Ich wollte es verstehen... Ich wollte meine Hyungs wirklich verstehen. Doch dies war schwieriger als ich zuerst dachte. Wie konnte ich sie denn verstehen, wenn sie mir nicht genau sagten was ihnen so schwer auf dem Herzen lag. Sie wussten doch, dass ich alles für sie tun würde und mit alles meinte ich auch wirklich alles.
Teilweise konnte ich es von ihren Augen ablesen. Meine Hyungs wussten ganz genau, dass sie mir nichts verheimlichen konnten, da ich es an ihrer Mimik ablesen konnte. Es brauchte nicht viel und ich wusste sofort, dass irgendetwas nicht stimmte.
Seufzend liess ich mich nach hinten auf Hoseoks Bett fallen und sah an die Zimmerdecke hoch. Ich verstand es einfach nicht... Vielleicht sollte ich es auch nicht verstehen. Ich war gerade einfach so überfordert mit dieser Situation. Daher war ich ziemlich froh, dass die anderen mir ein paar Minuten gaben. Ich musste irgendwie meine Gedanken ein wenig ordnen.
Ich fühlte mich so verdammt hilflos... Ich wusste einfach nichts, absolut nichts. Wie konnte ich ihnen denn da helfen. Alles was ich tun konnte, war sie einfach in den Arm zu nehmen und sie so, ohne gross etwas zu sagen, zu unterstützen. Aber das wollte ich nicht mehr...
Ich wollte viel mehr für meine Hyungs tun. Immerhin waren es sie, welche mich aufgezogen hatten und bei jedem noch so kleinem Kummer getröstet hatten. Sie waren für mich da... immer... bis zu diesem einen verhängnisvollen Tag.
Alle sechs waren so anders zu mir, so unglaublich fremd. Als ich nach der Schule nachhause kam, sassen sie alle im Wohnzimmer und sahen starr den Boden vor sich an. Ich wusste einfach sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie waren sonst nie so zurückhalten, so kalt und überhaupt nicht bei sich. Sie waren wie leblose Puppen, nur die Hülle existierte noch.
Doch das Innere, die Seelen waren nicht mehr hier. Ihre Augen so starr und stumpf, dass es mir wirklich Angst machte. Wie sie mit mir redeten... Ich hatte das Gefühl, dass ich mit einer Wand redete. Ihre Stimmen trieften nur so vor Kälte und war so monoton, wie ich es noch nie hörte. Wie Roboter, welche einfach ihre Aufträge erledigen mussten und absolut keine Gefühle mehr besassen...
Taehyungs Blick war immer noch der, welcher wahrscheinlich nie aus meinem Kopf verschwinden würde. Es war einfach so verdammt schmerhaft. Ein einziges Wort von ihm sorgte dafür, dass mein Herz in tausende Stücke zerfiel. Etwas womit ich definitiv nicht umgehen konnte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mein Herz wieder ganz wäre. Es lag nämlich immer noch zerstört auf dem Boden.
Es war komplett egal, welche Menschen noch in mein Leben treten würden und mich möglicherweise so lieben werden, wie ich es für Tae tat. Denn ich wusste, dass niemand von ihnen mein kaputtes Herz wieder vollständig herrichten könnte. Absolut niemand, nur eine Person, welche momentan unauffindbar für mich war...
Um ehrlich zu sein wusste ich nicht einmal, wie genau ich auf Taehyung reagieren würde. Stumm fielen meine Augen auf das zärtliche Armband an meinem rechten Handgelenk. Auf der einen Seite wollte ich ihm einfach so sehr eine klatschen, weil es mich so wütend machte. Aber jedoch gab es noch die andere Seite in mir. Die weiche Seite. Die Seite, welche ihn am liebsten einfach in eine feste Umarmung ziehen würde und meine Lippen auf seinen Platzieren würde. Denn dann wäre mir wirklich alles egal...
Ich lebte schliesslich nur einmal und dieses eine Leben konnte schneller vorbei sein als wir alle dachten. Von mir aus könnte er mich danach hassen. Vorausgesetzt er tat es nicht schon jetzt... Taehyung könnte mich beschimpfen, mein Herz herausreissen und ich würde alles stumm über mich ergehen lassen...
Ich dachte wirklich, dass ich meine Hyungs kennen würde. Dies tat ich ja auf eine bestimmte Art und Weise, aber... aber ich wusste nicht, ob ich diese Menschen jetzt kennen würde. Sie waren zwar immer noch die gleichen Personen, aber trotzdem fühlte ich mich so weit entfernt von ihnen. Ich hatte so viel verpasst... Ich kannte diese Hyungs vor zehn Jahren, aber kannte ich auch wirklich diese hier?
Mit einem unangenehmen Gefühl in meiner Bauchgegend, winkelte ich meinen linken Arm unter meinem Kopf an und legte mich seitlich in das Bett. Nachdenklich fuhr ich mit meinen Fingerkuppen die Muster auf der Bettdecke nach. Man erkannte einfach sofort, dass dies Hobis Schlafzimmer war...
Um ehrlich zu sein erinnerte ich mich wirklich nur sehr ungern an unseren letzten Streit zurück. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich viel eher mit ihnen geredet hätte. Ich wusste doch das irgendetwas anders war, aber ihre kalte Art schreckte mich einfach ab. Dabei hätte ich einfach gegen dieses Angstgefühl, in meiner Brust, ankämpfen sollen.
Es hätte mir von Anfang an klar sein sollen, dass ihre Eltern irgendetwas damit zu tun hatten. Ich verfluchte mich dafür, dass ich einfach so unglaublich blind war. Wieso nur...? Sie wären nie so zu mir gewesen. Ich wusste doch wie viel ich ihnen bedeutete, oder?
"Verdammte scheisse...", fluchte ich leise vor mich hin und schlug einmal mit der flachen Hand auf das Bett. Warum war das Leben nur so kompliziert. Warum konnte ich nicht einfach ein normales Leben führen? Ein Leben ohne homophobe Eltern. Ein Leben ohne irgendwelche reichen Eltern, die dachten, dass die normale Schicht kein guter Umgang für ihre Kinder wäre. Es wäre so viel so einfacher...
Wir hätten nicht ein solch grosses Hindernis, welches uns den Weg versperren würde. Mit was auch immer die Eltern meiner Hyungs ihnen gedroht hatten, es war etwas was sie gewaltig aus dem Ruder gebracht hatte. Es war etwas was sie auch heute noch mehr beschäftigte als es sollte... Das war mir definitiv klar.
Wenn sie jedoch mit mir darüber reden würden... wenn sie schon damals mit mir darüber geredet hätten, hätten wir gemeinsam eine Lösung finden können. Wir hätten als Team zusammen gearbeitet und uns gegenseitig unterstützt. Meine Hyungs hätten nicht alles in sich hineingefressen.
Ich wusste, dass sie damals zusammen nur nach einer Lösung suchten. Jedoch hatte jeder seine Gedanken und Emotionen in seinen eigenen Gedanken eingeschlossen. Etwas was sie tatsächlich nicht hätten tun sollen...
Tja, ich war nun mal der kleine hilflose Junge, welcher beschützt werden musste. Auf die eine Art war das auch ziemlich süss, aber mit der Zeit nervte es mich einfach teilweise. Natürlich wusste ich, dass sie ein paar Sachen verschwiegen. Jedoch wussten meine Hyungs genau, dass sie jederzeit mit mir über ihre Eltern reden konnten. Sie halfen mir damit zurechtzukommen, dass ich nun einfach andere Eltern hatte, also wollte auch ich ihnen helfen.
Ein kleines Stöhnen entfloh meinen Lippen als ich meinen Kopf in die Decke unter mir drückte. Ich hasste es, wenn ich mir über so viel scheisse den Kopf zerbrechen musste. Zudem hasste ich diese auftretenden Kopfschmerzen, welche damit auftauchten. Ich hasste in diesem Moment einfach alles Mögliche...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...