Kapitel 105

1.3K 45 9
                                    

Emma

Endlich war es raus, nicht einen Moment länger hätte ich dieses Geheimnis für mich behalten können. Es war den halben Tag schon ein Eiertanz, wenn ich der Frage nach Sekt ausweichen musste. Nicht mal Linda konnte ich es sagen, nicht, bevor es Wincent wusste. Es rührte mich, wie er sich freute und gefühlt standen wir stundenlang so da. Bis wir irgendwann jemanden nach uns rufen hörten. „Emma, Wincent, ihr könnt euch nicht den ganzen Abend vor eurer Party drücken", hörten wir Amelie sagen und da sahen wir zu ihr auf. Als sie erkannte, dass wir beide Tränen in den Augen hatten, blieb sie allerdings stehen und trat ihren Rückzug an. Ich sah zu Wincent und musste grinsen. „Sie hat wohl Recht", zuckte ich mit den Schultern. Er strich mir über die Wange und küsste mich kurz. „Aber ich hab so viele Fragen", meinte er. „Wir reden morgen in Ruhe, okay? Jetzt feiern wir erstmal", schlug ich vor und hielt ihm meine Hand hin. Grinsend legte er seinen Arm um mich und gemeinsam liefen wir zurück zu unserer Gesellschaft. Kaum war ich an meinem Platz angekommen, erkannte ich Marco und Linda auf der Bühne. Oh oh, dachte ich nur. Unsicher sah ich zu Wincent, der auch nur mit den Schultern zuckte. Was das wohl geben würde? Marco klimperte ganz filmreif mit einem Messer gegen sein Glas und nach und nach wurde es still. Ich griff nach Wincents Hand und hielt sie ganz fest. Ich hatte keine Ahnung, was die Beiden geplant hatten. Ich hätte ihnen alles zugetraut. Unbewusst hielt ich die Luft an. Wincent versuchte mich zu beruhigen, aber ich sah ihm an, wie aufgeregt er selbst war. Bitte, lass es nicht allzu peinlich werden, betete ich in Gedanken. Dann ergriff Marco das Wort.

M: „Ich würd lügen, würd ich sagen, ich hätte damit gerechnet hier irgendwann mal zu stehen. Ich mein, ich hätte es gehofft, aber es gab eine Zeit, da habe ich nicht daran geglaubt. Ich erinnere mich an Wincent vor fast vier Jahren, als er frisch getrennt war. Was musste ich ihn zwingen mit auf den Weihnachtsmarkt zu kommen und dann stand er da und hatte keinen Bock zu gar nichts. Bis Emma kam, die genau so drauf war. Irgendwann sind die beiden verschwunden und dann... dann begann die Odyssee."

Ich sah zu Wincent und der grinste wohl genauso wie ich. Und wie Linda, die mich mit ihrem Blick fixierte, als sie das Mikrofon von Marco übernahm. Das war also die Trauzeugenarbeit, die sie zu leisten hatten. Ich konnte mich entspannen und lehnte mich zurück. Und dann genossen wir einfach nur die Rede unserer besten Freunde.

L: „Ich würd lügen, würd ich sagen, dass ich Emma sowas zugetraut hätte. Da geht sie einfach mit diesem Typen nach Hause und erzählt es mir erst am Tag danach, nachdem ich ihr wirklich jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Und dann wird das so eine Sache, wer hätte gedacht, dass wir heute in der Konstellation hier stehen."

M: „Ich würd lügen, würd ich sagen, dass Wincent jetzt verloren ist. Ja, er ist an die Ehe gefesselt, aber mal ernsthaft, wer will nicht an eine so wundervolle Frau wie Emma gefesselt sein. Hier im Raum ist wohl der ein oder andere gerade ein bisschen neidisch. Trotzdem, Wincent war verloren, bevor er Emma kennengelernt hat, bevor sie ihm geschworen hat für immer an seiner Seite zu sein. Ich weiß du wirst nicht gerne dran erinnert, aber auch diese Zeit gehört in dein Leben. Wince, ich bin stolz auf dich, darauf, dass ich dich meinen besten Freund nennen darf und dass ich heute hier stehen darf."

L: „Ich würd lügen, würd ich sagen, dass Wincent es einfach haben wird. Du kennst mich und du kennst Emma. Ich hoffe du weißt, worauf du dich eingelassen hast. Die volle Ladung Temperament, gepaart mit unglaublicher Willensstärke und einer großen Prise einfach Emma. So eine bekommst du nie wieder, aber ich glaube das weißt du. Und du weißt, was passiert, wenn du auch nur einen falschen Schritt machst, also sei gewarnt und trag deine Frau immer und überall auf Händen. Wie Marco eben schon gesagt hat, es gab schwarze Kapitel in euren Leben, aber die habt ihr gemeinsam hinter euch gelassen und -mal davon abgesehen, dass eure Lieblingsfarbe für immer schwarz bleiben wird- bin ich mir sicher, dass euch die bunteste Phase in eurem Leben bevorsteht. Ihr wart immer Emma und Wincent und das werdet ihr immer bleiben und das schätze ich so sehr an euch."

M: „Ich würd lügen, würd ich sagen, dass das hier gerade gar nicht kitschig ist. Aber das darf auch mal sein. Ich bin so froh euch beide in meinem Leben zu haben, egal ob beide auf einmal oder mal nur Emma, mal nur Wincent. Ohne euch wäre ich nicht der, der ich gerade bin. Ich weiß nicht, wie viele Moralpredigten ich schon bekommen habe, aber dafür liebe ich euch so sehr. Ihr seid immer da, ihr seid immer ein Team, sogar, wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid, das ist echt beeindruckend. Und bei euch ist immer Alkohol im Haus und den darf man immer haben, wenn man ihn braucht. Oh, das gehört nicht mehr zum kitschigen Teil."

L: „Ich würd lügen, würd ich sagen, wir hätten keinen schlüpfrigen Teil in diese Rede eingebaut. Manchmal weiß ich mehr, als mir lieb ist, aber für meine beste Freundin tu ich alles und hör mir alles an. Bei euch hat alles im Bett angefangen, ich denke, dass ist hier für niemanden was neues und ansonsten tut es mir auch nicht unbedingt leid. Ihr habt mittlerweile verstanden, dass da mehr zwischen euch ist, aber lasst euch den Rest trotzdem nicht nehmen. Wobei, das tut ihr eh nicht, das habt ihr mir heute Morgen mal wieder bewiesen."

M: „Ich würd lügen, würd ich sagen, dass niemand hier im Raum neidisch ist. Ihr seid echt ein Traumpaar. Jetzt sind wir doch wieder beim kitschigen Teil, aber egal. Es ist die Wahrheit. Ihr seid ein echtes Traumpaar. Auch wenns mal schwierig wird, irgendwie besinnt ihr euch immer wieder auf euch und geht noch stärker aus der Sache raus, als ihr es vorher schon wart. Eine Beziehung muss nicht immer harmonisch sein, aber trotzdem hat man bei euch immer das Gefühl, es wäre so. Ich weiß, dass das nicht immer so war, aber das wichtigste ist, dass ihr jetzt hier sitzt, als das Brautpaar des Abends, ich hab euch beide lieb!"

L: „Ich würd lügen, würd ich sagen, ich hätte nicht Lust das hier ewig weiter zu machen. Aber wir sind zum feiern hier, wir wollen euch feiern und eure Liebe. Und ich an eurer Stelle hätte sonst auch echt Angst, was Marco und ich noch so alles ausplaudern könnten. Wie ihr schon gemerkt habt, haben wir unsere Rede an einen Song angelehnt, der eine Zeit lang zu uns allen gepasst hat und um das Ganze abzurunden ist hier KAYEF mit ‚Ich würd lügen'. Emma, Wincent, ich liebe euch!"

Nur mit DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt