Jins innere Unruhe übertrug sich mit jeder Sekunde mehr auf mich. Mit grossen, fragenden Augen sah ich zu Jin hinüber, welcher ein wenig entfernt von uns am Telefonieren war. Hektisch fuhr er sich über sein Gesicht, während er den Griff um sein Handy umso mehr verstärkte.
Immer wieder hörte ich leise seine Stimme, die angeregt und nervös zugleich in den Hörer sprach. Fragend sah ich zu Hoseok und Jimin, deren Blicke aber nur genauso skeptisch auf Jin lagen. "Ist etwas passiert?", fragte ich die beiden zögerlich und hackte mich unsicher bei Jimin ein. Auf die Lippe beissend sah er zu mir hinunter und zuckte mit den Schultern.
"Ich weiss es nicht Kookie.", antwortete mir der Ältere mit belegter Stimme und sah zu Hobi hinüber. Dieser bemerkte sofort den fragenden und besorgten Blick von Jimin auf sich, worauf er seine Aufmerksamkeit auf uns richtete. Angestrengt fuhr er sich durch die Haare und sah Jimin und mich ein wenig hilflos an. "Ich bin kurz bei ihm. Es wird schon nichts schlimmes sein." So sehr uns Hoseok auch beruhigen wollte, verrieten ihn seine Augen umso mehr.
Seine Augen glitzerten nur so vor Besorgnis und Angst. Angst um die anderen drei, welche wir schon seit mehreren Stunden nicht mehr sahen. Ein kurzer Blick in seine Augen reichte, um zu sagen was gerade alles in ihm vorging...
Während ich mich mit dem wachsenden Kloss in meinem Hals beschäftigte, sah ich Hobi dabei zu, wie er vorsichtig zu Jin lief. Beide befanden sich nun unter dem Kegel der Strassenlaterne. Behutsam legte der Jüngere der beiden seine Hand auf Jins Oberarm ab, worauf dieser sich ein leichtes Lächeln abrangte. "Hyungie...? Es geht den anderen gut, oder?", fragend sah ich wieder zu Jimin und trat nervös von einem Fuss auf den anderen.
Mir war nur zu gut bewusst, dass ich ihm bereits vor ein paar Minuten eine ähnliche Fragte stellte, jedoch brachte mich dieses ungewisse fast um. Mein Puls stieg drastisch an, während ich mir Sorgen um meine Familie machte. Wenn ihnen jetzt irgendetwas zugestossen wäre, während sie nach mir suchten, könnte ich mir das nie verzeihen. Das wollte ich nicht aufs Spiel setzen...
Zögerlich sah ich wieder zu meinem Hyung hoch, welcher betrübt zu Boden sah. Sofort löste ich meinen Arm von ihm und zögerte nicht eine Sekunde, um ihn in meine Arme zu ziehen. Wieder einmal drückte ich den Kleineren an mich, worauf er sich auch sogleich in meine Jacke krallte. Sein Gesicht vergrub er in meiner Halsbeuge, worauf ich ihm vorsichtig durch seine Haare fuhr.
"I-ich weiss es nicht Kookie. Ich weiss es wirklich nicht...", murmelte Jimin an meinen Hals, worauf ich schwer schluckte und uns beide so drehte, dass ich meine anderen Hyungs genau im Blick hatte. In diesem Moment hatte ich einfach nur den Drang in mir, dass ich gut auf Jimin, Hobi und Jin aufpassen musste. Einfach gerade unterstützen und für sie da sein. Egal ob mir die Nachricht den Boden unter den Füssen wegreissen würde...
Gespannt sah ich den beiden zu, während ich Jimin unaufhörlich sanft durch die Haare fuhr. Nur ein paar Sekunden später beendete Jin das Telefonat und hielt aber sein Handy weiterhin fest umklammert. Nachdenklich beobachtete ich, wie Jin Hoseok etwas zuflüsterte. Darauf sah Hobi unglaubwürdig zu Jin hoch und schüttelte den Kopf.
"Komm Jiminie... Ich will wissen was los ist.", teilte ich meinem Hyung mit, worauf sich dieser vorsichtig aus meinen Armen löste, nur um zugleich nach meiner Hand zu schnappen. Kurz lächelte ich ihn beruhigend an und drückte seine kleine Hand. Schnell zog ich den Älteren hinter mir her, direkt auf Hobi und Jin zu. Als wir bei ihnen ankamen verstummten das Gespräch, worauf ich fragend eine Augenbraue hob.
Skeptisch sah ich die beiden an, welche meinen Augenkontakt kurz erwiderten und danach sofort wieder auf Jins Handy sahen. "Ist etwas passiert?" Mit grossen Augen sah Jimin die beiden fragend an, worauf nur ein mehrstimmiges Seufzen erklang. Angestrengt sah Jin auf den Bildschirm, doch schon bald schien das Gewünschte eingetroffen zu sein.
