Kapitel 3

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Ich wusste nicht genau wie lange es ging bis Nuri mit ihrem Bruder zurück kam, aber es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit. In dieser Zeit bemerkte ich erst, wie müde ich selbst und mein ganzer Körper noch war. Aus irgendeinem Grund konnte ich meine Beine und Hände nicht bewegen was mich verunsicherte. War ich gelähmt?

Zum Glück wurden meine Gedanken durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Ich sollte nicht so denken und noch ein bisschen Hoffnung in mir tragen... Ein Arzt, gefolgt von Nuri und einer Krankenschwester betraten mein Zimmer. Man sah deutlich die Ähnlichkeiten zwischen Nuri und ihrem Bruder.

Aber sie verwirrte mich immer noch... Wer war sie? Gehörte sie zu meinen Hyungs oder war sie aus meiner Schule? Aber das konnte eigentlich nicht sein. Ich hatte nicht viele Freunde in der Schule. Eigentlich so gut wie keine. Vielleicht hatte ich auch mein Gedächtnis verloren und erkannte sie nicht wieder...

"Guten Tag Herr Jeon, schön dass sie wieder wach sind. Wie geht es ihnen? Haben sie irgendwelche schmerzen?", fragte mich nun auch der Arzt sofort. Wahrscheinlich liegt das viele Reden in der Familie...

Als ich meinen Mund öffnete und ihm auf seine Fragen eine Antwort geben wollte, kam aber kein Ton hinaus. Der Arzt schien sofort zu verstehen und wendete sich der Krankenschwester zu. "Könnten sie unserem Patienten bitte ein Glas Wasser bringen?" Die angesprochene Person nickte und verschwand auch schon so gleich aus dem Raum.

"Okay ich werde noch ein paar Untersuchungen machen, einfach nur um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Aber vom physischen her sollte alles okay sein." Ein leichtes Nicken bekam ich zustande, was den Arzt lächeln liess.

Kurz untersuchte er die Grösse meiner Pupillen und die Reaktion von ihnen. Als er damit zufrieden war, sah er sich das Gerät neben mir an, was anscheinend meine Werte anzeigte. "Mein Name ist übrigens Kim Yugyeom, aber sie können mich auch gerne einfach nur Yugyeom nennen."

Bevor ich auch nur irgendwie antworten konnte, wurde die Tür von der Krankenschwester geöffnet, welche auf einem Tablett einen Wasserkrug und ein Glas trug. Dieses stellte sie neben meinem Bett, auf einem Nachtschränken ab. Sofort bedankte sich Yugyeom bei ihr, bevor sie auch schon wieder verschwand.

Seine Schwester füllte das Glas auf, während ihr Bruder mein Bett hochfahren liess, so dass ich nicht mehr so tief lag und ein wenig im Bett sass. Nuri wollte mir gerade etwas zu trinken geben, als der Arzt sie unterbrach. "Ich mach das lieber. So wie ich dich kenne, hast du den Armen bereits dezent überrumpelt."

Gerade wollte Nuri etwas zu ihrer Verteidigung sagen als sie auch schon durch den Blick ihres Bruders zum Schweigen gebracht wurde. Da hat sich definitiv der grosse Bruder durchgesetzt... Mit einem 'Danke Schwesterherz' nahm er ihr das Glas aus der Hand, was die Kleinere beleidigt schmollen liess. Dieses ganze Theater sorgte dafür, dass sich ein minimales Lächeln auf meinen Lippen bildete.

Yugyeom setzte das Glas an meinen Lippen an, worauf ich das ganze Glas leer trank. Erst jetzt bemerkte ich wie trocken mein Hals wirklich war und es tat richtig gut, wie das Wasser meinen Hals hinunterfloss.

"Geht es jetzt wieder?" Auf diese Frage nickte ich wieder leicht. Beruhigt stellte der Arzt das Glas wieder ab, bevor er mich fragend ansah. "Wäre es okay, wenn wir uns duzen?" Leicht runzelte ich die Stirn an. Ich war zwar noch nie mit einem Arzt per du, aber von mir aus. Nuri tat es ja auch schon.

