Kapitel 21

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Wincent

Die letzten zwei Wochen mit Emma gingen unglaublich schnell vorbei und nun stand schon der Tourabschluss des Sommers an. Und ich freute mich mal wieder auf diesen letzten Abend. Auf das letzte Mal Euphorie und Adrenalin und auf das Nach-Hause-Kommen heute Nacht. Weil ich wusste, ich müsste nicht alleine nach Hause gehen. Emma und Amelie hatten alle Hände voll zu tun für unser letztes Konzert, dass ich sie beide kaum zu Gesicht bekam. Ich hing nach dem Soundcheck in meiner Garderobe rum und klickte mich durch Instagram. Meinen Fans und auch der Presse war es natürlich nicht entgangen, dass ich seit Emmas Überraschungsbesuch in Damp besser drauf war. Das konnte ich nicht leugnen. Ich war gerade der glücklichste Mensch auf der Welt und ich fand, jeder sollte und durfte das wissen. Deswegen fasste ich einen Entschluss, den ich natürlich aber mit Emma abstimmen musste. 

Ich begann sie zu suchen und fand sie in ihren Laptop vertieft in Amelies Büro. Ich musste schmunzeln, weil sie sich immer wieder so süß auf die Unterlippe biss und ihre Haare wild aus ihrem Zopf hingen. Leise schloss ich die Tür und stellte mich hinter sie und begann ihre Schultern zu massieren. Sie genoss es, aber nicht besonders lange. „Ich kann jetzt nicht, Wincent, ich muss das fertig machen", seufzte sie. Ich drehte sie zu mir um und gab ihr einen kurzen Kuss. „Geht ganz schnell", fing ich an und sie hob schon schmunzelnd eine Augenbraue. Dieses eindeutig Zweideutige zwischen uns wird wohl nie aufhören. „Nicht so wie du wieder denkst", lachte ich und setzte mich vor sie hin. „Ich muss dich was fragen...ich weiß, das ist alles noch frisch, wobei eigentlich nicht, schließlich geht das mit uns eigentlich ja schon eineinhalb Jahre, aber...ich weiß, dass das diesmal sowas von ernst ist und ich kann und will niemandem mehr was vormachen, also...", stammelte ich vor ihr rum. Emma grinste mich an. „Also wollte ich das Abschlusskonzert nutzen und das mit uns in die Welt hinausschreien", meinte ich und breitete meine Arme aus und mein Gesagtes zu unterstreichen.

Emma sagte Nichts. „Aber nicht ohne dein grünes Licht natürlich...", fügte ich noch an. Sie sah mich an und legte ihren Kopf schief, als würde sie überlegen. Und ich überlegte, ob ich sie damit vielleicht doch überfordert hatte. „Natürlich darfst du das", sagte sie auf einmal und beugte sich zu mir rüber, um mich zu küssen. Erleichtert grinste ich in unseren Kuss hinein. Normalerweise hätte ich sie ja lieber überrascht, wie im Winter mit ‚Hier mit Dir', aber dieses Jahr war alles noch größer, da konnte ich sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen. „Wenn wir zusammen arbeiten, wär das so oder so irgendwann vorgekommen, dass...", weiter kam sie gar nicht, da musste ich sie unterbrechen. Verwirrt schaute ich sie an. „Wie? Zusammen arbeiten?", fragte ich nach. Klar ich hatte sie gerne auf jeder Tour dabei, aber die Arbeit war da doch eigentlich zweitrangig. Sie nahm meine Hände und sah mir fest in die Augen. „Das hier...das ist alles, was ich die letzten Monate machen wollte...ich bin gern mit dir unterwegs, ich unterstütze Amelie gerne, ich liebe das Unterwegssein mit der Crew...und wenn wir mal ehrlich sind...kannst du dir mich in einem Gerichtssaal vorstellen?", fragte sie mehr rhetorisch und ich musste lachen. Sicher nicht.

Trotzdem überrumpelte sie mich gerade ganz schön mit ihrem Vorhaben. Und das merkte sie direkt. „Aber das müssen wir ja jetzt nicht in diesem Augenblick besprechen, das können wir in Ruhe Zuhause machen", schlug sie vor. Ich nickte, das hörte sich nach einem guten Plan an. „Und jetzt geh...ich muss noch was arbeiten und du darfst dich mal fertig machen für deine letzte Show", sagte sie und strich mir durch die Haare. Ich drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen und verließ dann das Büro. Sie wollte echt mit mir arbeiten, immer. Es würde definitiv nicht schaden, wenn jemand Amelie unterstützen würde und diesen ganzen Marketing- und Bürokram hatte sie ja auch irgendwann mal gelernt. Also warum nicht? Sie war die einzige Person auf der Welt, mit der ich mir das vorstellen könnte. Ich muss wohl so in Gedanken gewesen sein, dass ich direkt in Manni reinlief, als ich in Richtung meiner Garderobe zurück ging. „Augen auf im Straßenverkehr", grinste er mich an und wollte schon an mir vorbei, aber er checkte, dass irgendwas los war. Er kam drei Schritte zurück und sah mich fragend an. „Was is los? Was hast du getan? Is was mit Emma?", prasselten seine Fragen auf mich ein. 

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