Lustlos tippte ich auf meinem Handy herum und versuchte irgendwelche Hinweise aus diesem zu ergattern. Aber bisher ohne Erfolg... Mit der Unterstützung von Yugyeom und Nuri, habe ich mich schlussendlich überwunden die übriggebliebenen Nummern von meinen Hyungs anzurufen. Aber keiner der Handynummern war mehr verfügbar...
Und irgendeinen anderen Anhaltspunkt hatten wir bisher einfach nicht... Während mich die beiden Geschwister mit aller Kraft unterstützten, lag ich auch nur ohne irgendwelche Energie in der Gegend herum. Das Ganze hatte mir ziemlich zugesetzt. Zu meiner Verwunderung trug ich tatsächlich das Armband von Tae an meinem rechten Handgelenk. Es war einfach der drang da dieses zu tragen...
Ich wollte ihn sehen... Ich wollte sie alle wiedersehen. Aber genau so gross wie die Sehnsucht nach ihnen war, gab es da auch die Angst. Die Angst, dass sie mich von sich stossen werden. Noch mehr als sie es schon bisher taten. Wie würde ich reagieren, wenn sie mich nicht mehr sehen wollen? Ich wäre wahrscheinlich am Boden zerstört.
In meinem Zimmer war es ganz ruhig... Nur das gleichmässige Atmen von uns dreien war noch zuhören. Wir alle waren mit unserem Handy beschäftigt. Seufzend klickte ich auf die Galerie, worauf mir sofort unzählige Fotos entgegensprangen. Fotos, welche in der schönsten Zeit meines Lebens geschossen wurden.
Ein Bild, auf welchem Jimin und ich fröhlich in die Kamera grinsten. Der Ältere hatte seinen Arm um mich geschlungen, während wir unser Eis in der Hand hielten. Da ich kurz vor dem Unfall sehr viel mit der Schule zu tun hatte, sah ich die anderen leider nur sehr wenig. Darum habe ich Jimin damals versprochen mit ihm Eis essen zu gehen. Es war ein wirklich schöner Tag...
"Kookie wo hast du das Fotoalbum hingelegt?" Verwirrt hob ich meinen Kopf an, welcher sich vorhin noch im bequemen Kissen befand. Suchend richtete ich mich ein wenig auf und sah mich nach dem Buch um. "Da drüben auf dem Tisch.", erklärte ich Yugyeom und zeigte mit dem Finger auf einen kleinen Tisch, welcher sich an der gegenüberliegenden Wand befand.
Dankend nickte mir der Jüngere zu, bevor er aufstand und es zu sich holte. Ohne weiter auf ihn zu achten, widmete ich mich wieder meinem Handy zu. Immer weiter sah ich durch die Fotos durch. Schmerzhafte Stiche fuhren durch mein Herz als ich mich an diese schöne Zeit zurück erinnerte. Zurückhaltend strich ich über den Bildschirm.
Wo seid ihr bloss? Ob ich mich wohl vermisst? Denn ich tu es, mehr denn je... Mir fehlte ihre Nähe, ihre Stimmen und ihre Umarmungen. Ich brauchte sie doch...
Als ich spürte wie sich Tränen in meinem Auge ansammelten, schaltete ich mein Handy sofort aus. Zurück blieb einfach nur ein schwarzer Bildschirm, in welchem ich mich spiegelte. War dies wirklich die Realität? Das meine Hyungs bald einfach nur noch eine Erinnerung bleiben werden und mich alleine lassen...?
Schwer einatmend legte ich mein Handy bei Seite und sah zu den beiden Geschwistern. Nuri lächelte leicht vor sich hin, während sie einen Kopfhörer im Ohr hatte und wippte leise zur Musik. Yugyeom starrte derweilen mit gerunzelter Stirn in das Buch und sah sich die verschiedenen Fotos an.
"Alles gut?", fragte ich ihn zögerlich und versuchte einen Blick auf die aufgeschlagene Seite zu erhaschen. Kurz sah er irritiert zu mir auf, bevor er sich wieder dem Buch zuwendete. "Ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen, aber irgendwie kommen mir die beiden bekannt vor..." Mit grossen Augen sah ich zu ihm und rappelte mich schnell auf. Sie kamen ihm bekannt vor? Wer?
"Wirklich? Wer denn?", fragte ich eine Spur zu neugierig, worauf Yugyeom leicht seufzte. "Ihre Gesichter sagen mir irgendetwas, aber ich komme gerade nicht darauf." Mit diesen Worten drehte er das Fotobuch zu mir um und tippte auf das Bild unten links, welches Namjoon und Jin zeigte.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich das Bild mit leicht schiefgelegtem Kopf an. Warum sollte er meine beiden Hyungs kennen? Die einzige Möglichkeit bestand, dass sie durch ihre Familien wieder mehr in die Öffentlichkeit gezogen wurden. Aber dies war eigentlich immer recht selten der Fall.
