Fest presste ich meine Lippen aufeinander, während ich Jungwon näher an mich drückte. Meine Hände befanden sich je auf einem Ohr des Kleinen, damit er den Streit nicht weiter mitbekam. Ich hasste es damals, wenn meine Eltern sich stritten und dies taten sie, je älter ich wurde, immer wie häufiger. Ich wusste, wie sich das anfühlte.
Ich wollte einfach nur, dass es Jungwon gut ging. Wenn er wirklich Taehyungs Sohn sein sollte, wollte ich auf ihn aufpassen, wenn es Tae gerade nicht konnte. Ich fühlte mich in diesem Moment wie dazu verpflichtet ihn einfach in meinen Armen zu halten und ihn irgendwie von dem ganzen Chaos abzulenken...
Meine Gefühle waren also wieder einmal zweitrangig, was mir überhaupt nicht auffiel und um ehrlich zu sein machte es mir auch nicht wirklich etwas aus. Mir ging es besser, wenn ich wusste, dass es den Menschen in meinem Umfeld gut ging. Mehr wollte ich nicht. Wenn es ihnen gut ging, würde es auch mir gut gehen...
Wimmernd krallte sich Jungwon wieder mehr an mich und versteckte seinen Kopf in meiner Jacke, welche ich immer noch an hatte. Verzweifelt starrte ich einfach den Boden an. Ich hatte Tae gefunden... Wir hatten es wirklich geschafft... Aber trotz allem konnte ich mich einfach nicht freuen. Es ging nicht.
Denn mir war ganz genau bewusst, dass wir noch nicht die letzte Hürde geschafft hatten. Wir wussten nicht wie Taehyung auf uns alle regieren würde. Ich wusste nicht, wie er auf mich reagieren würde und genau diese Ungewissheit machte mir so zu schaffen...
Mit tränenüberströmtem Gesicht, was ich zuerst überhaupt nicht wahrnahm, sah ich zu meiner kleinen Familie hinüber. Was sollte ich tun? Was musste ich jetzt machen? Taehyung seinen Sohn zurückgeben und danach wieder gehen? Jetzt mit Jungwon zu Taehyung gehen und alles klären? Ich wusste es nicht, ich war einfach nur überfordert...
"L-leute...", kam es leise wimmernd aus mir, worauf sofort die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag. Zwischen meinem verschleierten Blick konnte ich gerade noch ihre besorgten Gesichter ausmachen und wie sie alle auf Jungwon und mich zuliefen.
Ich musste keine Angst haben. Ich hatte meine Hyungs bei mir... Ich hatte Nuri und Yugyeom bei mir... Ich hatte meine Familie bei mir. Ich war sozusagen unglaublich stark, aber weshalb fühlte ich mich nicht so? Ich fühlte mich kraftlos, so sehr, dass ich nächstens das Gefühl hatte einfach umzukippen...
Schon bald darauf spürte ich einen schützenden Körper hinter mir, gegen welchen ich mich sofort leicht entgegenlehnte. Sobald ich den Geruch von Yoongi wahrnahm, beruhigte ich mich ein wenig. Ich hatte sie alle bei mir. Egal was in den nächsten Minuten geschehen würde. Ich würde sie immer fest bei mir haben...
"W-was muss ich machen?" Meine Stimme hörte sich so unglaublich kraftlos an, worauf ich mich fast nicht wiedererkannte. Ich war in diesem Moment so unglaublich fertig, ich wusste doch überhaupt nicht mehr weiter. "Du musst überhaupt nichts machen Jungkook, wenn... dann machen wir es zusammen.", hörte ich die Stimme von Namjoon, worauf ich einmal schwer schluckte.
Schniefend nickte ich einmal und liess zu, wie Hobi mir meine Tränen wegstrich. "Und was machen wir jetzt?", fragte ich alle Anwesenden im Raum noch einmal, während ich Jungwon beruhigend über den Rücken strich. Wir mussten ihn zu seinem Vater bringen... Dann wäre schonmal dem Kleinsten in der Runde mehr als geholfen...
"Ich mach das schon.", kam es aus Yeongsik, worauf wir ihn fragend ansahen. "Herr Kim muss erst einmal wissen, dass sein Sohn wieder hier ist. Um den Rest kümmern wir uns später, dann haben wir wenigstens ein Problem bereits gelöst." Mit diesen Worten verschwand Yeongsik aus dem Raum, in dem er kraftvoll an der gegenüberliegenden Tür anklopfte und somit das Geschrei eine kurze Pause einlegte.
Schnell sah ich zu Jungwon hinunter, welcher sein Gesicht immer noch fest an mich presste. "Jungwon du kannst jetzt zu deinem Appa.", sprach ich den Kleinen in meinen Armen vorsichtig an und schenkte ihm, nach kurzem Überlegen, einen leichten Kuss auf den Kopf.
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...