Stumm erwiderte ich seinen ernsten Blick, welcher mir eine Gänsehaut über den Körper jagte. Was sollte ich tun? Was sollte ich denn tun, wenn er mir nicht antwortete? Wenn er mich einfach nur anstarrte und sich überhaupt nicht mehr regte. Was sollte ich denn noch sagen? Hatte ich nicht schon genug gesagt?
Nur seine Hand, welche sich immer noch auf meiner Wange befand, zeigte mir, dass er sich immer noch bei mir befand. Reglos, aber doch fast schon ein wenig angespannt, lag sie auf meiner Wange. Einen kleinen Teil seiner Sicherheit übertrug sich noch auf mich, aber die Unsicherheit stieg mit jeder Sekunde an.
Nervös sah ich zwischen seinen Augen hin und her. Versuchte ihn endlich zu lesen, ihn zu verstehen, so wie ich es früher auch immer konnte. Doch die Zeiten änderten sich, genauso wie mit ihr auch die dazugehörigen Menschen. Taehyung war verschlossener und zurückhaltender als er es je war. Ich wusste nicht, ob ich immer noch die gleiche Wirkung auf ihn hatte. Ich wusste nicht, ob es mir gelingen würde, dass ich ihn wieder auf meine Seite ziehen konnte. Ihn zu überzeugen, dass er sich uns allen anvertrauen konnte und wir ihn für nichts verurteilen würden...
Anhand von seinem Gesicht konnte ich einfach nur seine Ernsthaftigkeit ablesen, welche er besass, seitdem ich zu sprechen begann. Er versuchte sich zu verstecken, sich zurückzuhalten. Seine Emotionen vor mir zu verstecken oder besser gesagt im schlimmsten Fall sich vor mir zu verschliessen und genau dies wollte ich nicht. Er hatte absolut keinen Grund dazu...
"T-tae!", kam es schluchzend aus meinem Mund. Ich war verzweifelt, verwirrt, immer noch so unglaublich müde und er starrte mich einfach nur an. Was sollte ich denn davon halten? Sah er nicht, dass er mich somit immer wie nervöser machte? Es verunsicherte mich und ich hasste es, dass er mir nicht antwortete...
"Sag... sag doch bitte einfach irgendetwas." Wieder trafen meine flehenden Augen auf seine ernsten, fast schon kalten. Mein Griff in sein Oberteil verstärkte sich nur noch mehr, als würde ich mit all meinen mickrigen Kräften versuchen wollen, ihn irgendwie aufzuhalten. Ihn aufzuhalten damit er nicht gehen würde. Aufzuhalten, damit er mir in den nächsten Minuten nicht das Herz brechen würde...
Doch wie mir durch meine kleine Geschichte klar wurde, konnte ich nicht über mein Leben bestimmen. Ich durfte nicht wählen, sondern es einfach über mich hingehen lassen. Versuchen mein Schicksal irgendwie zu verstehen und zu verarbeiten. Doch genau darin lag die Schwierigkeit. Jeder Mensch würde mit meiner Geschichte anders umgehen, aber wie ging ich damit um?
"Tae bitte...", flüsterte ich leise und kniff einmal meine wässrigen Augen kurz zusammen, um zu verhindern, dass ich weitere Tränen vergoss. "Sag irgendetwas aber bestrafe mich nicht mit dieser Stille. Damit kann ich nicht umgehen...", bat ich ihn, worauf seine Augen misstrauisch zwischen meinen hin und her sahen. Tu mir das nicht an... Bitte... Mach mich nicht noch mehr kaputt als ich es sonst schon war...
Um ehrlich zu sein wusste ich überhaupt nicht, wie lange wir uns einfach stur in die Augen sahen. Wie lange ich auf irgendeine Reaktion wartete... Dies aber leider nur vergebens. Fest biss ich mir auf meine Unterlippe, um mir ein Aufschluchzen zu verkneifen. Das Kissen unter mir war mit meinen Tränen getränkt, was ich mehr als nur spürte.
Noch einmal bittend sah ich in an. Einfach nur irgendetwas sagen... Nur ein klitzekleines Wort hätte mir schon mehr als nur gereicht. Aber nachdem ich keine noch so kleine Reaktion von ihm bekam, reichte es mir langsam. Ich schüttete ihm hier nicht umsonst mein Herz aus... Nicht wenn ich von ihm nur eine solche Zurückweisung bekam.
Ohne noch weiter zu zögern legte ich meine Finger um sein Handgelenk, worauf ich seine Hand von meiner Wange entfernte und sie einfach auf das Bett plumpsen liess. Fast sofort verschwand die angenehme Wärme, welche mich bis eben noch erfüllte und hinterliess eine klaffende Kälte in meiner Brust. Etwas was sich einfach nur ekelhaft anfühlte...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...