Wir sassen schon bestimmt zwanzig Minuten auf dem Boden herum und hielten uns einfach fest in den Armen. Ich hatte also wirklich einen Teil meiner Familie wieder bei mir... Es war immer noch so unglaublich surreal, obwohl ich die Präsenz von Namjoon und Jin deutlich neben mir spüren konnte.
Obwohl ich in diesem Moment noch so unendlich viele Fragen hatte, schluckte ich sie einfach hinunter. Es ging Jin überhaupt nicht gut und auch Namjoon war nicht in der Verfassung meine Fragen zu beantworten, aber dies war ja erst einmal überhaupt nicht wichtig. Ich war einfach gerade so unendlich froh sie bei mir zu haben...
Yugyeom war vor ein paar Minuten nach draussen gegangen, was er mir stumm mitteilte. Die ganze Zeit hielt er sich eher zurück und sah uns mit wässrigen Augen bei unserem ersten Zusammentreffen zu. Ich vermutete, dass er jetzt nach Hause ging, da auch Nuri bald wieder von der Schule kommen sollte. Den beiden werde ich nachher noch eine Nachricht schicken. Denn so schnell werde ich die zwei hier nicht alleine lassen...
Jin und Namjoon brauchten mich... Genau so sehr, wie ich sie mein Leben lang brauchte. Dies konnte einfach nicht mehr geändert werden. Durch all die verschiedenen Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ, wurden wir immer mehr zusammengeschweisst und dies bemerkte man in solchen Momenten sehr.
"Komm wir setzen uns auf die Couch...", sprach Namjoon nach einem kleinen räuspern aus, worauf ich nickte und wieder zu Jin sah. Sofort sah ich, wie der Ältere meinen Blick erwiderte, worauf ich ihn sanft anlächelte. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, dass bemerkte ich schon ziemlich früh...
Zögerlich rappelte ich mich ein wenig auf, ohne jedoch auch nur einmal die Hand von Jin los zu lassen. Jin war immer noch sehr bleich im Gesicht und sein Körper zitterte immer noch leicht. Ohne grosse Mühe griff Namjoon unter Jins Kniekehlen und unter seinen Rücken, worauf er ihn anhob und auf die Couch trug.
Ziemlich ungern liess ich Jins Hand los und sah mich nach einer Decke um. "Da drüben im Schrank...", antwortete mir Namjoon leise auf meine unausgesprochene Frage und zeigte auf einen Wandschrank. Kurz nickte ich ihm dankbar zu, bevor meine Augen wieder automatisch auf Jins fielen.
Schluckend wendete ich mich kurz von den beiden ab und öffnete die nächstbeste Schranktür, welche sich als die richtige entpuppte. Hinter mir hörte ich, wie Joonie Jin immer wieder beruhigende Sachen ins Ohr flüsterte, was mein Herz erwärmte. Die beiden kümmerten sich wirklich liebevoll umeinander...
Mit der Decke in der Hand lief ich mit schnellen Schritten auf die schwarze Couch zu. Namjoon sass auf dem Sofa, während Jin sich auf seinem Schoss befand, welcher immer noch leise vor sich hin weinte. Namjoons Arme waren fest um den Älteren geschlossen. Erst als ich Jin sanft die Decke über den Körper legte, lockerte er seinen Griff etwas.
Zögerlich setzte ich mich neben die beiden und sah ihnen still zu. Vorsichtig zog ich Jins Beine auf meinen Schoss und zog die Decke ganz über ihn. Danach kuschelte ich mich still an Namjoon. "W-wie...?", kam es nach einer Weile zittrig über Jins Lippen, während er wieder vorsichtig seine Hand nach mir ausstreckte.
Schnell nahm ich seine Hand wieder in meine. Anscheinend brauchte er dies gerade sehr... Auch Joonies Arm spürte ich wieder um meine Schultern, worauf ich mich instinktiv dichter an ihn kuschelte. "Ich bin... vor ein paar Monaten aufgewacht und durch zwei neue Freunde habe ich euch schliesslich gefunden. Es geht mir wieder gut, also macht euch keine grossen Sorgen.", erklärte ich den beiden mit immer noch verweinter Stimme, was mich aber nicht gross störte.
