Emma
„Kann es sein, dass du das immer nur sagst um mich hinzuhalten? Kann es sein, dass du gar keine Kinder willst? Mit mir?", sagte Wincent dann auf einmal. Schockiert sah ich ihn an und rutschte ein Stück von ihm weg. „Guck nicht so. Sag mir, wenn ich Recht habe.", feuerte er sofort hinterher. „Du... du hast nicht Recht... ich will Kinder.", sagte ich leise und suchte in Gedanken die richtigen Worte. „Und wo ist dann das Problem?", fragte Wincent laut. Sofort verfiel ich in meinen Verteidigungsmodus. „Ich bin einfach noch nicht bereit dafür, check das doch endlich.", wurde ich nun auch laut und stand auf. Wincent tat es mir gleich und so fühlte ich mich ihm direkt wieder unterlegen. „Was heißt hier ‚check das endlich'? Ist es nicht egal, wann wir Kinder bekommen?", kam es wieder von Wincent. „Nein ist es nicht. Wenn ich mich noch nicht bereit dafür fühle." „Aber wenn du schwanger wärst, würdest du das Kind doch behalten, oder?", fragte er leise. Was war das denn jetzt für eine Nummer? „Natürlich, das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.", sagte ich sofort. „Doch, dann scheinst du dich ja doch mit dem Gedanken anfreunden zu können. Emma, das ist mein größter Wunsch.", wollte Wincent mir weiß machen.
Meine Güte, wir leben doch nicht mehr im 18. Jahrhundert. Er setzte mich total unter Druck und ich hatte das Gefühl, als würde sein Empfinden, sein Wunsch, über meinem stehen. „Ja Wincent, meiner auch, aber erst in ein paar Jahren. Ich werde mich jetzt sicher nicht von dir schwängern lassen, nur damit dein Wunsch jetzt in Erfüllung geht. So funktioniert das in einer Beziehung nicht.", sagte ich laut. „Warum bist du so strikt gegen ein Kind?", fragte er wieder und langsam bröckelte meine Fassade. „Es ist halt so.", schrie ich und verschanzte mich im Schlafzimmer. Ich musste mit Linda reden, sofort. Ich wählte ihre Nummer, doch sie drückte mich einfach weg. Ich wählte ihre Nummer sofort wieder und endlich ging sie ran. „Du Süße, es ist gerade ganz schlecht, ich klär ein paar Sachen mit Marco.", säuselte sie ins Telefon und hatte schon fast wieder aufgeregt. „Linda, bitte!", flehte ich.
„Okay, was geht bei euch ab? Wincent ruft scheinbar auch an.", sagte sie und ich hörte, wie sie eine Tür schloss. „Er wirft mir vor, dass ich keine Kinder will und dreht voll am Rad.", weinte ich. „Wie kommt er da jetzt drauf?", fragte sie nach. Seufzend ließ ich mich auf den Rücken sinken. „Keine Ahnung, so nach dem Motto alle bekommen Kinder nur wir nicht.", erklärte ich. „Oh Maus. Ich weiß es ist schwer, aber meinst du nicht, es ist an der Zeit ihm mal die Wahrheit zu sagen?", fragte sie. Sofort überschlug sich mein Herz. „Nein Linda, das geht nicht, das kann ich nicht. Warum kann er nicht einfach verstehen, dass ich momentan keine Kinder möchte?", fragte ich und ich war langsam echt verzweifelt. „Das wird er schon verstehen, aber ihr seid beide gerade echt aufgewühlt.", redete Linda mir gut zu. „Wenn ich was für dich tun kann, dann sag mir bitte Bescheid, aber ich müsste echt dringend weiter mit Marco reden.", sagte sie dann. „Ja, danke Herz. Ich weiß, dass du Wichtigeres zu tun hast.", murmelte ich.
Unbewusst hätte ich gerne noch viel mehr von ihr gehört, aber ich konnte das Thema nicht weiter verdrängen. Wincent und ich mussten miteinander reden und nicht immer aus der Situation flüchten. „Nichts ist wichtiger, als du. Wenn etwas ist bin ich für dich da, aber überleg dir nochmal, ob du nicht vielleicht doch die Wahrheit sagst.", redete sie mir gut zu. „Mal sehen. Danke für alles.", flüsterte ich und legte auf. Ich brauchte einen Moment um mich zu fangen, bevor ich wieder zu Wincent ins Wohnzimmer ging. Er saß am Küchentisch und starrte konzentriert auf seinen Rechner. „Können wir bitte nochmal ruhig drüber reden?", fragte ich leise.
Ich wollte das irgendwie beenden, wir mussten zu irgendeiner Lösung kommen- zumindest fürs Erste. „Worüber?", brummte er. „Über die ganze Kinder-Sache.", erklärte ich und setzte mich ihm gegenüber. „Was gibts da noch zu reden?", zuckte er mit den Schultern und brachte mich damit fast schon wieder auf 180. Ich atmete tief durch und setzte mich ihm gegenüber. „Warum möchtest du unbedingt jetzt ein Kind? Ist es, weil das dein Wunsch ist oder ist es, weil gerade alle deine Freunde Väter werden?", fragte ich ruhig. Wincent klappte sein Laptop zu und sah mich an. „Ist das nicht egal? Du willst kein Kind und damit hat sich das Thema erledigt!", sagte er klipp und klar. Sein kindisches Verhalten brachte mich schon wieder echt auf die Palme. „Kannst du das nicht verstehen, dass ich nach nicht mal einem Jahr Beziehung und allem, was wir hinter uns haben nicht direkt ein Kind bekommen möchte? Wincent, ich will die Welt mit dir sehen, bevor wir uns an ein Kind binden.", versuchte ich es nochmal im Ruhigen. „Aber Emma, wir könnten eine richtige kleine Familie werden, oder willst du das nicht?", hakte er nochmal nach. „Natürlich will ich das.", seufzte ich. „Und warum wehrst du dich dann mit Händen und Füßen dagegen?", fragte Wincent und sah mich auffordernd an. Okay Emma, das ist jetzt wohl der Moment, indem du dein Geheimnis aufgeben musst, sagte mir meine innere Stimme. Ich wollte diese Karte nicht spielen, nicht so, aber er ließ mir wirklich keine andere Wahl.
„Du weißt, warum ich meine Mum verloren habe...und ich möchte nicht, dass es meinen Kindern in jungen Jahren genau so geht. Ich hab wohl nen Knoten in der Brust, der beobachtet werden muss. Der Befund ist unklar, es kann alles und nichts sein.", sagte ich möglichst neutral und hoffte endlich auf Verständnis bei Wincent zu stoßen. „Ne bessere Ausrede ist dir auf die Schnelle nicht eingefallen?", spottete Wincent und stand auf. Ich traute meinen Ohren kaum. Hatte er mir nicht zugehört? „Willst du mich eigentlich verarschen?", schrie ich ihn an. „Schrei mich nicht so an und tisch mir nicht so ne Scheiße auf, nur weil du das Thema nicht vernünftig mit mir ausdiskutieren willst", erwiderte er eben so laut und verschwand mit knallender Tür im Schlafzimmer. Die Tränenbäche liefen nur so über meine Wangen, als ich meine Arztbriefe und Befunde raussuchte. Ich bekam direkt ein Ziehen in der Brust, als ich das alles wieder schwarz auf weiß sah und musste erstmal tief durchatmen. Bis ich auf das größte Donnerwetter ever gefasst war. Ich griff mir alle Briefe und ging zu Wincent. „Hier, da siehst dus.", sagte ich laut, knallte ihm die Zettel vor die Nase und sah ihn einfach nur an.
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Nur mit Dir
FanfictionDas hier ist der zweite Teil rund um Emma und Wincent. Es war schwierig mit den Beiden; dieser Pakt ihrer Freundschaft- plus, von der jeder sagte, dass es nicht gut gehen könnte. Und jeder sollte Recht behalten. Erst verliebt sich der eine, dann der...