Kapitel 37

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Emma

Tag fünf im Krankenlager oder war es etwa schon Tag sechs? Ich hatte keine Ahnung und offen gestanden jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren. Von Angela hatte ich nichts mehr gehört, aber das war mir gerade auch egal, ich war genug damit beschäftigt Wincents Krankenschwester zu spielen und nebenbei noch für uns Beide zu arbeiten. Als ich die Hühnersuppe nach Angelas Rezept gekocht hatte, hatte Wincent das sofort durchschaut und doch nichts dazu gesagt. Ich wollte auch keinen weiteren Streit wegen seiner Mum anzetteln, also ließ ich jeden Kommentar sein. Irgendwann musste er wieder mit ihr reden, das war mir klar, aber gerade musste er erstmal wieder gesund werden. Das Fieber war jetzt schon den zweiten Tag unten, aber die Halsschmerzen und der Husten blieben hartnäckig. Egal wie oft ich ihn darum bat einfach mal nicht zu reden, erwischte ich ihn immer wieder bei Telefonaten mit wem auch immer. Ich setzte gerade mal wieder Teewasser auf, als ich ihn erst lachen und dann aus voller Brust husten hörte. Warum sind Männer eigentlich so anstrengend, wenn sie krank sind? Mein Kinderwunsch verabschiedete sich gerade in die tiefsten Tiefen meines Unterbewusstseins. 

„Welchen Teil von ‚halt doch einfach mal den Mund' verstehst du eigentlich nicht?", fragte ich Wincent, als ich seine Kanne Tee auf dem Nachttisch abstellte. Bedröppelt schaute er zu mir auf und dieser Blick ließ mich jedes Mal weich werden. Jedes. verdammte. Mal. „Guck mich nicht so an", meinte ich und ich spürte wie sich meine Mundwinkel wie automatisch nach oben zogen. Er griff nach meiner Hand und zog mich zu sich ins Bett. Er drückte mich auf den Rücken und begann mich zu Küssen und mit jedem Kuss wurde ich weicher. „Wincent", jammerte ich, als er sich über meinen Bauch küsste. Er schob sich zu mir hoch und grinste mich an. „Du hast gesagt nicht reden...tu ich nicht. Versprochen!", meinte er vielsagend und verschwand grinsend unter der Bettdecke. Er schaffte es immer wieder mich in den Wahnsinn zu treiben, auf sämtlichen Ebenen.

Selbst wenn mein Hirn vor zwei Minuten noch der Meinung war, Sex wäre jetzt das Letzte, was er brauchen könnte, war ich mittlerweile meilenweit davon entfernt. Ich hatte längst meine Klamotten verloren und lag unter Wincent, der ziemlich angestrengt schnaufte. Ich strich ihm durch die Haare, bis er mich ansah. „Is vielleicht doch n bisschen viel, was?", meinte ich. „Niemals kann ich jetzt aufhören, Emma", brummelte er und grinste mich an. Das hatte ich mir fast gedacht. „Aber du kannst mich machen lassen", meinte ich und drehte uns um. „Viel besser", erwiderte er und verschränkte die Hände unter seinem Kopf. „Du bist so ein Macho, ey", meinte ich, aber für mehr Diskussion war auch ich nicht in der Lage. Ich brauchte auch mal für ein paar Minuten die vollkommende Entspannung. Und die kriegte ich nur im Bett mit Wincent. „Das war genug Anstrengung für die nächsten Tage", meinte ich zu ihm, als ich mich wieder anzog, „du bleibst schön liegen, sonst wirst du diesen Husten nie los". Ich hörte mich langsam wirklich sehr bevormundend an, aber mich ließ auch das Gefühl nicht los, dass ihm das ein bisschen gefallen könnte so umsorgt zu werden. „Solange du ab und an mal vorbeischaust und dich ausziehst, kann ich damit leben", witzelte er und manchmal wollte ich ihn an die Wand klatschen für einen blöden Spruch nach dem anderen.

Die folgenden Tage ging es endlich bergauf und nachdem ich Wincent zum wiederholten Male klar gemacht hatte, dass er in diesem Zustand nicht zu den Proben fahren könnte, hielt er sich an jede meiner Vorschriften und trank brav jedes Mittelchen, was ich ihm hinstellte. Und so kriegten wir zwei Tage vor Probenstart gerade so die Kurve. „Yes, mein Mann hat die tödlichste Männergrippe überlebt, ich fass es nicht", zog ich ihn auf. Ich war echt an meine Grenzen gegangen. Dieses Gejammer den ganzen Tag. „Haha, sehr witzig", meinte Wincent, während er seinen Rucksack packte. „Und du kannst sicher nicht mitkommen?", fragte er. Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich hatte einfach mein Pensum nie geschafft in den letzten Tagen. „Ich muss arbeiten und wir wissen beide, dass das unterwegs nicht klappt. Amelie bringt mich um, wenn ich sie weiterhin versetze", erklärte ich. Sie hatte mir echt viele Aufgaben für die Novembertour gegeben und die wollte ich auch auf die Reihe kriegen. Ich wollte ihr schließlich beweisen, dass es keine schlechte Idee war mich so mit einzubeziehen. „Ich werd dich vermissen", murmelte Wincent und zog mich in seine Arme. „Ich dich doch auch. Aber es ist nur eine Woche und wir haben noch fast zwei Tage, bis du fährst", stellte ich fest. „Und die sollten wir nutzen", meinte er und zog mich auf seinen Schoß. Er begann mich zu küssen, aber ich musste leider dazwischen funken. „Später. Jetzt schau dir bitte die Meet&Greet Sache an, damit ich das fertig machen kann, wenn du weg bist und heute Abend gehör ich dir, ganz allein", versprach ich ihm.

Ich setzte mich wieder an den Tisch vor meinen Laptop und gab Wincent seinen auf die Couch. Meine ToDo-Liste wurde nicht unbedingt kürzer, aber ich war guter Dinge, dass ich Einiges schaffen würde, während die Jungs auf Probenwoche waren. „Ich find das gut, wenn ihr die ‚Gewinner' fürs Meet&Greet spontan aus dem Publikum auswählt", meinte Wincent irgendwann und sah zu mir rüber. „Aber ich will nicht, dass du das machst. Ich will nicht, dass du alleine durch die Menge gehst", erklärte er. Ich wusste das. Und ich wollte das selbst auch nicht. „Amelie macht das. Aber ich bin für dein Social Media zuständig, also ich such vorab schonmal die Profile raus. Die hier muss auf jeden Fall auf die Merkliste", meinte ich und wollte ihm meine Vorauswahl präsentieren, aber er klappte mein Laptop wieder zu. „Ich will das gar nicht vorher wissen. Du machst das schon. Wie du alles machst, was mit meinem Job zu tun hat. Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut funktioniert, muss ich zugeben", sagte er. Wenn er mich jede Stunde bei der Arbeit unterbrach, würde ich tatsächlich wieder nichts schaffen. „Job is Job. Das sind meine Aufgaben und die erledige ich...", zuckte ich mit den Schultern. 

„Und wenn ich eine Deadline mal nicht einhalten kann, hab ich so das ein oder andere Ass im Ärmel, um den Chef zu besänftigen". Meine Konzentration war eh flöten gegangen, also stellte ich Wincents Laptop weg und kletterte auf seinen Schoß. „Ach, jetzt hast du doch Zeit für mich, oder wie?", flüsterte er an meine Lippen, „vielleicht kann ich jetzt nicht?" Ich ließ meine Hand über seine Brust und seinen Bauch streichen, bis sie in seinem Schritt angekommen war. „Ich glaub schon, dass du kannst", schmunzelte ich und schob meine Hand in seine Boxershorts. Er zog mir meinen Hoodie über den Kopf und strich über meinen nackten Rücken. Gierig presste ich meine Lippen auf seine, als er unter meinen Berührungen leise aufstöhnte. 

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