Beruhigend fuhr ich mit meinem Daumen über Jins Handrücken, welcher aber dieses Mal still wurde. Nachdenklich sah ich zu meinem ältesten Hyung. Ich war so unglaublich froh, dass Namjoon über die paar Jahre an seiner Seite war. Wie es wohl den anderen in dieser Zeit ging?
"Verdammt bin ich froh, dass du wieder wach bist...", meinte Namjoon nach einer Weile zu mir, worauf ich meinen Kopf hob und in sein Gesicht blickte. Seine gläsernen Augen trafen auf meine, was sofort wieder dieses traurige Gefühl in meiner Bauchgegend wachsen liess. "Es tut uns so unendlich leid, hörst du? Wir wollten uns nicht mir dir streiten... Wir wollten dich über all die Jahre nicht alleine lassen. Das wollten wir wirklich nicht...", erklärte er mir, während seine Augen ein wenig verzweifelt im Raum herumwanderten.
Ich zwang mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen, während ich auch meine andere Hand mit Namjoons freien verschränkte. "Es ist okay...", hauchte ich ihnen zu und sah abwechselnd in die Augen meiner Hyungs. "Es war komisch als ich aufgewacht bin. Ich meine es waren nur zwei Menschen an meiner Seite, welche ich überhaupt nicht kannte. Ich hätte mir schon gewünscht, dass ich euch in dieser Zeit bei mir gehabt hätte..."
Leer schluckte ich als ich meinen Blick von den beiden abwendete. Vielleicht sollte es auch einfach nicht so sein... Wenigstens lag ich für einen guten Zweck im Koma... Nachdenklich dachte ich noch einmal unser letztes Gespräch zurück. Unwillkürlich weiteten sich meine Augen als ich mich daran zurück erinnerte, was ich als Letztes zu ihnen sagte.
"Ich hasse euch nicht!", platzte es schnell aus mir heraus, ohne dass ich darüber nachdachte. In diesem Moment war es mir einfach wichtig, dass sie dies wussten. Ich war damals einfach nur so wütend und enttäuscht. Diese Wörter kamen einfach unkontrolliert über meine Lippen. "Ich hasse euch nicht...", wiederholte ich noch einmal langsamer als ich Jins Wimmern hörte.
"Das könnte ich auch nie okay? Es tut mir leid, dass ich das als letztes zu euch sagte, denn es stimmt nicht." Fest presste ich meine Lippen aufeinander, um nicht wieder los zu weinen. "Womit haben wir dich nur verdient Kleiner...", nuschelte mir Namjoon zu, bevor er seinen Kopf auf meinem ablegte. Fest kuschelte ich mich seitlich an ihn. "Wir werden dir alles erklären, versprochen."
Sofort nickte ich auf seine Frage hin und wendete meinen Blick von Namjoon auf Jin. Stumm liefen ihm immer noch die Tränen über die Wangen. Zögerlich rutschte ich ein wenig zu ihm hinunter, so dass ich schliesslich meinen Kopf gegenüber von Jin auf Namjoons Oberkörper ablegen konnte.
Mit meinen leicht zitternden Händen wischte ich ihm wieder einmal die Tränen weg. "Ich hab euch lieb...", nuschelte ich leicht und sah ein wenig schüchtern zu Jin, welcher mich mit grossen, roten Augen ansah. Es gab nicht viele Momente, in welchen ich ihnen sagte, wie viel sie mir eigentlich bedeuteten. Viel lieber drückte ich es mit meinen Gesten aus. Es fiel mir irgendwie einfacher...
Wimmernd krallte sich der Älteste dieses Mal an mich, worauf ich einen Arm um ihn schloss. Seinen Kopf presste er an mein T-Shirt, worauf ich ihm einen sanften Kuss auf den Kopf schenkte. "Wir haben dich wirklich vermisst, Kookie..." Lächelnd sah ich zu Namjoon hoch, der bei mir das gleiche machte, was ich vorhin bei Jin tat. Fest kuschelte ich mich an die beiden und genoss ihre Präsenz neben mir. Ich hatte sie auch vermisst... So unglaublich sehr...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...