"Nuri? Kennst du die beiden?", fragte er seine Schwester und schlug ihr auf den Arm, worauf er einen mörderischen Blick von ihr bekam. Ohne auf seine Frage einzugehen, scannte sie praktisch das Bild ab und zog ihre Kopfhörer aus dem Ohr. "Mhh ja schon... Jetzt wo du es sagst." Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck sah die Jüngere zu mir. "Wie heissen sie noch einmal?"
"Kim Namjoon und Kim Seokjin.", murmelte ich ihr leise zu und spielte nervös mit meinen Fingerkuppen umher. Gab es wirklich die Möglichkeit, dass wir sie finden können? War das Glück einmal auf meiner Seite? Doch Nuris schulterzucken nahm mir wieder einmal einen Teil meiner Hoffnung...
"Tut mir leid Kookie... Sie kommen mir schon irgendwie bekannt vor, aber ich kann sie gerade nirgends einordnen." Mit einem entschuldigenden Lächeln sah sie zu mir, worauf ich nur abwinkte. Anscheinend passte Jungkook und Glück einfach nicht zusammen, ohne dass sich eine Verneinung im Satz befand...
"Warte doch mal. Geh die beiden mal Googlen.", meinte Yugyeom zu seiner Schwester, welche sich darauf sofort ans Werk machte. "Wie sagt man so schön. Google dein Freund und Helfer." Ein leises Kichern entkam mir als er mir zuzwinkerte. Na ja, versuchen konnte man es ja mal. Ob man jedoch etwas fand, war die andere Sache...
Ein dumpfes Klatschen liess mich wieder zu Nuri sehen, da ihre Hand gerade den Weg zur Stirn fand. "Omo natürlich!" Noch verwirrter als vorher krabbelte ich zu der schwarzhaarigen hinüber. Ihre Augen strahlten mich wortwörtlich an. "Es tut mir leid. Eigentlich hätte ich sie schon viel früher erkennen sollen."
Bevor ich auch nur irgendwie auf ihre Worte reagieren konnte, hielt sie mir auch schon einen Wikipedia Beitrag vor die Nase. Ungläubig weiteten sich meine Augen, während mein Mund aufklappte. Mein Herz raste gegen meine Brust als ich das Handy zu mir nahm und den Beitrag noch einmal genau durchlas.
"Kim Namjoon und Kim Seokjin. Die Gründer des erfolgreichen Begin Entertainments, welches im Jahre 2016 gegründet wurde. Die beiden haben ein paar wirklich gute Gruppen auf die Beine gestellt, darunter auch meine Lieblingsgruppe.", ratterte Nuri nur so runter, während ich mich weiterhin auf den Artikel konzentrierte.
Je mehr ich jedoch realisierte, was Nuri mir gerade eben erzählte, desto mehr verschwand der geschockte Gesichtsausdruck und weichte für ein breites Lächeln. Sie haben also wirklich auf mich gehört als ich ihnen sagte, dass sie ihr eigenes Leben leben sollten. Nicht nach der Nase ihrer Familien tanzen, sondern selbst auf zwei Beinen stehen...
"Ist nicht irgendwo ein Foto?", fragte mich Yugyeom, welcher sich über das Handy lehnte. Hektisch scrollte ich ein wenig nach unten, worauf mir auch schon gleich ein Bild von den beiden entgegen sprang, welches ich fasziniert betrachtete. Sie sahen gut aus... reifer und erwachsener.
Ohne dass ich es selbst bemerkte, schlich sich eine Träne aus meinem Auge und kullerte die Wange hinunter. Es ging ihnen gut... Ein wenig beruhigter atmete ich tief aus. Zwei von unserer kleinen Gruppe hatten es geschafft ein eigenes Leben aufzubauen und ich war so unglaublich stolz auf sie. Sie haben es geschafft und etwas im Leben erreicht. Mich dabei höchstwahrscheinlich vergessen...
"In zwei Wochen sind sie bei der Eröffnung eines Tanzstudios dabei, was öffentlich stadtfindet... Lust die beiden zu treffen?", mit einem breiten Grinsen im Gesicht, sah Nuri mich an, worauf ich nicht anders konnte als zu nicken. Ich werde sie wiedersehen... Möglicherweise wieder in meinen Armen halten... Irgendwie habe ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich realisiert, dass ich Namjoon und Jin gefunden haben sollte...
Aber eins war definitiv klar. Ich werde dorthin gehen und sie wiedersehen, auch wenn sie mich vielleicht nicht mehr sehen wollen... Einen letzten Versuch wollte ich noch starten.
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...