Kapitel 96

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Wincent

„Weißt du, dass das ganz schön machomäßig klingt, wenn du Linda so auf ihre Mutterrolle reduzierst?", hörte ich mich sagen und ich fragte mich kurz, wo das herkam. Fragend sah Marco mich an. „Naja, du hast da genauso deinen Beitrag dazu geleistet. Ihr habt dieses Kind bekommen, es scheint alles perfekt, und du kannst oder willst dir nicht eingestehen, dass du doch was für sie empfindest? Ich hoffe nicht, dass du ihr nen Blumenstrauß zum Muttertag geschenkt hast, weil sie ja nen ‚ach so guten Job' macht", redete ich weiter auf ihn ein. „Du hast doch gesehen, wo uns das hingebracht hat, als wir zusammen waren. Ans Ende", sagte Marco ernst. Er hatte ja Recht und ich wollte ihm auch eigentlich keinen Vortrag mehr darüber halten, aber ich konnte es einfach nicht verstehen. „Es ist für alle besser wir bleiben so, wie wir von Anfang an waren. Adam ist das doch egal, für ihn ist es viel wichtiger, dass sich seine Eltern verstehen", warf Marco ein. „Jetzt ist er noch klein, aber irgendwann wird ihn das verstören, dass seine Eltern zwar nicht zusammen wohnen, aber Papa doch jede zweite Nacht bei Mama im Bett schläft", murmelte ich und schon nach dem ich es ausgesprochen hatte, wusste ich dass ich zu weit gegangen war. 

Es ging mich nichts an, wie sie ihre Beziehung führten, und solange alle glücklich damit waren. Marco schwieg. „Sorry", entschuldigte ich mich, „ich sollte mich nicht einmischen, ich weiß". Vorsichtig sah ich zu Marco rüber, aber der grinste nur schief. „Schon okay", meinte er, „aber ich denke du solltest dich lieber auf deine Beziehung konzentrieren. Schließlich wird das ziemlich ernst jetzt". Er wusste, dass Emma die Pille abgesetzt hatte; ich brauchte jemanden, mit dem ich darüber reden konnte. „Ich hab alles gegeben in den letzten Wochen, also wenn das nicht gefruchtet hat, dann weiß ich auch nicht", sagte ich und stieß mit ihm an. „Oh bitte, Wince, erspar mir die Details. Ich weiß wie man ein Kind macht...offensichtlich", lachte Marco. „Eben, du weißt das. Hast du nicht den ultimativen Tipp für mich?", fragte ich.

„Doch, tatsächlich hab ich das. Ausrichtung nach Süden, du darfst nur die linke Socke anlassen und Emma muss in ne Zitrone beißen", erklärte er. Wir sahen uns an und prusteten los. „Du hast nen Knall, ey" meinte ich, „du willst mir doch nicht weis machen, dass du dich überhaupt daran erinnern kannst". „Natürlich nicht, ich glaub ich war voll. Wobei, ich könnt nicht mal das eine Mal benennen, schließlich haben wir uns zu der Zeit echt oft gesehen", grinste Marco. „Oh bitte, Marco, erspar mir die Details", lachte ich nun. Wann waren wir nur falsch abgebogen, dass wir schon wieder bei Sex angekommen waren. „Aber soll ich dir was verraten?", fragte er und sah mich herausfordernd an. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was jetzt kommen würde, aber wenn er so geheimnisvoll tat, war ich gespannt. Ich nickte und stellte mein Bier weg. Sicher ist sicher. 

„Glaub nichts davon, was du über Frauen nach einer Geburt gelesen hast. Das sind alles Horrorgeschichten, dass du nur Angst vor dem ersten Mal haben MUSST. Ich sag dir...", fing er an, bis ich ihn unterbrechen musste. „Stopp, es gibt Dinge, die ich über Linda NICHT wissen will, okay?", sagte ich. Marco schüttelte den Kopf. „Ja ja, ich weiß, darum gehts nicht. Ich wollte dir nur sagen, es kann durchaus gut werden. Ich mein wir hatten immer guten, sehr guten, mehr als guten Sex, sonst wären wir...egal. Also was ich sagen wollte, hab keine Angst davor. Wenn sie will, wird's so gut, ich versprechs dir. Es wird sich wohl alles anders anfühlen, aber es wird mindestens genauso gut wie vorher, wenn nicht sogar noch besser", schwärmte er und ich konnte nur lachen.

„Okay, ich werd an deine Worte denken, wenn es irgendwann mal soweit ist", erwiderte ich. Er hatte völlig den Verstand verloren. Ich öffnete das nächste Bier und hielt ihm seins hin. „Hast du mir das grad echt erzählt?", fragte ich. „Jep, und ich krieg echt nen Ständer, wenn ich daran denke", murmelte er. Ich verschluckte mich direkt an meinem Bier. „Danke für dieses Bild. Soll ich gehen? Dass du zu ihr fahren kannst?", fragte ich und musste immer noch lachen. „Ach Quatsch, geht gleich wieder", grinste Marco. „Nicht dass ich dich um deinen guten Sex bringe", stichelte ich weiter. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Ich wollte gerade das Spiel neu starten, als mein Handy vibrierte und eine Nachricht von Emma reinkam. Ich öffnete unseren Chat und das Bild, was sie mir geschickt hatte, ließ mich schlucken. 

Sie lag auf der Couch, sanftes Licht brannte im Hintergrund. Sie trug mein Shirt und sah verführerisch in die Kamera. Erst als ich den Text dazu las und einen zweiten Blick auf das Foto warf, sah ich dass ihre Hand halb in ihrem Höschen verschwunden war. ‚Kommst du nach Hause oder muss ich alleine weitermachen?', stand darunter. Wieder musste ich schlucken. Mein Kopfkino war sofort an. „Alles gut, Digga?", hörte ich Marcos Stimme neben mir. Ich sah ein weiteres Mal auf das Foto. „Ich muss nach Hause", sagte ich und sprang schon fast von der Couch auf. In Windeseile zog ich mich an und hechtete aus der Haustür. „Ey, ich hoffe es ist richtig guter Sex, für den du mich hier ohne ein Wort sitzen lässt", rief er mir nach und da drehte ich mich nochmal um. „Das hoffe ich auch", grinste ich nur und fuhr in viel zu schnellem Tempo nach Hause. 

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