"Na kommt wir müssen zu den anderen. Namjoon hat mir gerade ihren Standort zugeschickt." Mit einer kleinen Handbewegung zeigte uns Jin, dass wir ihm folgen sollten. Ein wenig überrumpelt wurde ich auch so gleich von Jimin hinterhergezogen. Im schnellen Laufschritt hasteten wir durch die Stadt, während ich immer noch verwirrt auf den Boden starrte. Auf irgendeine Weise machte es mich wieder wütend, dass ich in nichts eingeweiht wurde. Ich wollte auch wissen was los war, vor allem wenn es meine Familie betraf.
"Jinnie...", quengelte ich leicht, während ich mich verschnellerte und somit genau neben meinen Hyungs stand. Fragend sah der Älteste zu mir hinunter, während er aber immer wieder prüfend auf sein Handy sah. "Was ist passiert? Was ist mit Joonie? Es geht ihnen gut, oder?", mehrere Fragen kamen einfach so über meine Lippen, ohne dass ich sie aufhalten konnte.
Mit besorgten Augen sah ich weiterhin zu meinem Hyung, welchem wieder ein leises Seufzen entfuhr. Kurz wechselte er einen Blick mit Hoseok aus, welcher seit der Nachricht auch sehr aufgewühlt war. Hobi schenkte Jin ein bestätigendes Nicken, worauf der ältere der beiden wieder zu mir sah. Mit ernstem Gesichtsausdruck sah er zu Jimin und mir.
"Sie haben ihn gefunden...", nuschelte Jin leise und sah uns besorgt an. Abrupt blieben Jimin und ich gleichzeitig stehen, während wir nur abwechselnd Jin und Hoseok ungläubig ansah. Sie haben was? Sprachlos sah ich zu den beiden Älteren, welche nun auch neben uns zu Stehen kamen. "Yoongi...?", kam es hauchend aus Jimin, dessen Augen schon wieder voller Tränen glitzerten.
Bestätigend nickte Jin einmal und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. In meinem Kopf schwirrten so unendlich viele Fragen herum, jedoch brach ich absolut kein Wort über meine Lippen. Hatten sie ihn wirklich gefunden? Ging es Yoongi gut? Wie und wo hatten sie ihn gefunden?
Auch Jimin sah immer noch ungläubig zu Jin, welcher sich nun näher bei Jimin befand und ihm sanft durch die Haare strich. "Geht...", kurz räusperte sich Jimin, da seine Stimme ganz heiser und schwach klang. "G-geht es ihm gut?" Mit hoffnungsvollen Augen sah Jimin die beiden vor uns an, worauf wir aber nur ein Schultern zucken von Jin bekamen. "Ich weiss es nicht.", seufzte der Älteste und blickte uns aus entschuldigenden Augen an. "Namjoon hat mir nichts genaueres gesagt. Er meinte einfach, dass wir sofort zu ihnen kommen sollten..."
Fest presste ich meine Lippen aufeinander und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Mit wässrigen Augen sah ich zu Boden. Ich wusste nicht was ich tun sollte, was ich sagen sollte, wie ich gerade mit dieser Situation umgehen sollte. Ich wusste wieder einmal nichts... überhaupt nichts.
Kurz drauf spürte ich eine Hand an meiner rechten. Sanft umrandeten die Finger meine Hand und hielten diese kräftig fest. Ein leises Wimmern entfuhr mir, worauf ich zu Hoseok hochsah, welcher einmal fest meine Hand drückte. Mit seiner anderen freien Hand strich er mir sanft über meine Wange und wischte mir anscheinend eine einzelne Träne weg. Fest drückte auch ich dankend Hoseoks Hand und sah danach zu meiner linken.
Während Jimin immer noch meine linke Hand in seiner hielt, hatte Jin Jimins andere freie Hand ergriffen und sah leicht lächelnd zu mir hinunter. Sofort erwiderte ich dieses kläglich und atmete tief durch. Wir würden das schon hinkriegen. Wir hatten Yoongi wieder... nur in welchem Zustand er sich befand wussten wir noch nicht wirklich...
"Na kommt, wir müssen noch ein bisschen laufen.", teilte uns Jin mit seiner ruhigen Stimme mit. Obwohl er gegen aussen sehr ruhig und gelassen wirkte, wusste ich, dass auch tief in ihm gerade ein Wirbelsturm tobte. Nur ein paar Sekunden später bekam er ein synchrones Nicken von uns dreien, worauf er zufrieden loslief. Kurz schloss ich beruhigend meine Augen, um mich ein wenig zu fassen. Es konnte nur alles gut gehen. Bestimmt würde alles in Ordnung sein und wir können Yoongi bald in die Arme schliessen...
🥀⌛🍃
DU LIEST GERADE
My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...