Kapitel 56

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Am nächsten Tag bemerkte man die schlechte Stimmung unter uns acht sofort. Jeder war sehr in sich zurückgekehrt und still. Dies ging schon seit gestern so als wir irgendwie Yoongi zu uns nach Hause brachten. Yugyeom verbachte mit meinen Hyungs praktisch die ganze Zeit bei Yoongi und versuchte dessen hohes Fieber wieder herunterzubekommen.

Während ich von meinen Hyungs überhaupt nichts mehr mitbekam, kam dafür Yugyeom immer wieder zu seiner Schwester und mir und erzählte uns, wie es dem neu gefundenen ging. Meine Hoffnungen, dass sich Yoongis Zustand auch ohne unsere Hilfe verbesserte, verschwand noch in derselben Nacht als Yugyeom zu uns kam und uns von den entzündenden Wunden erzählte. Verletzungen, welche er sich selbst hinzufügte. Ab diesem Moment konnte ich es vergessen, dass ich in dieser Nacht noch ein wenig Schlaf bekommen würde...

Ich hatte wirklich sehr gehofft, dass es ihm psychisch besser gehen würde. Dass er genau wie Jimin eine Person finden würde, welche ihn, komme was wolle, beschützen und unterstützen würde. Aber so wie es aussah hatte er wirklich nur Jimin als seinen täglichen Halt. Namjoon hatte tatsächlich recht. Jimin war über all die Jahre Yoongis letzter Halt.

Yugyeom erzählte Nuri und mir, dass Yoongi, als sie ihn gefunden haben, immer wieder Sachen vor sich hin murmelte. Dass er irgendwie verstehen wollte, warum Jimin ihm nicht mehr schrieb... dass er wissen wollte, wie es uns allen ging... er wollte unbedingt wieder sein altes Leben zurück haben, das Leben vor dem Unfall. Jedoch war er der Meinung, dass er das Ganze nicht mehr verdiente...

Ab diesen Erzählungen war auch bei mir Schluss. Meine angestauten Tränen, welche sich die ganze Nacht über sammelten, konnte ich einfach nicht mehr zurückhalten und irgendwie wollte ich dies auch überhaupt nicht mehr...

Ich wollte endlich loslassen können. Sei es die Vergangenheit, die ich vergessen wollte oder die vielen Emotionen, welche sich tagtäglich ansammelten und überhaupt nicht mehr aufhören wollten. Es war wie ein kleiner emotionaler Zusammenbruch. Ich musste einfach all das angestaute loslassen können und dies tat ich in diesem Moment.

Zum Glück hatte ich wenigstens Nuri bei mir, welche mir eine sehr grosse Stütze war. Eigentlich kuschelten wir nur die ganze Zeit, während sie mir immer wieder leise kleine Geschichten erzählte. Obwohl es nur kleine Gesten waren, tat es mir besser denn eh und je...

Ich konnte durchaus verstehen, dass sich meine Hyungs Sorgen um Yoongi machten und auch um jeden Preis bei ihm sein wollten... aber was war mit mir? Ich wollte auch bei ihnen sein. Ich wollte mit ihnen auf Yoongi aufpassen und dabei sein, wenn es diesem endlich wieder besser gehen würde und er auch wieder ansprechbar war.

Aber vielleicht wäre es wirklich besser, wenn ich ihm ein wenig Zeit lassen würde. Damit er sich wenigstens erholen konnte und bald wieder gesund sein würde. Das war alles was ich gerade für ihn wollte. Es sollte ihm einfach wieder gut gehen... Durch mich wäre er wahrscheinlich nur noch überforderter als er sonst schon sein würde. Ich musste jetzt einfach nur geduldig sein und abwarten. Das konnte doch nicht so schwer sein...

Trotz allem, dass ich mir, aber auch Nuri, immer wieder gut zuredete, sammelten sich diese negativen Emotionen wie auf einer Müllhalde. Ich konnte sie nicht abschalten oder einfach kurz zur Seite schieben. Es ging einfach nicht mehr...

Und dann kam der Moment, in welchem ich mir einfach Taehyung zu mir wünschte. Ich wollte den Älteren wieder bei mir haben und mich einfach in seinen Armen befinden. Er wüsste jetzt ganz bestimmt, was ich oder besser gesagt wir zu tun hätten. Er wüsste was er machen müsste, damit es mir wieder besser ging.