Glücklich klatschte Yugyeom in die Hände. "Okay kannst du mir sagen wie du heisst?" Wieder sah ich ihn ein wenig irritiert an. "Ich muss dir nur noch ein paar Fragen stellen, damit ich wirklich weiss, dass alles okay ist." Auffordernd, aber sanft zugleich sah er mich an.

"J-jeon J-jung-kook...", kam es schliesslich doch eher zögernd über meine Lippen und um ehrlich zu sein klang ich wirklich leicht wie eine verreckende Katze. Kurz notierte er sich etwas, bevor er wieder zu mir sah. "Sehr gut, das mit der Stimme kommt schon wieder. Du hast sie jetzt eine Zeitlang nicht benutzt, aber das ist ganz normal."

Fragend sah ich zu meinem Arzt, welcher meinen Blick aber gekonnt ignorierte. Auch seine Schwester zog sich unwohl ein wenig zurück, als ich ihr einen fragenden Blick schenkte. Eine Zeitlang nicht benutzt? Und wie lange war das bitte?

"Weisst du auch noch warum du hier bist...?" Ich wendete meine Augen wieder von Nuri ab und sah zu Yugyeom. "U-unfall... kl-leines M-mädchen..." Für mich war es in diesem Moment anstrengend so viel zu sprechen. Sie hörte sich im Allgemeinen noch so kratzig und leise an. Es kostete mich irgendwie viel Kraft die Wörter aus meinem Mund zu bugsieren.

"Okay, bis jetzt kann ich noch keine Hinweise dafür finden, dass du dir beim Unfall irgendwelche Gedächtnisverluste hinzugezogen hast, was schon mal sehr gut ist. Sollte dir jedoch etwas auffallen, komm bitte sofort zu mir, damit wir das abklären können." Sanft lächelte er mich wieder an und drückte sein Klemmbrett an seine Brust.

"Du solltest-", ab diesem Moment hörte ich ihm gar nicht mehr richtig zu, da etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Erst jetzt fiel mir ein Spiegel auf, welcher an einer Tür des Schrankes angebracht wurde. Er war so befestigt, dass ich direkt in diesen sehen konnte.

Jedoch war es nicht das was mich so verwirrte. Viel mehr war es der junge Mann, welcher mich darin anstarrte. Wer war er und warum starrte er mich so an? Kenne ich ihn? Irgendwie verwirrte mich die ganze Situation viel mehr als ich dachte. Ich befand mich in einem Krankenhauszimmer mit drei komischen Menschen. Zwei Geschwister, welche mich besser kannten als mir lieb war, während ich überhaupt keine Erinnerungen an sie hegte. Dazu kam noch ein komischer Mann, welcher mich anstarrt. Das war definitiv zu viel.

"W-wer... ist der M-mann? D-der im S-spiegel... welcher m-mich an-starrt..." Yugyeom hielt in seiner Rede inne als ich ihn leise unterbrach. Verdutz folgten die beiden Geschwister meinem Blick, worauf ich den Älteren leise seufzen hörte.

Ich jedoch starrte immer noch die komische Person vor mir an, welcher seine Augen anscheinend nicht von mir lassen konnte. Inzwischen war auch Nuri aufgestanden und hatte ihren Arm auf den von Yugyeom gelegt, während die beiden einen besorgten Blick austauschten. Warum hatte ich bei der ganzen Sache ein dumpfes Gefühl im Bauch? Irgendetwas stimmte nicht...

"W-wer...?", versuchte ich noch einmal stärker zu sagen, was aber in einem kläglichen Versuch scheiterte. Meine Stimme klang immer noch so erbärmlich und kratzig. Tränen der Verzweiflung, der Überforderung sammelten sich in meinen Augen. Ich war wirklich einfach nur noch mit der Situation überfordert. Es gab hier nichts was mir bekannt vorkam, was mir halt geben konnte und das liess mich noch unwohler fühlen als ich es sonst schon war...

"Das... das bist du Jungkook." und das war der Auslöser dafür, dass die erste Träne fiel.

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My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt