Grummelnd drückte ich mich mehr in mein Kissen und versuchte irgendwie wieder weiter zu schlafen. Wahrscheinlich hatte ich tatsächlich schon ein paar Stunden Schlaf hinter mir, doch müde war ich trotz allem immer noch. Meine Augenlieder waren schwer und den Versuch sie zu öffnen wagte ich überhaupt nicht.
Ein unzufriedenes Murren überkam meinen Lippen. Ich wollte doch einfach nur weiterschlafen und so einen Teil meiner Sorgen vergessen. Ich wollte es verdrängen, auch wenn ich nur zu gut wusste, dass dies nicht der richtige Weg war. Aber ich war noch nicht bereit, um gleich wieder mit all diesem konfrontiert zu werden. Ich wollte nicht...
Ich hatte doch überhaupt keine Ahnung, wie ich das Ganze verarbeiten sollte. Wie ich damit umgehen sollte... Sie wollten mich tot sehen. Nur weil... weil sie nicht akzeptieren konnten, dass ihre Söhne noch andere Träume hatten. Dass sie ihre eigenen Träume hatten. Dies war anscheinend überhaupt nicht wichtig.
Um mich ein wenig sicherer zu fühlen, drückte ich mich einfach an die warme Quelle hinter mir. So sehr in meinen Gedanken versunken, dass ich überhaupt nicht mitbekam, um wer es sich handelte...
Doch in diesem Moment versuchte ich einfach nur wieder Herr über meinen eigenen Körper zu werden. Ich wollte mich verstehen, ich wollte meine Hyungs verstehen, ich wollte diese erwachsenen Menschen verstehen, die meinten uns das Leben schwer zu machen, und vor allem wollte ich diese verzwickte Situation verstehen...
Müde schlug ich meine Augen auf und blickte dieser gnadenlosen Schwärze der Nacht entgegen. Sie erinnerte mich ein wenig an die Zeit im Koma, in welcher ich diese Dunkelheit nicht aushalten konnte. Ich hasste sie... Aber jetzt? Ich fühlte mich fast schon wohl. Möglicherweise auch ein bisschen verstanden.
In der Dunkelheit konnte ich einfach ich selbst sein. Niemand wusste was ich hier tat... Sie wussten nicht, ob ich schlief oder doch einen halben Zusammenbruch erlitt. Ich war hier für mich alleine und konnte meine Gedanken und Sorgen einfach einen kleinen Freiraum lassen. Ich konnte einfach nur vor mich hin starren und die Zeit langsam, Sekunde für Sekunde verstreichen lassen.
Ich wollte gerne wissen wie mein Leben gelaufen wäre, wenn meine Hyungs nicht solche Eltern gehabt hätten... Wäre dann alles einfacher gewesen oder würde ich trotz allem irgendwie in einen Unfall gezogen werden? Oder was wäre gewesen, wenn ich meine sechs Hyungs nie kennengelernt hätte? Vermutlich hätte ich dann andere Freunde gefunden und überhaupt nicht wirklich gemerkt, dass mir etwas fehlte. Vielleicht wäre ich so glücklicher geworden...
Doch es war einfach nur mein Kopf, welcher mir versuchte, etwas einzutrichtern. Er versuchte mit mir zusammen eine Lösung für das alles zu finden. Als ob ich einfach nur dem Ganzen entkommen wollte. Aber was wäre, wenn ich trotz allem irgendwie in diese Situation gekommen wäre?
Wenn ich durch einen anderen Weg meine Hyungs kennengelernt hätte... Wäre es dann auf das gleiche hinausgekommen wie jetzt? Oder würde es uns möglicherweise besser gehen? Vielleicht hätten wir auf diesem Weg das Ganze überhaupt nicht erlebt...
Eigentlich wusste ich, dass ich mich nicht mehr um die Vergangenheit sorgen sollte. Ich befand mich nun mal im hier und jetzt. Die Vergangenheit konnte ich nicht mehr ändern. Die Gegenwart hingegen schon... Ich konnte jetzt mein Leben in die Hand nehmen und etwas daran verändern. Ich konnte es sicherlich irgendwie hinkriegen, dass es meinen Hyungs und mir wieder gut gehen würde. Das konnte doch nicht so schwer sein...
Nun ja... Bei meinem Glück würde wahrscheinlich alles wieder den Bach hinunterlaufen. Das Schicksal würde mir wieder einen Klaps geben, welcher mich noch mehr aus der Bahn werfen würde als er es das letzte Mal bereits tat. Und das war es, was mir so unglaublich Angst machte.
Doch die grösste Angst, welche ich wohl in mir trug, war die Verlustangst... Eine Angst, welche so unglaublich gross war. Eine Angst, mit welcher ich nicht umgehen konnte. Ich wusste nicht, wie ich das Anstellen sollte... Eine Angst war lähmend und genau das tat sie bei mir. Jedoch nicht nur bei mir, sondern auch bei meiner kleinen Familie. Die Angst, jemanden zu verlieren besassen wir alle in uns drin...
