"Jeon Jungkook! Komm jetzt endlich!", hörte ich Jin von unten rufen, worauf ich leicht schmunzeln musste, bevor ich wieder in den Badezimmerspiegel vor mir sah. Skeptisch betrachtete ich meine Haare, welche heute überhaupt nicht das wollten, was auch ich wollte. Es war ein hoffnungsloser Fall.
Deshalb gab ich es nach ein paar Sekunden endgültig auf. Ausser meinen Hyungs würde mich heute eh niemand mehr zu Gesicht bekommen, also war es in Ordnung. Tae kannte mich schliesslich auch im Gammellook und da ich mir bei ihm eh keine Hoffnungen machen musste, konnte ich das ganze aufbrezeln eh lassen.
Seufzend sah ich ein letztes Mal in den Spiegel, bevor ich das Licht löschte und aus dem Bad trat. Im Wohnzimmer konnte ich schon meine Hyungs reden hören, was mich irgendwie leicht nervös machte. Tatsächlich hatten wir heute Morgen beschlossen, dass wir endlich über alles miteinander reden würden.
Das hiess, ich würde endlich die ganze Wahrheit erfahren. Warum sie mich damals verlassen wollten, warum es ihnen damals fast schon egal war, was für Wörter sie mir an den Kopf warfen und warum sie, während ich im Koma lag, nicht mehr an meiner Seite blieben... Doch auch ich musste wahrscheinlich viele ihrer Fragen beantworten.
Tatsächlich hatte ich an diesem Morgen noch ein wenig Zeit für mich selbst. Etwas was ich dringend brauchte, einfach um einmal meine ganzen Gefühle ein wenig Ordnen zu können. Auch ich habe mir darüber Gedanken gemacht über was sie mich alles ausfragen werden und wie ich am besten darauf antworten sollte. Denn wir sieben hatten abgemacht, dass nun wirklich alles erzählt werden würde und es keine Geheimnisse mehr geben sollte.
Wenn ich es sogar irgendwie hinkriegen würde, wollte ich auch noch unbedingt mit Taehyung reden. Es musste nicht heute sein, falls uns die ganze Geschichte überrumpeln würde, aber auch er schuldete mir noch ein paar Antworten.
"Jungkook! Beeil dich jetzt!" Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Lippen, bevor ich meine rechte Hand lässig in meine Hosentaschen steckte und mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer lief. Sofort fielen mir meine ganzen Hyungs ins Auge, welche alle verteilt auf den beiden Couchen sassen und sich leise unterhielten.
Suchend sah ich mich kurz nach Yugyeom und Nuri um, welche ich jedoch nirgends fand. Waren sie schon los gegangen? Zögerlich stellte ich mich hinter eine Couch, legte meine Hände auf der Rückenlehne dieser ab und sah zu meinen Hyungs. "Sind Yugyeom und Nuri schon mit dem Kleinen los?", fragte ich in die Runde und blickte sie neugierig an.
"Jup", bekam ich die einfache Antwort von Yoongi zurück, worauf ich amüsiert den Kopf schüttelte. Mit Leichtigkeit schwang ich mich über den Couchrücken und quetschte mich zwischen Jin und Hoseok. "Wenn du schneller fertig gewesen wärst, hättest du sie bestimmt noch gesehen", kam es stichelnd aus Jin, worauf ich diesem nur die Zunge hinausstrecken konnte. Als Antwort darauf pikste er mir leicht in die Seite.
Einen kurzen bösen Blick schenkte ich meinem Hyung noch, da ich normalerweise ziemlich kitzlig an dieser Stelle war und er das ganz genau wusste. "Und wann kommen sie wieder zurück?", fragte ich meine Hyungs noch einmal, da es sich doch ganz schön komisch anfühlte, wenn ich die beiden Geschwister nicht bei mir hatte.
"Sie kommen in zwei bis drei Stunden wieder zurück. Je nachdem wie lange Jungwon die Stadt erkunden will und auf dem Spielplatz bleiben will", erklärte mir Tae, worauf ich vorsichtig nickte und meinen Kopf leicht schief legte. Yugyeom und Nuri waren heute so freundlich und haben uns, oder besser gesagt Taehyung, dazu überredet, dass sie auf Jungwon aufpassen werden, damit wir uns in Ruhe aussprechen können.
Natürlich würden auch sie gerne wissen, was damals alles zwischen uns geschah, aber sie fanden es besser, wenn wir diese ganze Sache erst einmal unter uns sieben klären könnten. Wenn wir möchten, dürften wir es ihnen auch später noch genauer erklären. Und das war etwas was ich wirklich an Nuri und Yugyeom wertschätzte...
