Kapitel 18

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Wincent

Ich konnte nichts mehr hören und ich brauchte auch nichts mehr von Emma hören. Ich wollte sie einfach nur küssen und als ich das wieder tat, explodierte fast mein Herz. All die Anspannung der letzten Monate fiel in Sekundenschnelle von mir ab. Ich hatte sie so vermisst. Alles war wieder da, als hätte es die letzten Monate nicht gegeben. Vorsichtig löste ich mich ein wenig von ihr und legte meine Stirn an ihre. Ihr standen Tränen in den Augen, als sie mich ansah und ich hatte selbst ganz schön mit mir zu kämpfen nicht zu heulen. „Es tut mir auch leid, wie ich mit dir umgegangen bin...ich war mindestens genauso blöd wie du...wenn nicht noch blöder", murmelte ich. Wir hätten all das so viel einfacher und so viel früher haben können und standen uns selbst total im Weg. 

„Ich liebe dich", hörte ich auf einmal Emmas Worte und mir wurde noch wärmer ums Herz, wenn das überhaupt möglich war. „Sag das nochmal", meinte ich nur und mein Grinsen war mittlerweile sicher fest getackert. „Ich liebe dich", wiederholte sie ihre Worte, immer und immer wieder und kletterte auf meinen Schoß. Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und legte meine Hände an ihre Wangen. „Ich liebe dich auch...die ganze Zeit schon", erwiderte ich und drückte sie näher an mich. Endlich hatten wir das beide eingesehen! Sie vergrub ihre Finger in meinen Haaren und ich hätte ewig mit ihr hier knutschen können, aber irgendwann löste sie sich von mir und sah mich erwartungsvoll an. „Wir sollten wieder zurückgehen, oder?", schlug sie vor. „Eigentlich nicht", schmunzelte ich und küsste sie nochmal. Natürlich hatte sie Recht, wir mussten ja irgendwann auch weiterfahren. „Wann musst du wieder nach Hause?", fragte ich Emma. Ich wollte sie auf keinen Fall jetzt schon wieder gehen lassen, nicht nachdem wir es endlich auf die Reihe gekriegt hatten. Unsicher sah ich sie an mit der Befürchtung sie müsse am nächsten Tag in die Uni. „Ich geh erst mit dir wieder nach Hause", grinste sie und nahm meine Hand. Gerade könnte ich platzen vor Glück, weil ich wusste, dass ich sie jeden Tag bei mir hatte.

Als das Gelächter vor dem Bus lauter wurde, hielt ich sie nochmal am Arm zurück. Die Crew würde Fragen stellen, da war ich mir mehr als sicher. „Das ist doch ernst jetzt, oder?", fragte ich und fühlte mich wie ein kleiner Junge. Emma grinste und legte ihre Hände an meine Wangen, bevor sie bestimmt auf mich einredete. „Aber sowas von. Ich mach doch diesen ganzen Aufriss nicht wegen unserer bescheuerten Freundschaft- plus- Geschichte. Pff, als ob das funktioniert hätte...", lachte sie. Sicher nicht. „Gut", erwiderte ich, „ich lass dich nämlich jetzt so schnell nicht mehr gehen". Ich küsste sie nochmal und verschränkte dann meine Finger mit ihren. „Bereit?", fragte ich sie nochmal und als sie nickte, gingen wir die letzten Schritte bis zum Bus. 

Obwohl ich das ja beruflich ständig tat, war es mir so unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen. Alle starrten uns an, als wir um die Ecke bogen, und mir kam es unendlich lange vor. Emma drückte meine Hand noch fester, wenn das überhaupt ginge. „Na endlich", quietschte Amelie und fiel uns Beiden um den Hals. Erst dann erfüllte Jubel und Gegröle die Nacht und wir wurden gefeiert, als hätten wir sonst was getan- die Welt gerettet oder so. Benni hatte fast etwas Tränen in den Augen, als er uns ansah. „Ihr habt es aber auch spannend gemacht", meinte er, „das ist nichts für mein schwaches Herz".

