Kapitel 61

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Emma

Wir quatschten noch eine ganze Weile, philosophierten über die Zukunft, bis sie mich nahezu nötigte nach Hause zu gehen. „Wenn du bis in die Nacht bei mir hockst, glaubt der doch niemals, dass es nur an Streit mit meinem Chef lag", warf Linda ein und damit hatte sie natürlich Recht. Und ich hatte mittlerweile auch ein gutes Gefühl sie alleine lassen zu können. „Okay, also Streit mit deinem Chef...", wiederholte ich und nahm sie in den Arm. Sie seufzte auf und hielt mich besonders fest. „Du bist die beste Freundin, die ich haben könnte", flüsterte sie mir ins Ohr. Ich lächelte sie an. „Wir schaffen das!", sagte ich und dann ging ich zum Auto. Während der paar Minuten Fahrzeit ging ich immer wieder das durch, was ich Wincent gleich auftischen musste- warum ich so plötzlich weg musste. Und was bei Linda los war. Ich atmete nochmal tief durch, bevor ich ausstieg und die Haustür aufschloss. Sofort stieg mir der Duft von Burgern und Pommes in die Nase. Ich schlüpfte aus meinen Schuhe und warf meine Jacke auf die Kommode, bevor ich in die Küche linste. 

Da stand Wincent doch tatsächlich am Herd. Ich schlang meine Arme um seine Mitte und kuschelte mich an seinen Rücken. „Hey...was machst du denn da?", fragte ich. Er drehte sich um und grinste mich an. „Wir wollten doch was kochen und ich wusste ja nicht, wie lange Linda dich in Beschlag nimmt, also hab ich schon mal angefangen", erklärte er mir. „Du bist der Beste", erwiderte ich und streckte mich zu ihm hoch, um ihn zu küssen. Ich kümmerte mich noch um den Salat und dann konnten wir wenig später auch schon essen. „Gehts ihr gut?", fragte Wincent irgendwann. Ich wollte von selbst nicht das Thema anschneiden, weil ich mir immer noch nicht sicher war wie gut ich lügen konnte. Ich nickte. „Nur Stress mit ihrem Chef...er hält sie für zu aufdringlich", rollte ich mit den Augen. Wincent schmunzelte. „Das kann ich mir ja so gar nicht vorstellen", gab er ironisch von sich. Dann musste auch ich schmunzeln. Ich war froh, dass er nicht weiter nachfragte. Wir kuschelten uns danach mit Carlos und Bier auf die Couch und schauten seit langem mal wieder einen Film, bei dem wir beide wach blieben.

Lindas Nachricht rückte immer weiter nach hinten, also natürlich dachte ich an sie, aber ich driftete nicht in Grübeleien ab. Wir hatten einen Plan, und bis wir den nächsten Schritt nicht gegangen waren, machte Kopfzerbrechen keinen Sinn. „Gehen wir pennen?", hörte ich Wincent sagen, als der Abspann lief. Ich nickte. Langsam aber sicher musste mal wieder ein normaler Rhythmus her. Ich ging ins Bad, während Wincent noch die Küche fertig aufräumte und dann lagen wir mal vor Mitternacht in unseren Betten. Wincent kuschelte sich an meinen Rücken und schlang seinen Arm um meine Mitte. „Ich liebe dich", flüsterte er mir ins Ohr. „Ich dich auch", erwiderte ich und verschränkte meine Finger mit seinen. 

Mal keine Verpflichtungen und Termine zu haben tat irgendwie gut, aber irgendwie auch nicht. Wir hatten nicht wirklich einen Tagesablauf, lebten so in den Tag hinein und machten einfach mal Nichts. Nichts, außer viel Sport und was man eben sonst als normales Paar so tut. Und ich hatte kurzzeitig das Gefühl, wir wären ein normales Paar. Zumindest solange, bis uns irgendein Fan ansprach, am Strand, im Einkaufszentrum oder sonst wo. Aber das gehörte eben zu unserem Leben dazu und mittlerweile hatte sich jeder an mich gewöhnt und diese Treffen verlief entspannt. „Gehen wir morgen eigentlich zum Klassentreffen?", fragte Wincent, als wir am Nachmittag vom Joggen zurückkamen. Ach, da war ja was. Da hatte vor zwei Jahren alles angefangen. „Ich weiß nicht...willst du?", stellte ich eine Gegenfrage. Ich schälte mich aus meinen Klamotten und stieg unter die Dusche. „Keine Ahnung...es war ja schon immer ganz witzig...und wir waren letztes Jahr schon nicht", warf Wincent ein. Ja woran das wohl gelegen hatte.