"Können wir jetzt anfangen?" Sofort sah ich zu Jimin hinüber, welcher ziemlich aufgeregt wirkte. Doch auch meine Nervosität wuchs in den letzten paar Minuten stetig an, nur dass ich sie versuchte so gut wie möglich zu unterdrücken. Ich wusste nur teilweise was mich erwarten konnte und das machte mir so unglaublich Angst...
"Okay... Ich schätze wir werden dir die ganze Geschichte zuerst aus unserer Sicht aus erzählen...?", kam es zögerlich fragend aus Namjoon, worauf sein Blick und die von meinen anderen Hyungs auf mir landeten. Zögerlich nickte ich schliesslich und setzte mich möglichst richtig hin. Bevor Namjoon aber starten konnte, lehnte ich mich schnell über Hobi hinüber und schnappte mir ein weiches Kissen, welches ich auch sofort als kleines Schutzschild an meine Brust drückte. Nur zur Sicherheit.
Nachdenklich lag immer noch Namjoons Blick auf mir, worauf ich kurz zu den anderen sah, deren Blicke aber nur dem Boden galten. Anscheinend fiel es ihnen nicht wirklich leicht, mir das ganze nun zu erzählen... Ohne noch gross zu überlegen, legte ich mich schliesslich so hin, dass mein Kopf sich auf Jins Schoss befand, während ich meine Beine über die von Hobi legte. Sanft lächelte ich sie kurz einmal an, bevor ich kopfüber zu Namjoon sah.
"Bereit?", fragte ich leise und mit sanfter Stimme nach, worauf ich von Namjoon nur zugleich ein schwaches Nicken bekam. Dieser räusperte sich kurz und schnappte sich zur Beruhigung Jins Hand, was ich mal wieder mit einem liebevollen Lächeln abtat. Ich liebte es, wie sie sich alle untereinander so unterstützten und alle immer füreinander da waren... So wie es eigentlich auch sein sollte.
"Na ja... der ganze Mist begann im gleichen Jahr, in welchem du auch deinen Unfall hattest.", begann Namjoon zögerlich, wobei sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch ausbreitete als er meinen Unfall erwähnte.
"Wir waren, laut unseren Eltern, zu dieser Zeit, in einem perfekten Alter, um endlich in ihren Firmen mitzuhelfen und diese wenig später auch zu übernehmen. Aber du weisst ja, dass wir das nie wollten." Auf Namjoons Worte hin nickte ich schliesslich verständlich. Sie wollten wirklich nie die Firmen übernehmen. Jeder von meinen Hyungs hatte ihre eigenen Träume, welche sie erfüllen wollten...
"Irgendwann kam der Tag an welchem wir uns schliesslich wehrten. Alles begann eigentlich nur mit einem kleinen Gespräch, welches sie mit uns führen wollten. Die Eltern von uns sechsen haben damals beschlossen, dass wir diese Ausbildung, wenn man es so nennen kann, zusammen meistern sollten, da wir eh die ganze Zeit aufeinander hocken würden."
Tief atmete Namjoon einmal durch, worauf ich ihn besorgt anblickte. Man sah meinen Hyungs an, dass sie mir diese ganze Geschichte am liebsten nicht erzählen wollten. Dafür war ich ihnen umso dankbarer, dass sie es jetzt doch taten, auch weil ich wusste, dass es ihnen danach ein wenig besser gehen würde.
"Und dann kam der Moment in welchem wir ihnen gesagt haben, dass wir nicht mehr nach ihrer Nase tanzen werden. Das wir ihre Firmen nicht übernehmen werden und unser Leben selbst gestalten möchten." Durch ein spöttisches Auflachen unterbrach Namjoon sich selbst und man sah, wie sich seine Augen verdunkelten.
"Jedes andere Elternpaar hätte den Wunsch ihres Kindes verstanden oder wenigstens akzeptiert. Doch unsere waren genau das Gegenteil davon... Sie haben nichts davon getan und uns lieb-" "Das war meine Schuld!", unterbrach Tae plötzlich Namjoon, worauf ich meinen erstaunten Blick auf ihn richtete.
Verwirrt sah ich den Älteren an, welcher seine Augen fest zusammenkniff und sich sichtlich unwohl fühlte. "Tae hör sofort auf mit dem Schwachsinn!", presste Yoongi irgendwie über seine Lippen hervor, während er sich anscheinend ziemlich zusammenreissen musste.
"Es war meine Schuld! Ich habe sie doch erst auf Jungkookie gebracht... Ich war es, der dafür gesorgt hat, dass unsere Eltern Jungkook ins Visier nahmen!" Verwirrt sah ich Tae weiterhin mit zusammengekniffenen Augen an. Was hatte er den getan und warum führte wieder alles auf die Eltern meiner Hyungs hin? Was verdammt nochmal war damals geschehen?
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...