Begeistert sah ich meinem Hyung beim Tanzen zu. Mein Fuss bewegte sich immer wieder im Takt der Musik auf und ab, während meine Augen jede Bewegung von ihm abspeicherten. Ich liebte seinen Tanzstil über alles. Bei ihm sah alles so einfach aus.
Jede Bewegung sah so unglaublich flüssig aus, als ob er einfach über die Tanzfläche schweben würde. Jede einzelne Faser seines Körpers hatte er unter Kontrolle. Sein ganzer Körper bewegte sich im Takt, während er schwierige Schritte bedingungslos tanzte, die bei ihm so unglaublich einfach aussahen.
Wenn Hobi tanzte zog er wirklich jeden in den Bann. Man konnte seine eigenen Augen einfach nicht von ihm lösen. Dies war einfach schon immer so. Auch Jimin hatte schon immer seinen eigenen Tanzstil, jedoch einen ticken eleganter, aber auch immer noch so faszinierend.
Jimins und Hoseoks Tanzstile waren so unglaublich verschieden. Aber beide vereint, waren ein riesengrosses Feuerwerk. Sie waren wie plus und minus, wenn sie zusammen tanzen. Es sah einfach nur wunderschön aus. Früher wollte ich auch immer so tanzen können... Sie waren wirklich von Anfang an meine Vorbilder.
Wenn dieser Unfall nicht gewesen wäre, hätte ich bestimmt das Tanzen zu meinem Beruf gemacht. Ich konnte überhaupt nicht mehr damit aufhören, da ich einfach so versessen in dieses Gefühl war. Das Gefühl von Freiheit und Vollkommenheit. Das Tanzen war eine Art Ruhepuls für mich, da ich einfach in diesem Moment meine Gefühle ausschalten konnte. Wenn man alle Sorgen einfach zur Seite schieben konnte. Es war wirklich meine Leidenschaft...
Aber jetzt hatte ich absolut nichts mehr davon. Ich hatte nicht mehr diesen überwältigenden Drang zu tanzen. Nach meinem Unfall fühlte sich alles so anders an. Ich war jetzt der neue Jungkook, während ich aber auch aus dem alten bestand. Wie zwei verschiedene Menschen, welche sich in meinem Körper aufhielten.
Der frühere Kookie war ein Narr... Ein verliebter Trottel, welcher die Augen vor der richtigen Welt verschloss. Ich wollte nie wahr haben, dass meine Eltern mich nie so akzeptieren würden, wie es andere Elternteile taten. Ich wollte nicht verstehen, warum sie mich einfach aus dem Haus schmissen...
Als mir dann noch klar wurde, dass ich mich in Taehyung verliebt hatte, ging die Welt für mich unter. Aber ich meine, wie konnte ich mich auch nicht in ihn verlieben... Ich wollte es einfach nie wirklich glauben. Selbst für mich war es damals sehr schwer zu akzeptieren, dass ich schwul war. Ich habe mich einfach so eklig gefühlt, als würde etwas nicht mit mir stimmen. Ich war anders und dies gefiel unserer Gesellschaft nun mal nicht...
Früher hatte ich so unglaubliche Angst, dass ich nicht von meinen Hyungs akzeptiert werde. Viele gingen noch nach der Meinung meiner Erzeuger... Doch wenn ich Namjoon und Jin nun so zusammen sah, ging mir wirklich das Herz auf. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, ob sie es nun wahrhaben wollen oder nicht. Aber die beiden gehörten einfach zueinander.
Irritiert hielt ich mit meinen komischen Gedankengängen inne als die Musik, zu einem mir nur allzu bekannten Lied wechselte. Mit mulmigem Gefühl in meiner Bauchgegend hob ich meinen Blick, welcher zuvor starr auf den Boden gerichtet war. Sofort sahen meine Augen, wie Hoseok schnell zu seinem Handy lief, welches sich ein paar Meter rechts von ihm befand.
Mit nachdenklichem Gesicht betrachtete ich ihn dabei, wie er, fast schon panisch, dieses Lied wegdrückte und das nächste Lied abspielte. Um ehrlich zu sein war ich erstaunt, dass er immer noch dieses Lied hörte.
Es war nämlich unser Lied... Es war ein Lied, welches Jimin, Hobi und mich immer sehr berührte. Eigentlich hatten wir drei überhaupt nicht denselben Musikgeschmack, aber trotzdem verbanden wir immer etwas Besonderes mit diesem Lied.
Irgendeinmal kam schliesslich Jimin auf die Idee, eine eigene Choreo zu erstellen. Zuerst waren Hobi und ich ziemlich skeptisch, da wir nicht wussten, ob gerade wir dazu geeignet wären ein paar gute Tanzschritte zu erfinden. Doch dank Jimins Überredenskünste, änderten wir unsere Meinung schnell.