Ich stellte das Wasser ab und verteilte das Shampoo in meinen Haaren. „Mir is es egal, wir können hin, wenn du willst", meinte ich. Ich sah, dass Wincent Rasierschaum im Gesicht klebte, während ich meine Haare wieder auswusch. „Und außerdem ging das doch ziemlich gut für uns aus, als wir das letzte Mal zusammen dort waren", hörte ich Wincents raue Stimme plötzlich nah an meinem Ohr. Ich musste schmunzeln und drehte meinen Kopf etwas auf die Seite, dass ich ihn besser ansehen konnte. „Soll ich die gleichen vielen Lagen anziehen, wie damals?", witzelte ich. Wincent grinste und küsste meinen Hals. „Grad is es irgendwie einfacher", murmelte er und drückte sich weiter gegen meinen Rücken. Ob es jemals aufhören würde, so heiß zwischen uns zu sein? Ich hoffe es nicht. Wincents Hand wanderte zwischen meine Beine und entlockte mir ein leises Seufzen. Ich verlor mich wie immer völlig bei ihm. Das Wasser prasselte heiß auf uns herab, als er mich an die Fließen presste. Ich fädelte meine Finger in seine nassen Haare, während er mich hochhob. Wir knutschen, was mich so schon atemlos machte. Als wir wenig später gemeinsam zum Höhepunkt kamen, war ich mega aufgeheizt. „Stell mal das Wasser kalt", keuchte ich und Wincent grinste mich an. Er trat nicht einen Millimeter von mir weg. Von jetzt auf gleich kam eiskaltes Wasser aus der Brause und ließ mich nach Luft japsen. „Ha, okay, gut, kalt, kalt, kalt", bibberte ich und drückte mich gegen Wincent in der Hoffnung er würde mich wärmen. „Genug abgekühlt?", grinste er und stellte mich langsam ab. Wenn ich ihn mir so ansah, wurde mir direkt wieder warm. Ich fuhr mit meinen Fingern jeden seiner Muskeln nach. „Fürs erste", grinste ich ebenso und stieg aus der Dusche.

Ich hüllte mich in meine bequemsten Klamotten und machte es mir wenig später auf der Couch gemütlich. Ich versank regelrecht auf meinem Instagramprofil. Es war ruhig um uns geworden, gezwungenermaßen, und so erreichten mich die ein oder anderen Nachrichten. Auch wenn Wincent sich nach der Tour natürlich abgemeldet hatte, hielt ich eine Story für keine schlechte Idee. Ich suchte ein Foto von uns Beiden raus und verlinkte Wincent darauf. ‚Uns gehts gut. Wir genießen nur unsere wohl verdiente Auszeit! Habt ein schönes Weihnachtsfest mit euren Liebsten und kommt gut ins neue Jahr!', schrieb ich. Eine Nachricht von Linda ließ mich schnell auf WhatsApp wechseln.

L: Wir treffen uns morgen zum Frühstück bei mir, dann sag ichs ihm.

E: Ich denk ganz fest an dich! Und meld dich, wenn du was brauchst.

Puh, jetzt war es endlich soweit. Wir hatten in den letzten Wochen immer wieder darüber geredet, wann und wie, aber Linda musste doch ein paar Tage auf einen Frauenarzttermin warten, der ihr natürlich die Schwangerschaft bestätigte. Meine beste Freundin war also so richtig schwanger vom besten Kumpel meines Freundes- Herzlich Willkommen im falschen Film!

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