Sofort jagte eine Gänsehaut über meinen Körper, wenn ich nur daran dachte, dass ich jemanden verlieren könnte. Obwohl ich eigentlich wusste, dass es irgendwann passieren würde und ich nichts dagegen tun konnte... Ich werde es einfach hinnehmen müssen, wenn plötzlich ein bedeutsamer Mensch aus meinem Leben verschwinden wird.
Bei diesem Gedanken löste sich eine kleine Träne aus meinem Auge, rollte langsam über meine Wange hinab, bis sie im Kissen unter mir versickerte. Fest biss ich mir auf meine Unterlippe, um nicht los zu schluchzen.
Das man mich eigentlich umbringen wollte, war in diesem Moment wirklich meine kleinste Sorge. So gesehen war es mir fast schon egal, trotz allem, dass es mir Angst machte. Aber ich dachte nicht wirklich, dass die Eltern meiner Hyungs jetzt immer noch gegen mich schiessen würden. Wahrscheinlich hatten sich meine Hyungs schon selbst von ihnen abgekapselt. Möglicherweise dachten sie eh, dass ich noch im Koma liegen würde oder ich schon längstens Tod war. Somit konnte es ihnen eigentlich egal sein...
Doch die Angst, wie es jetzt weitergehen sollte, wie ich damit am besten umgehen konnte, dass war es was mir Sorgen bereitete. Denn ich hatte wirklich keine Ahnung... Was hatte ich denn schon? Ich wusste nicht einmal, ob ich meinen Abschluss bestanden hatte. Vor allem habe ich noch nie gearbeitet und diese neue Erfahrung machte auch mir Angst. Ich hatte doch keine Ahnung vom erwachsenen Leben.
Und was wäre, wenn meine Hyungs doch nicht bei mir bleiben wollten? Ich wusste, dass sie eigentlich sagten, dass sie mich nicht mehr alleine liessen, aber was war, wenn es trotzdem geschehen würde? Wenn sie wieder einmal nicht freiwillig gehen würden?
Ein kleines Schluchzen verliess meinen Mund, worauf ich mein Gesicht in das Kissen unter mir presste und meine Hände in die Decke krallte. Was sollte ich denn ohne meine Hyungs tun? Ich fühlte mich ohne sie einfach nur wie ein nichts... Ich wusste doch nicht was ich mit mir anstellen sollte, wenn sie nicht mehr bei mir waren...
Leicht schüttelte ich meinen Kopf und blickte wieder in die Dunkelheit hinein, welche langsam immer wie klarer wurde, so dass ich auch wieder mehr sehen konnte. Doch was brachte mir das denn schon... Die Tränen nahmen mir nun einen Teil von meiner Sicht und dagegen wollte ich nichts tun.
Und was wäre, wenn Taehyung mich, oder besser gesagt uns, verlassen würde? Was sollte ich dann machen? Oder besser gesagt, wie sollte ich im schlimmsten Falle damit umgehen. Ich wollte sie nicht verlieren... Niemanden von meiner kleinen Familie. Das war für mich das Schlimmste...
Während ich mal wieder komplett in meiner Trauer versank, legte sich ganz vorsichtig eine Hand auf meiner Hüfte ab, welche mich noch näher an die warme Quelle hinter mir zog. Erschrocken zuckte ich kurz zusammen als mir bewusst wurde, dass sich wirklich jemand hinter mir befand und mein kleiner Zusammenbruch mitbekam.
Zögerlich drehte ich mich um und blickte direkt in Taehyungs Augen, welche mich sanft anfunkelten und mich in dieser Dunkelheit nur noch mehr in einen Bann zogen als sie es sonst schon immer taten.
Ein wenig zwiegespalten drehte ich mich doch ganz zu ihm um. Ein kurzer Seitenblick zu seiner Hand, welche mir bestätigte, dass sie sich wirklich dort befand und mir einen Teil meiner Sicherheit schenkte, welche ich gerade so unglaublich sehr brauchte...
Leicht schluckte ich und kuschelte mich automatisch an den Älteren. Seine Augen sahen mir immer noch leicht besorgt entgegen, worauf ich mich ein wenig unwohl wegdrehte und auf seine Brust starrte. Er sollte mich doch nicht weinen sehen... Niemand sollte mich gerade weinen sehen, dass tat ich bereits viel zu oft.
Doch Tae hatte anscheinend andere Pläne. Sanft hob er mein Kinn an, worauf ich zuerst noch zur Seite sah. Einfach Hauptsache nicht in seine Augen, doch dies verwarf ich schon gleich wieder. Denn nur wenig später vernahm ich einen leichten Schmetterlingskuss auf meiner Stirn. In diesem Moment konnte ich überhaupt nicht anders als mit geweiteten Augen in seine zu sehen....
🥀⌛🍃
Ich entschuldige mich schon einmal im voraus für mögliche Fehler, da ich das Kapitel während Jungkooks Livestream korrigiert habe und mich möglicherweise nicht immer konzentrieren konnte🤗🙈
Happy Birthday Jungkookie💜
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...