"Sie hatte dich lieb...", flüsterte Tae mir leise zu, worauf ich mich enger an ihn presste. "Sie hat dich über alles geliebt, versucht um dich zu kämpfen, woran sie schliesslich scheiterte. Deine Mutter meinte wirklich alles ernst, was in ihrem Brief steht. Man sah es ihr damals nur zu gut an, wie sehr sie das Ganze am liebsten ungeschehen machen würde..." Ein leises Schluchzen entfuhr mir, während ich leicht meinen Kopf schüttelte.
Wieder einmal verstand ich überhaupt nichts oder besser gesagt wollte es nicht verstehen. Ich wurde in der letzten Zeit mit so vielen Dingen konfrontiert, dass mein Gehirn so langsam, aber sicher nichts mehr aufnehmen konnte. Einfach mental wurde ich immer wie erschöpfter.
"Wieso... wieso ist sie dann nie zu mir gekommen?", schluchzte ich und hob meinen Kopf aus Taehyungs Halsbeuge. Aus traurigen Augen sah ich ihn an, was er direkt erwiderte. Fast schon zögerlich löste er einen seiner Arme, welche er vorhin fest um meinen Körper schlang, und legte daraufhin seine rechte Hand auf meiner Wange ab.
"Dein Vater Kookie... Er war nicht der Mann, für den du ihn hielt. Auch er veränderte sich über all die Jahre und das leider nicht ins Positive." Immer wieder erklangen leichte Schluchzer meinerseits, während ich Taehyungs leiser und sanfter Stimme lauschte. "Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, wäre sie damals bestimmt schon längstens vor deiner Tür gestanden, verstehst du? Sie hat dich wirklich geliebt...", versuchte mir Tae noch einmal ins Gedächtnis zu reden, worauf ich wimmernd meinen Blick von ihm nahm.
Warum? Ich wollte doch einfach ganz normal sein... Ein ganz normales Leben führen. Mit beiden Elternteilen, welche ihren Sohn über alles liebten. Mehreren Millionen Menschen hatten genau das und weshalb traf es dann mich? Was habe ich denn falsch gemacht...
Mit stark klopfendem Herzen sah ich auf den Brief hinunter und beobachtete langsam, wie meine Tränen auf das Blatt fielen und dieses benetzten. "Du warst ihr ein und alles. Genau deshalb liebte sie dich so sehr. Ich meine, wie kann man dich auch nicht lieben...?" Nach seinem letzten Satz sah ich dem Älteren ruckartig in die Augen, worauf dieser mich nur sanft anlächelte und wieder seine Bewegung aufnahm, in welcher er mir über die Wange fuhr.
Sprachlos sah ich zwischen seinen Augen hin und her. Versuchte sie mal wieder zu lesen und irgendetwas brauchbares in ihnen zu finden. Doch alles was ich in ihnen entdeckte war Liebe, Besorgnis und Trauer, obwohl ich die Liebe, welche ich in seinen Augen fand, nicht wirklich zuordnen konnte. Musste ich das verstehen? Musste ich ihn verstehen?
"Geht es mit weiterlesen?", fragte mich Tae leise. "Es stehen noch ein paar Sachen im Brief, welche dir deine Mutter erklären wollte." Vorsichtig fuhr er mir wieder zärtlich über meine Wange und verfestigte gleichzeitig seinen Griff um meine Hüfte. "K-kannst du bitte weiterlesen?", kam die Gegenfrage von mir, worauf ich ihn wieder unsicher anblickte.
Sofort nickte er verständnisvoll, worauf ich zögerlich sein Lächeln erwiderte. Mit einem letzten absichernden Blick zu mir, drückte er sanft meinen Körper hinunter, so dass ich schliesslich an seine Brust gekuschelt da lag. Vorsichtig übergab ich meinem Hyung den Brief, worauf ich mein Gesicht kurz in seinen Mantel drückte, seinen Geruch tief einatmete, bevor ich mich wieder versuchte zu konzentrieren.
"Bereit?" Fragend sah Taehyung zu mir hinunter, worauf ich mit dickem Kloss im Halse nickte. Zögerlich sah ich ein letztes Mal noch zu Taehyung hinauf, bevor ich einfach nur weiter den Worten lauschte.
Gerade weil ich weiss, dass ich nicht auf Menschen aufpassen kann, welche mir unglaublich viel Bedeuten, möchte ich dich bitten, gut auf das kleine Bündel aufzupassen. Ich weiss, dass es euch viel abverlangen wird und ihr beiden zuerst völlig überrumpelt sein werdet... Das tut mir auch unglaublich leid, aber ich wusste ansonsten nicht, wohin ich den Kleinen bringen sollte. Bei mir würde er nicht sicher sein...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...