Ich wollte einfach seine weichen Hände an meiner Taille fühlen. Ich fühlte mich immer so unglaublich geborgen, wenn ich ihn bei mir hatte. Ich liebte es, wenn ich stundenlang mit ihm kuscheln konnte und er mir dabei sanft durch das Haar fuhr. Irgendwie kriegte er es immer hin, dass sich mein innerer Wirbelsturm legte und ich einfach einen Moment aufatmen konnte.

Ich wollte seinen Geruch einatmen, welcher einfach so nach Tae roch. Immer wenn ich bei ihm war wusste ich, dass ich zuhause angekommen war. Dass ich mich endlich von den ganzen alltäglichen Strapazen fallen lassen konnte und mir ein paar Minuten Ruhe gönnen durfte. Irgendwie entwickelte es sich zu einem kleinen Ritual, dass ich, wenn die Schule zu Ende war und ich zuhause ankam, mich zuerst in Taehyungs Arme schmiss. Er wusste irgendwie sofort, dass ich seine Nähe in solchen Momenten brauchte...

Es war auf keinen Fall so, dass ich mich bei Nuri nicht wohlfühlte. Denn ich genoss ihre Nähe sehr... wirklich... Für mich war sie in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und es fühlte sich für mich wirklich so an als hätte ich eine jüngere Schwester, welche mich in allem unterstützen würde. Ich fühlte mich von Anfang an sehr geborgen bei ihr und vor allem verstanden. Vielleicht kam dies auch noch von der Zeit im Koma, in welcher ich trotz allem mitbekam, dass sich jemand an meiner Seite befand.

Aber in dieser Situation wollte ich gerade einfach Tae bei mir haben. Ich wollte einfach in seinen Armen liegen... wissen, dass er für mich da war und mich nicht allein liess. Ich wollte nicht allein sein. Ich verfluchte mich in diesem Moment dafür, dass ich mich so dagegen sträubte zuerst nach den anderen zu suchen und nicht nach ihm... Denn selbst Nuri konnte diese anhaltende Leere nicht in mir füllen, welche meine Hyungs gestern Abend bei mir hinterliessen. Ich fühlte mich so unglaublich allein gelassen, obwohl ich doch nicht so fühlen sollte...

Ich sollte froh sein, dass ich sie wieder bei mir hatte. Ich sollte froh sein, dass ich meine Hyungs trotz diesen vielen Vorkommnissen in der Vergangenheit wieder bei mir habe. Dass sie für mich da waren und mich auch in so vielen Dingen unterstützen...

Meine Hyungs waren immer für mich da, wirklich immer... Bis kurz vor meinem Unfall, danach ging alles den Berg hinab und dies ohne, dass ich wusste, was genau das Problem war. Ich wusste nicht ob es an mir lag, oder doch an ihren Eltern oder meinen Hyungs selbst... Obwohl ich wirklich auf die Eltern meiner Hyungs tippte, gerade weil sie teilweise Anspielungen darauf machten.

Aber dann wiederum verstand ich nicht wieso... Wieso hatten ihre Eltern etwas gegen mich? Weil ich nicht aus dieser Gesellschaft stammte, wie es ihre Kinder nun mal taten? Weil ich nur zu der Mittelschicht gehörte? Oder lag es doch an meinem Charakter? Möglicherweise mochten sie mich auch einfach nicht, aber das war doch kein Grund, um ihre Kinder so von mir fernzuhalten. Meine Hyungs hatten sich nun mal für einen anderen Weg entschieden als ihre Eltern. Warum konnte man das nicht akzeptieren...

Fertig mit meinen ganzen Gedanken presste ich meinen Kopf in das Kopfkissen unter mir. Den ganzen heutigen Tag verbachte ich damit mir Gedanken über die ganze Situation zu machen. Ich lag die ganze Zeit mit Nuri im Bett herum, während sich meine Hyungs um Yoongi kümmerten. Ich wollte doch auch sehen, wie er auf meine Hyungs reagieren würde. Ich wollte auch für ihn da sein, aber dies durfte ich ja momentan nicht.

Leise seufzte ich auf und linste zu Nuri hinüber, welche tief und fest schlief. Am liebsten würde ich auch einfach einmal abschalten und meine Augen schliessen, aber es funktionierte nicht. Ich konnte lauter Gedanken nicht einschlafen, obwohl ich physisch aber auch psychisch so unendlich müde war...

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We don't need to worry, cause when we fall we know how to land~

My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt