Kapitel 24

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Nach diesem teilweise nervenauftreibenden Abendessen lagen wir nun alle faul auf der Couch herum. Na ja, eigentlich nicht alle... nur ich, wenn man es genauer sah. Die anderen hatten sich nämlich um den Couchtisch, auf dem Teppich, bequem gemacht und spielten in voller Lautstärke Uno. Wenigstens verstanden sich die vier.

Deprimiert lag ich auf der Couch und liess mich tief in diese sinken. Eigentlich wollte ich ja mitspielen, aber ich vergass, dass ich grottenschlecht in diesem Spiel war. Schon bereits in der ersten Runde hatte ich über dreissig Karten in der Hand, welche mir die Lust auf dieses Spiel nur noch mehr verdarben als sie es sonst schon taten.

Deswegen sah ich den anderen aus guter Entfernung dabei zu, wie sie ihren Spass hatten. Denn so wie diese vier teilweise herumbrüllten, war es ziemlich gut, dass ich einen gewaltigen Sicherheitsabstand hielt. Man wusste ja nie was passieren konnte...

Wahrscheinlich wiederholte ich mich schon das hunderttausendste Mal, aber ich war wirklich so unglaublich froh, dass sie sich so gut verstanden. Denn irgendwie gehörten Nuri und Yugyeom zu meiner Familie, selbst wenn ich sie erst seit ein paar Monaten kannte. Aber durch ihre Stimmen, welche ich damals in dieser schwarzen Dunkelheit hörte, hatte ich das Gefühl sie schon viel länger zu kennen...

Jin und Namjoon gehörten zu meiner alten Familie, während Yugyeom und Nuri zu meiner neuen Familie gehörten. Alle vier waren einfach so wichtige Bausteine in meinem Leben. Jeder von ihnen trug etwas dazu bei, wie ich jetzt war... Sie waren auf ihre eigene Art und Weise für mich da, alle vier von ihnen.

Zwei von sechs hatte ich schon, also fehlten mir nur noch meine vier anderen Hyungs. Yoongi wollte ich so unbedingt finden, jedoch hatte ich bei ihm keine Ahnung wo genau ich anfangen sollte. Obwohl er die Person war, um welche ich mich am meisten sorgte. Einfach nur wegen diesem gottverdammten Notizbuch. Ob Joonie wohl davon wusste? Die beiden standen sich schon immer nah.

Auch bei Jimin und Taehyung hatte ich noch keine Ahnung, wo ich mit der Suche beginnen sollte. Jimin fand man bestimmt irgendwo in der Nähe der Musik. Ausser natürlich er hatte seine Leidenschaft komplett weggeschmissen, was ich eher weniger hoffte... Denn diese Leidenschaft, das Tanzen, bedeutete meinem Hyung so unglaublich viel.

Und bei Tae... Ich wusste um ehrlich zu sein nicht genau, was ich wollte. Auf der einen Seite vermisste ich ihn so unglaublich sehr... so verdammt sehr. Aber dann wurden mir wieder die anderen Geschehnisse ins Gesicht geworfen, welche mir wieder den Boden unter den Füssen raubten und so einen Schmerz wollte ich einfach nicht mehr erleben.

Also gab es nur noch Hoseok, von welchem ich wusste, dass er mir tagtäglich Blumen zuschickte. Jedoch wusste ich nicht, wie herausfinden sollte, wo er sich gerade befand. Wenn er schon zehn Jahre lang unentdeckt blieb, wie sollte ich ihn dann finden können...

Mit einem leisen Seufzen sah ich auf und krabbelte ein wenig näher zu den anderen. Ihr Spiel hatten sie gerade auf Eis gelegt, während sie sich angeregt unterhielten. Noch ein wenig nachdenklich setzte ich mich zu ihnen in die Runde, worauf auch sofort vier Augenpaare auf mir lagen.

Verwundert erwiderte ich ihre Blicke und lächelte sie leicht an. Gerade als ich etwas sagen wollte, wurde ich von Namjoon unterbrochen. "Du willst die anderen auch noch finden?", platzte es aus ihm heraus, worauf ich meinen Mund verwundert schloss. Fragend legte ich meinen Kopf schief und platzierte meine Hände in meinem Schoss. "Ja warum? Gibt es ein Problem damit?"

Ein kleines Seufzen entfuhr dem Ältesten unter uns, bevor er Namjoon einen warnenden Blick zuwarf. "Nein natürlich nicht Kookie...", begann Jin mit unsicherer Stimme und legte seine Hand sanft auf meinem linken Knie ab. "Aber warum hast du uns nichts davon erzählt?" Stumm sah ich auf den Tisch vor mir und starrte die Platte an, bevor ich leicht mit meinen Schultern zuckte.

Um ehrlich zu sein, hatte ich in der letzten Zeit überhaupt nicht daran gedacht. Ich wollte einfach nur meine Zeit mit den beiden verbringen und da rutschte dieses Thema halt immer mehr in den Hintergrund. "Weiss nicht, hab nicht daran gedacht..." Nach ein paar Sekunden sah ich wieder in die Augen meiner beiden Hyungs.

Wenigstens konnte ich keine wirklichen negativen Emotionen in ihren Gesichtern ausmachen. Nur die Unsicherheit spiegelte sich in diesen wider. Natürlich wusste ich, wie meine sechs Hyungs auseinander gingen, aber wurde es nicht langsam mal Zeit sich wieder zu versöhnen. Ich konnte es doch auch, obwohl sie mich so verletzten...

Jedoch hatten mir die beiden bis heute nicht erzählt, warum sie mich alle sechs auf einmal verlassen wollten. Nach Amerika, wegen einem gottverdammten Studium... Nur wenn ich daran zurückdachte, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Wie ich diesen damaligen Moment nur hasste...

"Ihr habt mir auch nicht erzählt, warum ihr sechs so unbedingt nach Amerika wolltet.", kam es aus mir heraus, worauf ich mir sofort strafend auf die Unterlippe biss. Warum konnte ich nicht einmal meine Klappe halten... Mit geweiteten Augen sahen mich meine beiden Hyungs an, worauf ich beschämt meinen Blick senkte.

Ich wollte es jetzt nicht ansprechen. Vor allem nicht, wenn Nuri und Yugyeom sich noch im selben Raum befanden. Jedoch machte mich dieses Thema einfach so verdammt wütend. Ich wusste nicht wieso sie das taten... Ich wusste nicht warum so plötzlich... Warum sie mich einfach allein lassen wollten. Mich... das jüngste Mitglied der Familie.

Meine Hyungs wussten ganz genau, dass ich niemand anderes hatte. Das wollte ich auch nicht... Mit ihnen an meiner Seite war ich wunschlos glücklich. Ich verstand es einfach nicht. Die einzige Erklärung, welche ich mir liefern konnte, dass ihre Eltern etwas damit zu tun hatten. Aber sie redeten ja nicht mit mir. Wahrscheinlich hätte das alles viel einfacher gemacht...

"Das erzählen wir dir, wenn wir die anderen gefunden haben.", brachte Namjoon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, worauf sich ein mulmiges Gefühl in meiner Bauchgegend ausbreitete. Stumm scannte er kurz mein Gesicht ab, bevor er zu Yugyeom sah.

"Könntest du mir bitte alle Daten schicken, welche du hast? Ich kenne da ein paar Personen, die herausfinden können, wer dahinter steckt." Sofort nickte Yugyeom bestätigend und sah uns alle ein wenig skeptisch an. "Die Blumen... sie sind von Hoseok. Nur haben wir seine Adresse nicht.", erklärte ich meinen beiden Hyungs. Namjoons monotoner Blick durchbohrte mich, was mich wieder unwohl wegsehen liess. Ich konnte diesem Blick einfach nicht standhalten...

"Okay. Gib mir zwei Tage Zeit, dann hast du seine Adresse." Fest presste ich meine Lippen aufeinander und nickte unwillkürlich. Ich hasste es, wenn er in dieser Tonart mit mir sprach. Diese Art, welche mir sagte, dass gerade etwas gewaltig den Bach runterging.

Und nun kam der erste Moment, in welchem die Zweifel auftraten. Konnte dies wirklich so klappen, wie ich es mir vorstellte? Das Leben lief nun mal nicht in dem Motto 'Friede, Freude, Eierkuchen' ab. Ich befand mich nicht in einem Traum, in welchem alles nach meinen Vorstellungen lief. Nein... denn das hier war die knallharte Realität...

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My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt