Keinen Stress, ich will ja nicht, dass ihr eine Alkoholvergiftung bekommt.", lachte sie. „Sowas bekommen wir nicht.", lachte Paul. 

Wir gingen oder eher torkelten dann zum Strand und schnappten uns Luftmatratzen. Ich knallte mich mit Marco zusammen auf eine große und schob uns aufs Wasser. „Ich vertrag echt nichts mehr.", stöhnte Marco neben mir. „Du bist echt weich geworden, seitdem Adam auf der Welt ist.", lachte ich. „Ach, und der Onkel Wincent nicht? Hast du dich mal angeguckt? Was du mir für nen Anschiss erteilt hast, als Linda ausgezogen ist? Wie du dich auf den Kleinen stürzt, sobald du ihn siehst? Wie du dich auf jedes Baby stürzt, was du siehst? Und wie du an Emma klebst wenn sie da ist? Wann ist es bei euch so weit?", brabbelte er. „Irgendwann, wenn die Natur es für richtig hält. Momentan bin ich ja nicht Zuhause, als dass da irgendwas passieren könnte, und wenn ich wieder da bin werde ich mich auch nicht drüber beschweren, wenn wir viel Sex haben.", philosophierte ich. „Alter, sind wir voll.", lachten Marco und ich dann gleichzeitig.

„Och Jungs.", hörten wir Amelie dann am Ufer. Alle setzten wir uns auf und sahen sie an. „Kommt her hier.", rief sie als wären wir kleine Hundewelpen. „Wir hätten Amelie ausquartieren sollen.", brummte Ketti. Ja, dann hätten wir keine Mutti mehr. „Meint ihr nicht, dass es dumm ist euch besoffen und ohne Schutz mitten in die knallende Sonne zu hauen?", fragte sie und musterte uns. Wir waren echt alle ganz schön rot. „Dann gehen wir halt wieder zu Jägi.", verdrehte ich die Augen. Amelie lachte nur, war aber beruhigt, dass wir im Schatten saßen. „So Jungs, das war meine letzte Flasche.", verkündete Jägi irgendwann. Die ersten hatten schon längst aufgegeben, aber spätestens jetzt war auch ich hart an der Grenze. „Schönen Feierabend.", nuschelten wir und torkelten zu unserem Zelt. Dort schaffte ich es gerade noch, mich auf ein Sofa zu legen, als es mich völlig aus der Bahn warf. 

„Wo sind denn die Patienten?", war das nächste was ich hörte. „Die drei, die Frage ist ob Sonnenstich oder Alkoholvergiftung.", hörte ich Amelie sagen. „Boah Amelie, schrei nicht so.", stöhnte Marco neben mir. Irgendwer fasste mich an, redete mit mir, aber ich war sowas von dicht. „Beides!", sagten dann drei Stimmen gleichzeitig. Ich sollte mich hinlegen und bekam dann eine Nadel in den Arm. „Und warum habt ihr euch so abgeschossen?", fragte mich der Sanitäter. „Frei, Frauenfrei und kinderfrei.", nuschelte ich und versuchte ihn schief anzugrinsen. „Davon hättet ihr mehr gehabt, wenn ihr nicht den ganzen Stand geplündert hättet.", lachte der Sanitäter. „Du bist korrekt, trinkst du einen mit uns?", pöbelte Tom meinen Sanitäter an. „Ihr alle.", meinte Paul, der auch behandelt wurde. „Wir trinken nachher bestimmt noch einen, aber ihr nicht mehr, sonst bringen wir euch nämlich in die Klinik.", sagte ein anderer streng. „Spielverderber.", verdrehte Marco die Augen. „Denen gehts schon wieder viel zu gut.", lachte Amelie. „Das sieht morgen früh spätestens anders aus.", zwinkerte ihr einer der Sanitäter zu. „Super.", verdrehte Amelie die Augen.

„Ey Marco, lass mal die Mädels schocken.", kam mir dann der Einfall. „Wince, Linda und ich sind nicht...", wollte er protestieren. „Egal, die sind gerade bei Emma.", grinste ich und hatte schon längst den Videoanruf gestartet. „Was ist denn mit dir passiert.", rief Emma, während ich einfach nur dämlich in die Kamera grinste. „Die haben gesoffen, sich in die Sonne gelegt und danach weiter gesoffen.", lachte Amelie und nahm mir das Handy weg, um einmal die ganze Runde zu filmen. „Und Wincent hatte festgelegt, dass die Frauen das nicht erfahren.", erklärte sie dann noch. „Jaaa... aber isch doch egal.", nuschelte ich und versuchte wieder an mein Handy zu kommen. „Und warum habt ihr euch so sehr besoffen, dass ihr an der Nadel hängt?", fragte Emma und auch Linda linste ihr über die Schulter. „Keine Frauen, keine Kinder...", begann Marco. „Und ein gratis Jägermeisterstand.", ergänzte ich. „Wow.", lachte Linda. „Ich wünsch euch morgen einen schönen Kater.", verabschiedete Emma sich dann. „Ich werd doch keinen Kater haben.", grinste ich.

Und wie ich einen Kater hatte. Und einen fetten Sonnenbrand. Den nächsten Tag verbrachten Marco und ich also damit uns gegenseitig zu bemitleiden, während wir feststellten, dass wir definitiv zu alt für sowas waren. „Und spätestens, wenn du auch Vater wirst, bist du nicht mehr der Drahtzieher.", lachte Amelie beim Abendessen. „Oder gerade dann, seht euch Paul an.", grinste ich. Dieser prostete mir gerade mit einem Glas Jägermeister zu. Dass der das Zeug noch sehen konnte. 

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