Kapitel 30

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Emma

Am darauffolgenden Wochenende hatten wir meinen Plan mit Marco und Linda direkt in die Tat umgesetzt und wir waren pünktlich am Tag vor meinem Geburtstag mit allem fertig. Ich klebte gerade unser neues Klingelschild an, als Wincent nach Hause kam. „Es wird sich nicht wirklich lohnen, deinen Namen hier anzukleben, aber okay", meinte er, drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange und ging ohne einen weiteren Kommentar nach drinnen. Was meinte er nun damit? „Emma? Kommst du?", hörte ich Wincent nach mir rufen und schüttelte mich kurz. Ich ging ihm nach bis in die Küche und fand ihn vor dem Kühlschrank vor. „Was zur Hölle hast du alles eingekauft?", lachte ich, während ich die Tüten durchschaute. „Alles, was man für ne Party braucht", erwiderte er und versuchte Platz zu schaffen für die zwei Kästen Bier. Ich musste ihn da wohl mal etwas aufklären. Wir hatten bisher noch keinen meiner Geburtstage zusammen verbracht und er konnte demnach gar nicht wissen, wie ich mir das vorstellte. „Das ist süß von dir, aber es wird keine Party geben", meinte ich. „Ich feiere meinen Geburtstag nicht groß, nur mit Linda und dir...okay, dieses Jahr vermutlich noch mit Marco..." Verwirrt sah mich Wincent am. „Wie jetzt? Keine Party?", machte er und schloss die Kühlschranktür. Ich schüttelte mit dem Kopf. 

Seit dem Tod meiner Mum konnte ich keine große Party mehr an meinem Geburtstag feiern. Wir hatten den immer zelebriert, hatten immer etwas zusammen unternommen und am Abend lecker zusammen gegessen. Sie bescherte mir immer die schönsten Geburtstage und niemals würde irgendwas und irgendwer da ran kommen. Deshalb gab es das seit Jahren einfach nicht mehr. Ich feierte gerne, keine Frage, jeden Geburtstag, egal ob es Lindas, Wincents oder sonst irgendeiner war, aber meinen eigenen? Den verbrachte ich lieber nur mit meinen Liebsten. „Warum hast du mir das nicht gesagt?", fragte Wincent nach. Ich zuckte mit den Schultern. Es gab nur wenige Momente im Jahr, wo ich so schmerzlich an Mama denken musste, aber mein Geburtstag zählte natürlich dazu. „Dann nur Essen mit Marco und Linda. Willst du wohin oder sollen wir bestellen?", fragte er weiter.

„Lieber bestellen", erwiderte ich leise und vergrub meine Nase weiter in seinem Shirt. Wincent drückte mich fest an sich und strich mir über den Rücken. Gerade brauchte ich nichts mehr als seine Nähe und zu wissen, dass ich nicht alleine war. „Babe, du musst mir sagen, wenn sowas is...is doch klar, dass du an sie denkst...willst du darüber reden?", murmelte er und küsste mich auf den Kopf. Bisher gab es nie wirklich die Situation, um mal richtig über sie zu reden. Klar, dieser Moment nach dem Konzert im letzten Sommer, aber das war auch nur die halbe Wahrheit. Da redete ich nur über die Zeit, seit sie krank wurde. Vielleicht war jetzt der richtige Moment dafür gekommen? Schließlich war die Situation auch für den Mann an meiner Seite nicht leicht. Er sollte wohl Einiges wissen. Und so kuschelten wir uns auf die Couch und ich erzählte ihm alles, was mir zu Mama und mir einfiel, unabhängig von ihrem Krebs und allem, was danach kam. Ich lachte und ich heulte, manchmal beides zur gleichen Zeit, und Wincent hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu. „Sie ist eine tolle Mum. Sie hat dich super hingekriegt", meinte er und strich mir die Tränen von den Wangen. „Ich hoffe, ich kann mal so werden wie sie...", murmelte ich. Wincent küsste mich auf die Stirn, bevor er mir in die Augen sah. „Das wirst du, da bin ich mir ganz sicher", meinte er und lächelte mich an. Seine Augen leuchteten so, wie schon lange nicht mehr. Er nahm meine Hände und setzte sich mir richtig gegenüber. „Emma, du bist toll. Du bist süß und witzig und du stehst für andere ein, dass hab ich noch nie bei jemandem so erlebt wie bei dir. Du stellst immer alle anderen über dich selbst, und du hilfst aufopferungsvoll, wo du nur kannst. Du denkst immer erst an die anderen, bevor du an dich denkst", begann er.

Ich hörte aufmerksam auf jedes Wort, was Wincent zu mir sagte. „Du bist alles, was ich brauche und du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass wir das endlich auf die Kette gekriegt haben. Ich hatte schon fast den Glauben daran verloren, dass alles gut wird. Aber jetzt kann uns nichts mehr passieren, solange wir uns haben. Emma, nie wollte ich etwas mehr, als das mit uns. Weil wir perfekt zusammen sind." Ich sah genau, dass seine Augen feucht wurden, und strich ihm über die Wange. Mein Herz sprang mir beinahe aus der Brust. „Ich hatte das eigentlich anders geplant. Und eigentlich hatte ich dich das schon mal gefragt, zweimal sogar, aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Scheinbar wusste mein Unterbewusstsein schon von Anfang an, dass du die Eine bist. Ich hab n bisschen länger dafür gebraucht, aber das spielt ja jetzt keine Rolle mehr." Ich musste schmunzeln, und er auch. 

„Emma, ich will dich für immer an meiner Seite haben. Ich will, dass uns niemals mehr irgendwas trennt. Und ich will, dass jeder das sehen kann. Und deshalb frage ich dich- zum dritten Mal in meinem Leben wohlgemerkt-, ob du meine Frau werden willst?", hörte ich seine letzten Worte und vor lauter Tränen konnte ich nicht mal mehr seinen Blick erkennen. „Du bist verrückt!", war das erste, was ich sagte, während ich ihm um den Hals fiel. Ich musste heulen und lachen und konnte nicht glauben, was er da zu mir gesagt hatte. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich mich beruhigt hatte, und ihn wieder ansehen konnte. „Muss ich dich wirklich ein viertes Mal fragen, damit du einfach nur mit ‚ja' antwortest?", fragte er mich und jetzt musste ich wirklich lachen. „Nein", erwiderte ich. Perplex sah mich Wincent an.

„Nein, nein, nein, nicht so", ruderte ich zurück, „nein, du musst mich nicht nochmal fragen, mein ich". Ich rutschte näher zu ihm und legte meine Hände an seine Wangen. „Natürlich will ich", antwortete ich, bevor ich ihn endlich küsste. Er entspannte sich augenblicklich und ließ sich mit dem Rücken auf die Couch sinken und zog mich mit sich. Jetzt war er völlig verrückt geworden! Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und hörte seinen viel zu schnellen Herzschlag. „Wer hätte das gedacht, dass ich ein und dieselbe Frau dreimal fragen muss, ob sie mich heiratet, bis sie ‚ja' sagt...das klingt gar nicht mal so gut für mich, wenn ich das so sage", lachte er plötzlich. Hatte er das echt gerade getan? Ich stützte mich hoch und sah ihn fragend an. „War das echt dein Ernst?" „Natürlich, ich hab sogar nen Ring gekauft...der liegt halt jetzt drüben, weil ich das ja eigentlich ein bisschen anders machen wollte, aber ja...das ist echt mein Ernst", kam es wie aus der Pistole geschossen aus seinem Mund. 

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