Kapitel 25

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Emma

Es war keine große Überraschung für mich, dass Wincent nach kaum fünf Minuten im Auto eingepennt war- die Party und auch der Alkohol machten ihn doch fertiger als gedacht. Ich stellte die Musik laut, um nicht einzuschlafen und trank meinen Kaffee schon auf die ersten 40 Kilometer. Gleich sind wir da, redete ich mir gut zu, je müder ich wurde. Aber ich wollte unbedingt Zuhause ankommen, schlafen und wohl nie wieder aufstehen. Die Sonne ging auf, als ich das Ortsschild von Eutin erkannte. Ich parkte vor Wincents Wohnung und atmete auf- geschafft. Ich drehte meinen Kopf rüber zu Wincent, der immer noch friedlich schlummernd an der Scheibe hing. Er sah zu süß aus und eigentlich wollte ich ihn ungern wecken, aber sein Bett war eindeutig bequemer als das Auto. Mit Engelszungen redete ich auf ihn ein, aber nichts passierte. Ich verdrehte die Augen. 

„Ey, Wince, aufwachen, wir sind da", sagte ich nun lauter und kniff ihm in den Oberschenkel. Sofort schreckte er hoch- na also. „Was? Wo bin ich? Was is los?", stammelte er und strich sich über das Gesicht. „Aussteigen. Wir sind Zuhause, mein Herz", sagte ich, bevor ich die Tür öffnete und ausstieg. Ich schmiss mir unsere Rucksäcke über und ging schnurstracks zur Haustür. Wincent trottete mir nach, als er begriff, dass wir vor seiner Wohnung standen. „Bin ich durch", stöhnte er und schmiss seine Schuhe in die Ecke und verteilte seine Klamotten in der ganzen Wohnung auf dem Weg ins Schlafzimmer. Ich hingegen warf zumindest noch unsere Wäsche in die Maschine und stellte mich kurz unter die Dusche. Es sah hier immer noch genauso aus, wie vor Monaten, als ich das letzte Mal hier war. Ich stellte eine große Flasche Wasser und Aspirin an Wincents Bettseite und versuchte mich irgendwie neben ihn zu legen. Wie immer hatte er sich einfach bäuchlings reinfallen lassen, aber ich hatte keine Kraft ihn nochmal zu wecken. Und eigentlich war ich auch viel zu müde, um es zu versuchen. Kaum spürte ich die weiche Matratze unter mir, war ich auch schon weg.

Als ich Stunden später wieder aufwachte, lag Wincent noch genauso da- dass ich mal kurz checkte, ob er noch atmete. Ein Glück! Dass es erst kurz nach zwei war und ich damit nur knapp fünf Stunden Schlaf hatte, sah man mir aber auch an. Augenringe bis in die Kniekehlen. Und trotzdem stand ich auf und machte ich mir einen Kaffee, hing die eine Ladung Wäsche auf und schmiss eine neue an. Ich musste mich unbedingt bei Linda melden, aber ich konnte mein Handy nirgends finden, weder in meiner Shorts noch in meinem oder Wincents Rucksack. Augenrollend ließ ich mich auf die Couch sinken. Wo war das scheiß Teil schon wieder? Als letzte Möglichkeit kam mir nur noch das Auto in den Sinn; also zog ich mir schnell einen Hoodie von Wincent über und ging ans Auto und tatsächlich lag es auf dem Fahrersitz. War ich wohl doch etwas übermüdet, dachte ich. 

„Emma?", hörte ich plötzlich eine Frauenstimme hinter mir und hielt inne. Langsam drehte ich mich um und erkannte Wincents Mum. Unsicherheit machte sich in mir breit. Ich wusste nicht, was sie wusste, was zwischen uns vorgefallen war oder auch nicht. Lächelnd schloss sie mich in die Arme. „Du bist hier, das ist gut, ich freu mich", murmelte sie. Erst langsam fand ich meine Sprache wieder. „Ja, ich bin hier...guten Morgen", antwortete ich. Sie ließ von mir ab und sah mich an. „Wincent hat mir alles erzählt", fing sie an und meine Augen weiteten sich wie automatisch. „Also nicht alles, aber was du in Damp gemacht hast und dass ihr endlich zusammen seid", sprach sie weiter und zog das ‚endlich' unnormal in die Länge. Ich musste etwas schmunzeln. „War bisschen schwierig mit uns...", war das einzige, was ich antwortete.

Ich war momentan weder in der physischen noch in der psychischen Verfassung um dieses Gespräch zu führen. Zum Glück verstand sie das. „Ich will dich gar nicht weiter belabern, wir sehen uns sicher irgendwann die Tage. Der Kühlschrank ist voll. Erholt euch erstmal", sagte sie, drückte mich nochmal und ging dann zurück zu ihrem Haus. Wow, das war nicht unbedingt das erste Gespräch, was ich an diesem Tag führen wollte. Kopfschüttelnd ging ich zurück in Wincents Wohnung, hing mein Handy ans Ladegerät und meldete mich kurz bei Linda. Gerade als ich die Nachricht verschickt hatte, schlangen sich zwei starke Arme um mich. 

„Moin", murmelte Wincent in mein Ohr. Ich ließ mich gegen ihn sinken und wünschte ihm ebenso einen guten Morgen. „Seid wann bist du schon wieder wach? Warum hängt unsere Wäsche schon?", fragte er, als er seinen ersten Kaffee getrunken hatte. „Weil ich die heute Morgen gleich noch in die Maschine geworfen hab", sagte ich und erzählte ihm, was mir noch alles an diesem Tag passiert war. „Warum hast du mich nicht geweckt?", fragte er und zog mich auf seinen Schoß. Ich sah ihn an und strich durch seine Haare. „Weil du fertig warst...bist...so wie du ausschaust", schmunzelte ich. Er kriegte nach wie vor kaum seine Augen auf. Die Waschmaschine piepste mal wieder und ich sprang auf, aber Wincent zog mich direkt auf seinen Schoß zurück und kuschelte sich an meinen Rücken. „Komm schon, die kann nicht nass da drin liegen bleiben", meinte ich und startete einen zweiten Versuch. Wincent zog mich nur noch fester an seine Brust, dass ich mich keinen Millimeter bewegen konnte.

„Wir sind noch nicht mal einen Tag Zuhause und schon entpuppst du dich als Hausweibchen? Was hab ich mir da nur angelacht?", murmelte er in meine Haare. So ein Spinner! „Ich hab einen Vorschlag: ich kümmere mich schnell um die Wäsche und du wartest einfach im Bett auf mich...und dann zeig ich dir die andere Seite meines Hausweibchen-Ichs", flüsterte ich in sein Ohr und hatte damit sein Interesse direkt geweckt. Seine Augen blitzten auf, als er mich ansah und ich ohne einen weiteren Kommentar von seinem Schoß aufstehen durfte. Irgendwie dauerte doch alles länger, als ursprünglich geplant und ich wunderte mich schon, warum Wincent nicht ungeduldig nach mir rief. Und als ich ins Schlafzimmer kam, war mir auch klar, warum. Da war der doch tatsächlich wieder eingepennt und das so tief und fest, dass ich keine Chance hatte ihn zu wecken. Kein Kuss und keine meiner Berührungen brachten Leben in seinen Körper. Seufzend ließ ich mich auf den Rücken sinken. Oh Mann, und ich hatte mich so auf einen schönen Abend zu Zweit gefreut. 

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