Ich schaute zu Emma rüber und sie musste sich auch die ein oder andere Träne verkneifen. Ich hatte ja nicht gewusst, dass ich meine ganze Crew so fertig gemacht hatte. Wir waren alle etwas sentimental, das spürte ich genau, als ich meinen Arm um Emma legte. Sie sah zu mir hoch und als ich sie wieder küsste, vor Allen um uns herum, wurden die Jubelrufe nur nochmal lauter. Emma grinste in den Kuss hinein. „Hättet ihr das nicht schon letztes Jahr so machen können? Das hätte uns einiges an Stress erspart", meinte Manni und hatte alle Lacher auf seiner Seite. Es überraschte mich nicht, dass irgendwann so ein Spruch kommen musste. „Warum einfach, wenns auch kompliziert geht", konterte Emma. Niemals würde es einer der Jungs schaffen Emma sprachlos zu machen. 

Tom teilte eine Runde Bier aus, wohl darauf bedacht mir ein Alkoholfreies zu geben. Irritiert sah Emma zu mir rüber. „Erklär ich dir in Ruhe", meinte ich nur und dann hielten wir unsere Flaschen in die Luft. „Auf eine geile restliche Tour", rief ich. „Auf Emma und Wincent", erwiderten alle anderen im Chor. Dieses eine Getränk zusammen hatten wir viel zu schnell hinter uns gebracht und gerade, als es entspannt und lustig wurde, mussten wir weiter. Die Tour war schließlich in vollem Gange und wir mussten am nächsten Tag in der nächsten Stadt sein. Ich schmiss Emmas Rucksack in mein Zimmer und als ich gerade wieder nach unten gehen wollte, stand sie vor mir.

„Ich hab uns schon abgemeldet. Du glaubst doch nicht, dass ich dich heute Nacht teile", meinte sie und schob mich wieder zurück, bis ich die Tür in meinem Rücken spürte. Ich musste schmunzeln. „Meinst du nicht, wir sollten es vielleicht langsam angehen lassen?", meinte ich und sah ihr in die Augen. Emma wich ein Stück von mir weg und sah mich unsicher an. Damit hatte sie scheinbar nicht gerechnet. „Ja...doch...wahrscheinlich hast du Recht...ich mein...", stammelte sie vor mir rum, was ich unglaublich süß fand. Ich musste mich zwingen nicht los zu lachen. Ich öffnete die Tür hinter mir und zog Emma mit mir. Sie musterte mich und ich musterte sie, bis ich nicht mehr an mich halten konnte und lachen musste. „Du glaubst doch nicht, dass ich das aushalte", murmelte ich und schob sie gegen die geschlossene Tür. Sie grinste und strich mir über den Rücken. „Ich dachte schon", schmunzelte sie, „ich wollte schon fragen, ob du kaputt bist".

 Als ob ich ihr widerstehen könnte. Sie schob ihre Hände unter mein Shirt und sofort kribbelte alles in mir. Ich zog ihr ihr Shirt aus und sah ihr in die Augen. „Ich liebe dich, Emma", flüsterte ich. Sie lächelte sanft und zog mich näher an sich. „Ich dich auch", erwiderte sie, bevor sie mich küsste. Ich ging ein paar Schritte rückwärts und ließ mich dann mit ihr auf die Matratze sinken. Wir verloren schnell unsere Klamotten und als ich nur noch meine Boxershorts trug, sah ich sie nochmal an. „Was is?", meinte sie und brachte etwas Abstand zwischen uns. Ich musste schmunzeln. „Nix...", meinte ich, „ich sag nur schon mal im Voraus Entschuldigung, falls es zu schnell vorbei sein sollte", lachte ich und drehte uns um. „Du bist so ein Spinner", lachte sie und schlang ihre Beine um meine Hüfte. „Aber ich hab dich auch sehr vermisst", grinste sie. 

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