Kapitel 76

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Emma

So aufregend diese Albumphase auch war, ich war irgendwie heilfroh, als das Ding nun endlich auf dem Markt war. Jeden Song nochmal so in seiner endgültigen Version zu hören, machte mich unfassbar stolz. Obwohl ich nicht wirklich etwas dazu beigetragen hatte, fühlte es sich an, als wäre es auch mein Baby. Ich konnte es so gut verstehen, dass Wincent aus dem Strahlen kaum mehr raus kam. Und genauso gut konnte ich verstehen, dass Kevin glücklich war uns los zu sein. Wincent war zwischenzeitlich auch wirklich anstrengend, selbst für mich, und ich war wirklich belastbar, möchte ich behaupten. „Wow", seufzte ich, als mir all das bewusst wurde. 

„Ihr habts echt gepackt!" Drei Augenpaare sahen mich an. „Es wär nur halb so gut geworden ohne dich", meinte Wincent und küsste mich kurz. Als ob. „Das war schön euer Verdienst, ich hab nix gemacht", warf ich ein. Kevin lachte laut. „Ne, gar nix. Außer dich ums Essen gekümmert, Wincent eingefangen, wenn er mal wieder abgedreht ist, Zeilen umgestellt und Melodien gecrasht und uns zum Sport motiviert. Aber ja, sonst hast du gar nix getan", lobte er mich und ich wurde sicher rot dabei. Wir waren auf diese Monate echt gut zusammengewachsen und wir hatten hier in München irgendwie eine zweite Familie gefunden. „Genug der Sentimentalität, ich muss ins Bett", meldete sich Wincent dann wieder zu Wort und wir grinsten ihn an. Er hatte Recht. Es war Zeit das Studio mal hinter uns zu lassen. Ich räumte die Küche auf, während sich die Jungs um ihre Räume kümmerten und bis wir letztendlich vor dem Haus standen dämmerte es schon fast. Wir verabschiedeten uns von Fabi, der in seine Wohnung fuhr, während wir bei Kevin im Gästezimmer schlafen konnten. Wir schleppten uns nacheinander ins Bad und als ich im Bett lag, überkam mich direkt die Müdigkeit und ich schlief ein, noch bevor Wincent neben mir lag.

Als ich wieder aufwachte knallte mir die Sonne schon voll ins Gesicht und als ich meine Augen öffnete, grinste mich Wincent an. „Warum bist du schon wach?", murmelte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. „Schon? Weißt du wie spät es ist?", lachte er, „kurz nach drei". Oh wow.

Diesen langen Schlaf hatte ich wohl bitter nötig. Verschlafen rieb ich mir die Augen. „Louis war schon dreimal hier und hat nach uns geschaut", erzählte er. Ich musste lächeln. „Und er hat sich einfach wieder wegschicken lassen?", fragte ich nach. Wincent schüttelte mit dem Kopf. „Einfach nicht. Die ersten beiden Male hat ihn Kevin weggelockt und beim letzten Mal hab ich gesagt, um drei kann er kommen und dich aufwecken", meinte er. Ich hob eine Augenbraue und sah ihn an. „Das heißt, dass er gleich in der Tür steht...", murmelte ich. Wincent nickte. Trotzdem streckte ich mich zu ihm nach oben, bis meine Lippen auf seine trafen. Ich grinste in unseren Kuss hinein, weil Wincent seufzte. „Endlich bist du wach, Emma", ertönte es plötzlich von der Tür und keine zwei Sekunden später warf sich Louis zwischen uns. 

Wincent rutschte etwas von mir weg, sodass es Louis bequem zwischen uns hatte. Er hatte uns ein Buch mitgebracht, aus dem ich ihm vorlesen sollte. Ich konnte kaum geradeaus gucken, weil ich ja gerade erst aufgewacht war, aber für ihn gab ich mein Bestes. Ich spürte genau, wie Wincent uns beobachtete und dass er dabei grinste wie ein Honigkuchenpferd. Je mehr Seiten ich umblätterte, desto ruhiger wurde es neben mir und irgendwann war Louis wohl weggenickt. „Er ist eingeschlafen", bestätigte Wincent meine Vermutung und drehte sich auf die Seite. Ich legte das Buch weg und als ich versuchte Louis wegzudrehen, presste er sich nur weiter gegen mich. Mein Herz platzte fast bei so viel Süßigkeit. Seine zarten kleinen Händchen an meinem Hals. Und obwohl er schon lange kein Baby mehr war, roch er wie Babies eben riechen. Ich hob meinen Blick und sah in Wincents feuchte Augen. „Ihr seid so süß", flüsterte er. Ich legte meine Hand an seine Wange und strich sanft darüber. Ich wusste wie schwer sein Herz gerade war. Uns so zu sehen. Der Moment war nicht der Beste und nicht der, den ich mir vorstellte, wenn ich darüber nachdachte, aber trotzdem konnte ich nicht mehr warten.

„Ich muss dir was sagen", meinte ich leise, bis Wincent mich wieder ansah und seufzte. „Ich weiß Emma...es tut mir leid...das sollte nicht schon wieder so zum Thema werden...", murmelte er, bis ich ihn unterbrechen musste. Es ehrte ihn ja, dass er mich davor beschützen wollte oder mich nicht drängen wollte, aber ausnahmsweise ging es mal nicht darum. Ich versuchte mich irgendwie von Louis zu lösen, aber meine Güte, der war fast noch anhänglicher als Wincent. Schmunzelnd gab ich auf. „Dann eben so. Also, ähm, ich hatte vor zwei Wochen meinen letzten Arzttermin. Der Knoten is raus", sprach ich es einfach aus. Perplex sah mich Wincent an. „Wie? Der is raus? Warum hast du nix gesagt?", fragte er mich. Ich sah wie schwer es ihm fiel leise und ruhig zu bleiben. Okay, es war vielleicht doch nicht der richtige Zeitpunkt, dachte ich. „Der war mittlerweile so klein geworden um ihn raus stanzen zu können und dann dachten wir, warum was riskieren? Worauf warten?", versuchte ich ihm zu erklären. „Ach Emma, erzähl mir doch sowas...", seufzte er. Er war so im Albumstress die letzten Wochen, dass ich ihn nicht mit dem Thema belasten wollte. „Du musst nicht immer alles alleine mit dir ausmachen...gehts dir gut?", fragte er. Ich nickte. „Klar, alles gut. Hat gar nicht wehgetan. Und da dir nicht mal irgendwas aufgefallen ist, muss es ziemlich klein gewesen sein", schmunzelte ich. Wincent rollte mit den Augen. „Du bist unmöglich, echt." Mir war klar, dass er gerne irgendwas getan hätte, aber nach wie vor lag Louis zwischen uns. „Aber das heißt wir müssen keine Angst mehr um dich haben?", fragte er nach und ich nickte nur. Ich sah ihm in die Augen und versuchte darin zu lesen, ob er den Wink verstanden hatte. 

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