Tag und Nacht sassen wir an einer gefühlsvollen Choreo. Um ehrlich zu sein war es wahrscheinlich für mich am schwersten ein paar gute Tanzschritte rauszuhauen... Ich wusste überhaupt nicht wieso, aber ich fand es einfach unglaublich schwierig etwas Passendes zu kreieren, was meinen Hyungs, aber auch mir gefallen würde. Vor allem musste es noch irgendwie zu den Emotionen des Liedes passen...
Ein leises Seufzen entfuhr mir, worauf mir Hoseok entschuldigend entgegensah. Die fragenden Augen der beiden Geschwister wechselten zwischen Hobi und mir hin und her, während ich meinem Hyung einfach nur fest in die Augen sah.
"Kannst du die Schritte noch?", fragte ich ihn leise mit belegter Stimme, während ich langsam aufstand und in seine Richtung lief. "J-ja ich denke... Wieso?" Seine Augen huschten im ganzen Raum herum als ich näher auf ihn zutrat. Mit leicht zitternden Fingern reichte ich ihm meine Hand, welche er skeptisch betrachtete, nur um mich wieder fragend anzusehen.
"Ich möchte mit dir zu dem Lied tanzen." Meine Worte schienen wie ein kleiner Auslöser zu sein und er entspannte sich komplett. Nur ein paar Sekunden später strahlte mir sein altbekanntes Lächeln entgegen, was meinen Körper mit lauter Glücksgefühlen füllte.
Ohne noch gross mit den Wimpern zu zucken, tippte mein Hyung auf seinem Handy herum. Sobald die lieblichen Töne des Liedes erklangen, legte sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen ab. Ich spürte, wie sich warme Finger um meine Hand schlossen, worauf ich Hobi mit mir nach oben zog, direkt in die Mitte des Raumes.
"Jungkook pass auf dich auf.", kam es noch von Yugyeom, welcher an der gegenüberliegenden Wand einen Platz zum Sitzen gefunden hatte. Beruhigend lächelte ich ihn an und nickte. Mittlerweile wusste ich schon ganz gut, wie fit mein Körper war.
Fest hielt ich die Hand von meinem Hyung umschlossen und drückte sie leicht. Vorsichtige Klavierklänge kamen ins Spiel, worauf er seine Hand von meiner löste. Langsam begann ich die ersten Schritte zu tanzen. Der Anfang bestand aus leichten, roboterartigen Bewegungen, welche trotz allem flüssig und zurückhaltend wirkten. Es sollte eine Person darstellen, welche sich eingekesselt fühlte. Welche sich den anderen hingab und dabei seine eigenen Träume hinter sich liess.
Eine Person voll mit schmerzen, die verzweifelt versucht einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Sie wollte nicht mehr zerbrochen sein und nur so vor sich hin vegetieren... Mit aller Macht versucht sie sich gegen diese Menschen zu stellen, welche ihr dieses Leben nach ihren Wünschen verbaten.
Die Bewegungen wurden ruckartiger und schneller. Durch diesen Versuch von anderen Personen, aber auch von sich selbst zu entkommen, wird die Person unglaublich wütend was sich auch im Tanz zeigte. Alle negativ angestauten Emotionen versuchte sie in diesem Moment loszulassen. Diesen Sturm in sich selbst zu mindern...
Erst als sie ihre Flügel ausbreiten konnte und nicht mehr das Gefühl von dieser schrecklichen Enge um sich herum hatte, wurde auch ihre Sicht klarer. Die Freiheit, welche man beim Tanzen verspürte, sollte dies wiedergeben. Man konnte nicht immer sein Bestes geben. Denn selbst die grösste Energiequelle musste irgendeinmal wieder aufgeladen werden.
Doch sobald man weiss, dass man nicht immer sein Bestes geben muss und auch mal schwach sein durfte, fällt alle Last von den Schultern. Man fühlt sich befreit.... befreit von den Ängsten seiner Eltern, die einem Sachen verbaten, welche für einen selbst die ganze Welt bedeuteten.
Gegen Ende des Liedes werden die flüssigen Bewegungen wieder ruhiger und gelassener. Die Person war angekommen, an dem Ort, wo sie schon lange sein wollte. Ein Ort voller Liebe und Hoffnung. Die Hoffnung einen Menschen zu finden, welcher einen so akzeptierte wie man war.
Langsam wurden meine Bewegungen schwächer bis ich still da stand. Schwer atmend sah ich auf den Boden vor mir und kniff meine Augen zusammen. Ich wollte nie mehr dieses Gefühl von Einsamkeit verspüren... Nie mehr diesen grässlichen Herzschmerz, welcher Tae in mir hinterliess. Ich wollte einfach für einen Moment nichts fühlen...
Doch das plötzliche Klatschen riss mich aus meiner kleinen Seifenblase. Leicht zuckte ich erschrocken zusammen und öffnete hektisch meine Augen und sah zur Tür, nur um auf einen lächelnden Mann zu treffen.
🥀⌛🍃
Es tut mir so leid das gestern nichts kam, aber ich stehe gerade ein wenig unter Schuldruck... Aber dafür bekommt ihr ja morgen eine Lesenacht😉
DU LIEST GERADE
My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...