Kapitel 28

2.4K 128 21
                                    

Um uns herum war es ganz leise. Nicht eine einzige Fliege konnte man hören, was jedoch diese unangenehme Stille nicht gerade besser machen würde. Jeder meiner Hyungs hing seinen Gedanken hinterher, während sie starr den Tisch vor ihnen inspizierten. Ein wenig überfordert sah ich zwischen den dreien hin und her. Vor ein paar Minuten versuchte mir Jin wenigstens noch ein kleines Lächeln zu schenken, aber auch er starrte nun ins Leere.

Nur von Yugyeom und Nuri bekam ich ein paar besorgte Blicke zugeschickt, welche mir aber nicht wirklich weiterhalfen, denn diese konnte ich nur genau so hilflos erwidern. Ich hatte nämlich absolut keinen Plan was geschehen war...

"Okay, kann uns mal bitte jemand aufklären?", fragte ich die drei ein wenig streng, worauf ich wenigstens einen Teil ihrer Aufmerksamkeit erlangte. Besorgt streckte ich meine Hand nach Hoseok aus, welcher sie auch sofort mit seiner verschränkte und sie auf dem Tisch ablegte. Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen sah ich zu unseren Händen, bevor ich mich wieder in die Runde konzentrierte.

"Was ist denn los? Habe ich etwas falsch gemacht?", kam es noch einmal fragend aus mir. Besorgt lagen meine Augen immer noch auf meinen Hyungs. Warum waren sie auf einmal so still? Ich hatte wirklich in diesem Moment Angst, dass ich etwas falsch gemacht hatte. Oder war es einfach noch etwas unausgesprochenes zwischen diesen dreien? Vielleicht sollten wir sie allein lassen...

Zögerlich stand ich auf und schob meinen Stuhl zur Seite. Mit einer kleinen Handbewegung deutete ich den beiden Geschwistern an, dass sie mir folgen sollten. Doch wir kamen nicht einen Meter weit, da wir schon von den anderen dreien aufgehalten wurden. "Wo wollt ihr hin?", fragte Hobi ein wenig verdutzt und stand mit uns auf. "Du gehst noch nicht, oder?"

Ein wenig panisch legte sich sein Blick auf mir ab. Irritiert und mit grossen Augen sah ich ihn zuerst eine Weile an, bevor ich mit dem Kopf schüttelte. Verdammt noch mal, was war nur mit ihnen los? Ich konnte ja gut verstehen, dass sie alle ziemlich durcheinander waren. Aber warum redete niemand mit mir?

"Nein wieso sollte ich auch? Ich wollte nur, dass ihr miteinander redet..." wenn ihr schon nicht mit mir reden wollt, beendete ich den Satz in meinen Gedanken. Seufzend steckte ich meine Hände in die Hosentaschen und spannte mich unbewusst ein wenig an. Eigentlich wollte ich mir noch einen schönen Abend mit meinen Hyungs und den beiden Geschwistern machen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass heute daraus nichts werden würde.

"Was... was meinst du genau?", fragte mich nun auch Jin ein wenig irritiert und stellte sich neben Hoseok. Diesem legte er unterstützend eine Hand auf der Schulter ab, während sie mich beide anblickten. "Na ja...", begann ich zögerlich. "Ich dachte, wenn ihr schon nicht mit mir darüber reden wollt, braucht ihr wenigstens ein bisschen Zeit, um das unter euch auszumachen."

Ein wenig nervös sah ich zu den beiden Geschwistern, welche auch ein wenig unbeholfen neben mir standen. Auch sie schienen nicht wirklich mit dem plötzlichen Stimmungswechsel klar zu kommen. Immerhin war vor einer knappen halben Stunde noch alles okay...

"Nein, nein es ist alles in Ordnung. Wir haben alles geklärt.", meinte Hobi leise zu mir und hob beschwichtigend seine Hände. Ein kleines Lächeln zwang er sich auf seine Lippen, worauf ich skeptisch eine Augenbraue hob. Sofort sah er ein wenig unwohl weg und liess seine Mundwinkel wieder sinken.

Ein wenig genervt verdrehte ich meine Augen und sah nach unten. Was dachten sie eigentlich von mir? Ich war nicht mehr der kleine, naive Junge. So gern ich es auch wollte... Schon damals konnte ich recht gut mit vielen Problemen umgehen und versuchte immer so gut wie möglich zu helfen. Aber auch vor zehn Jahren waren sie sehr zurückhaltend und vertrauten mir nicht alles an. Ich war halt nur der kleine, schüchterne Junge...

"Ach ja? Das glaubt ihr doch selbst nicht.", erwiderte ich darauf nur ziemlich trocken und stupste mit meiner Zunge immer wieder die Innenfläche meiner Wange an. Es nervte mich so verdammt sehr, dass sie nicht mit mir redeten. Warum konnten sie es bitte nicht? Ich wollte doch nur helfen.

Fragend wartete ich auf irgendeine Reaktion von meinen Hyungs, die jedoch einfach nur stumm auf den Boden blickten. Tief atmete ich einmal ein und aus, bevor ich zu Yugyeom und Nuri sah. Leise tapste ich zu den Jüngeren und kuschelte mich an Yugyeoms Brust. Irgendwie brauchte ich dies gerade, damit ich nächstens nicht komplett ausflippte.

Ich verstand es einfach nicht... Dabei wollte ich dies doch so unbedingt. Ich wollte meine Hyungs verstehen. Ich wollte wissen was ihnen auf dem Herzen lag, damit ich ihnen helfen konnte. Schliesslich war ich zehn Jahre nicht für sie da und dies wollte ich unbedingt irgendwie wieder aufholen.

"Warum redet ihr nicht mit mir?", nuschelte ich in Yugyeoms Shirt hinein und schloss erschöpft meine Augen. Es verletzte mich doch... Sie verletzten mich so mit ihrem Verhalten. Vielleicht hätte ich wirklich nicht denken sollen, dass nach zehn Jahren einigermassen alles okay sein würde. Aber meine Sehnsucht nach ihrer Nähe zwang mich regelrecht dazu sie alle zu finden...

Als ich Yugyeoms verstärkter Druck an meiner Hüfte war nahm, öffnete ich schliesslich wieder meine Augen und sah in unsere kleine Runde. Ihre Blicke waren immer noch zu Boden gesenkt, während ich aber sehen konnte, wie sie nervös mit ihren Fingerkuppen herumspielten. Warum liessen sie nicht zu, dass ich ihnen helfen wollte?

"Warum lässt ihr mich nicht helfen? Warum darf ich nichts wissen?", stellte ich ihnen schliesslich noch einmal die Frage, welche mir gerade keine Ruhe liess. Ein kleines Seufzen entfuhr mir, während ich seitlich meine Arme um Yugyeom schlang. "Ich möchte doch nur für euch da sein und euch unterstützten. Ich möchte das machen, was ich in den letzten zehn Jahren nicht konnte..."

In diesem Moment versuchte ich mich einfach gerade irgendwie zu erklären. Ich wollte, dass sie wussten wie ich mich fühlte und wie ich über das ganze dachte. Wenn sie schon nicht mit mir redeten, sollte doch wenigstens ich das machen, oder?

"Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt... Ich habe in den vergangenen Monaten dazugelernt.", flüsterte ich ein wenig enttäuscht als immer noch keine wirkliche Reaktion von Hoseok und Jin kam. Ein wenig hoffnungsvoll suchten meine Augen nach Namjoon. Dieser sah mich starr mit wässrigen Augen an und hielt seine Arme vor der Brust verschränkt.

"Ich kann bestimmte Sachen auf meinen Schultern tragen. Obwohl ich wahrscheinlich nie so erwachsen sein werde wie andere Personen, weiss ich dennoch, dass ich alt genug bin, um auch eure Lasten auf den Schultern zu tragen.", erklärte ich meinen Hyungs weiter. Denn es stimmte wirklich. Ich wusste, dass ich dies konnte. Auch wenn ich durch diese zehn Jahre Koma vielleicht körperlich noch nicht ganz fit war, arbeitete mein Verstand besser denn je.

"Es tut mir weh, wenn ihr nicht mit mir redet. Ich bin... ich bin doch euer kleiner Bruder, mit welchem ihr wirklich über alles reden könnt. Warum tut ihr es dann nicht?" Fast ein wenig verzweifelt liess ich Yugyeom los, dessen besorgter Blick ich auf mir spüren konnte. "Ich will euch doch einfach nur verstehen. Ich will verstehen was damals passiert ist und ich will verstehen, was euch so auf dem Herzen liegt."

Mit diesen paar Sätzen lief ich schliesslich, nach einem letzten Blick zu meinen Hyungs, aus dem Esszimmer. Ich brauchte gerade einfach ein wenig Zeit für mich...

🥀⌛🍃

Leute ich habe so viele neue Story Ideen, welche ich gerne schreiben möchte, aber mir fehlt einfach die Zeit.... Ich komme gerade in die Testphase vor den Sommerferien und ich habe absolut keine Lust zu lernen😭😐

My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt