Ein stummes 'Tae' kam über meine Lippen, was ich überhaupt nicht steuern konnte. Mit wässrigen Augen sah ich ihm dabei zu, wie er seine Augen schmerzhaft zusammenkniff und seinen Kopf an der Schulter von Namjoon vergrub und ich somit nur noch seinen Haarschopf zu Gesicht bekam.
"Jungwon geh bitte zu deinem Appa... Er braucht dich gerade mehr als ich es tue. Ich habe noch Yoongi bei mir.", kam es mit schwacher, gebrochener Stimme über meine Lippen, während ich den Jüngeren vor mir dankend anlächelte. Sein Vater brauchte ihn gerade wirklich, dass sah ich sofort. Jungwon war die einzige Person, welche er wirklich kannte und welcher sich seit Jahren an seiner Seite befand...
Unsicher sah Jungwon mich an, bevor er sich noch einmal dichter an mich kuschelte. "Hyung du musst gut auf Kookie aufpassen, ja?" Mit grossen bittenden Augen sah er zu Yoongi hoch, welcher ihn sofort leicht anlächelte und bestätigend nickte. Beruhigt nickte auch Jungwon kurz, bevor der Kleine sich aufrappelte und zu seinem Vater lief.
Mehr oder weniger glücklich sah ich Jungwon dabei zu wie er besorgt zu seinem Vater hoch sah und vorsichtig an dessen Hosenbein herumzupfte, damit dieser auf ihn aufmerksam wurde. Dies funktionierte auch schneller als geplant, da sich Taehyung einfach neben seinen Sohn fallen liess und diesen sofort in seine Arme nahm. Kichernd schlang der Kleine seine Arme um Taehyungs Hals, nachdem er ihm einen kleinen Kuss auf die Wange drückte. Die beiden konnte man doch nur lieben...
Stumm sah ich die beiden einfach nur an, während ich nichts fühlte. Ich wollte einfach nur noch schlafen und diese ganze Situation hier vergessen. Ich wollte wieder mein altes Leben zurück, in welchem ich keine Probleme hatte. Mein altes Leben, in welchem ich nicht zehn Jahre lang im Koma lag und somit meine Hyungs allein zurückliess.
Mein Leben in welchem ich noch nicht wusste, dass ich schwul war. Das Leben in welchem ich noch sorglos bei meinen Eltern lebte und jeden Abend mit ihnen kuscheln konnte. Mein Leben in welchem ich täglich sorglos mit meinen Hyungs spielen konnte und dabei nicht nachdenken musste, wie es bald um mich stehen würde. Einfach ein sorgloses Leben. Das war das, was ich mir so unbedingt wünschte...
"Ich will nach Hause...", flüsterte ich und drückte mich näher an meinen Hyung. Tief atmete ich einmal durch, damit ich mein Tränen besser zurückhaltend konnte. Ich wollte nicht mehr... Anscheinend hatte der Kuss zwischen Taehyung und mir stärkere Auswirkungen als ich dachte. Vielleicht ekelte er sich von mir und richtete sich deshalb mehr an meine Hyungs.
Ein kurzer Schauer überfuhr mich, worauf ich zusammenzuckte und die Jacke enger um meinen Körper zog. Beruhigend spürte ich Yoongis Hand auf meinem Rücken und wie er kleine Formen zeichnete. "Willst du wirklich einfach so gehen? Ohne Taehyung noch in den Arm genommen zu haben?"
Mit wässrigen Augen sah ich zu Yoongi hoch, dessen Augen sanft auf mir lagen. Instinktiv schüttelte ich meinen Kopf. "Nein... Nein will ich nicht...", kam leise die Bestätigung auf seine Frage aus meinem Mund, worauf der Ältere verständnisvoll nickte. "Aber es scheint so als würde Taehyung das so wollen...", fügte ich noch hinzu und versteckte mein Gesicht in Yoongis Hoodie.
"Würde er dann immer wieder zu uns sehen?", fragte mich Yoongi, worauf ich wieder erstaunt meinen Kopf anhob. "Siehst du nicht seine sehnsüchtige Blicke, welche er dir immer wieder zuwirft? Er ist wahrscheinlich einfach, wie Jimin bereits schon sagte, überfordert und versteht nicht, wieso du plötzlich wieder vor ihm stehst. Also geh schon zu ihm, nimm ihn in den Arm und erklär ihm alles."
Streng sah mich Yoongi an, während er mir fast schon eine kleine Standpauke hielt und mir erklärte was ich jetzt machen musste. Schmunzelnd strich ich einmal mit meinen Handflächen über meine Wangen. "Ich soll jetzt zu ihm gehen...?", fragte ich noch einmal unsicher nach. Ich wollte nichts Falsches machen. Ich wollte weder ihn noch mich irgendwie verletzen...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...