Kapitel 99

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Wincent

Fassungslos starrte ich Emma an und sie mich. Ich ertrug ihren Blick nicht mehr, dieses Unschuldige, Wehleidige, und das, obwohl sie mich so kurz vor unsere Hochzeit betrogen hatte. Das hatte sie doch, oder? „Wince... das was du da denkst, das stimmt so nicht, das weißt du.", flüstere Emma und legte ihre Hand an meinen Arm. „Ach, nicht so wie ich denke? Du hast mich nicht nur einmal betrogen, sondern gleich mehrfach?", schrie ich und schubste sie weg. Ich war rasend. „Jetzt hör mir mal zu! Ich hab dich nicht betrogen, ich hab ihn nicht mal gesehen und nicht mal daran gedacht das zu tun. Ich hatte einen emotionalen Moment, ja. Und würde ich Gleiches mit Gleichem aufwiegen würde ich dich fragen, wie oft du Yvonne geschrieben, seit wir zusammen sind. Aber Babe, das interessiert mich nicht. Wir Beide sind jetzt wichtig und nichts anderes mehr.", flüsterte Emma zum Ende hin und zwang mich sie anzusehen. „Und du musst nie wieder Angst haben alleine zu sein, ich werde für immer an deiner Seite bleiben.", ergänzte sie noch. Langsam wurde ich ruhiger und merkte, wie sinnlos mein Eifersuchtsanfall war. Niemals würde sie mich betrügen und erstrecht nicht mit diesem Vollidioten. „Es tut mir leid.", meinte ich leise und sah auf den Boden. „Ich weiß, aber es tat trotzdem weh.", gestand sie. „Mir auch, aber noch mehr weh tut's mir, wenn wir streiten.", sagte ich und zog sie zu mir. „Du weißt doch, in guten wie in schlechten Zeiten.", kicherte Emma leicht. „Hör auf. Ich will jetzt einfach nen schönes Wochenende mit einer noch unverheirateten Frau verbringen.", schmunzelte ich und küsste sie.

Am nächsten Morgen lag ich noch im Bett und freute mich so auf ein entspanntes Frühstück mit Emma, als laute Musik das Haus durchschallte. Gut, bei uns generell nichts Ungewöhnliches, aber das Gegröle dazu verunsicherte mich dann doch. „So, Schlafmütze, Aufstehen", stand Emma dann in der Tür. „Ne, oder?", brummte ich, als ich Marco und Co im Flur hörte. „Sag mir bitte, dass sie sich an die zwei goldenen Regeln gehalten haben.", murmelte ich. „Welche?", lachte Emma. „Keine Shirts und keine Frauen.", stöhnte ich und stand auf. „Also eine haben sie schon direkt gebrochen.", meinte Emma noch und in dem Moment wurde unser Schlafzimmer gestürmt. „Wince!!! Party!!!", schrie Paul. Der war partytechnisch definitiv unausgelastet, seitdem er Vater war. „Heute kannst du noch ein letztes Mal die Sau rauslassen, bevor du dich bindest.", meinte Kevin dann und wurde von Fabi sofort bekräftigt. „Und deswegen, raus aus den Federn und das hier anziehen.", sagte Marco und warf mir ein Shirt zu. Paul kramte währenddessen eine Hose aus meinem Schrank und somit zog ich mich an. 

„Ich hasse euch.", brummte ich und begutachtete uns im Spiel. Ich stand in der Mitte mit einem Shirt auf dem ‚Ich heirate, die sind nur zum Saufen hier' stand. Die Jungs hatten dasselbe Shirt mit ‚Er heiratet, ich bin nur zum Saufen hier'. Cool sah es ja schon aus, sodass ich kurz schmunzeln musste, aber ich war gerade erst wach geworden. „Emma hat Frühstück gemacht für die Basis, danach hauen wir ab.", präsentierte Kevin mir dann den ersten Teil des Plans. „Die wusste das?", fragte ich und folgte den Jungs. „Na klar, ganz so einfach wars dann doch nicht zu organisieren.", schmunzelte Marco. Wir setzten uns also an den wirklich reich gedeckten Frühstückstisch und schafften uns eine vernünftige Basis. „So, euch viel Spaß und macht keinen Scheiß.", stand Emma dann neben mir. „Wohin gehst du?", fragte ich und sah sie an. „Zu meiner Trauzeugin und meinem Patensohn, wir haben noch Vorbereitungen zu treffen.", lächelte sie und beugte sich zu mir, um mir einen Kuss zu geben. „Also Jungs, behaltet wenigstens ein bisschen Anstand.", schmunzelte sie und damit war sie weg.

„Wie kann man so entspannt sein, wenn wir in diesen Shirts am Frühstückstisch sitzen?", fragte Fabi. „Wir haben ganz andere Sachen überstanden...", begann ich, aber ich wurde sofort von allen unterbrochen. „Wince, beim besten Willen, den Kram wollen wir an deinem Junggesellenabschied nicht hören. Nimm das Bier.", sagte Marco und wenig später zischten die ersten Bierflaschen.

Gegen elf Uhr stiegen wir in Eutin in die S-Bahn. Bewaffnet mit Bier und Schnaps war die Fahrt ziemlich schnell vorbei und wir stiegen in die Bahn nach Hamburg um. „Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte ich und nippte wieder an meinem Bier. „Das wirst du gleich sehen und glaub mir, es wird der geilste Junggesellenabschied, den es je gab.", grinste Paul. „Okay, solange das Bier nicht ausgeht.", zuckte ich mit den Schultern. Und solange es keine Frauen gibt... warf meine innere Stimme noch ein. „Mach dich mal locker, Kumpel, dein Leben ist erst morgen vorbei", grinste Marco. „Sehr witzig. Mach ich ja, ich hatte nur gestern noch einen echt krassen Streit mit Emma.", murmelte ich. „Was? Warum?", fragte Marco leise nach. Ich gab ihm eine Kurzfassung und musste ihm hundert Mal versichern, dass bei Emma und mir jetzt wieder alles gut war. „Also können wir feiern?", fragte Marco mich abschließend, als der Zug hielt. „Auf jeden Fall. Ich bin bereit.", grinste ich und folgte den Jungs. Lasset die Eskalation beginnen... mal wieder. 

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