Fast schon ein wenig skeptisch sah ich Taehyung eine Zeit lang an, bevor ich meine Augen von ihm nahm und mir einmal mit beiden Händen über mein nasses Gesicht fuhr. Wie von selbst fielen meine Augen danach auf Jungwon zurück, welcher immer noch friedlich auf Nuri schlief. Wie viel der Kleine wohl wusste? Wusste er überhaupt, dass Taehyung nicht sein richtiger Vater war?
Ich hatte so viele Fragen... Aber ich wusste nicht, ob es richtig war, wenn ich ihm jetzt all die Fragen stellen würde. Ich wusste doch wieder überhaupt nicht was ich tun sollte. Doch desto länger ich den Kleinen betrachtete, desto deutlicher wurden die Ähnlichkeiten, welche wir beide besassen. Zum grössten Teil waren es nur Merkmale, welche wir von unserer Mutter hatten. Eigentlich hätte es mir schon viel früher auffallen sollen...
"Weiss er es?", flüsterte ich, ohne den Blick von meinem kleinen Bruder zu nehmen. Von Taehyung ertönte ein leises Seufzen, während Nuri stirnrunzelnd zwischen uns beiden hin und her sah. Auch die anderen sechs verteilten sich auf den Sitzgelegenheiten im Wohnzimmer und sahen dem ganzen Geschehen stumm zu.
"Ich kann es dir nicht wirklich sagen Kookie...", begann Tae ebenso leise zu sprechen, wie auch ich es vorhin tat. "Ich habe ihm viel von euch sechsen erzählt. Ich wollte unbedingt, dass er weiss wer ihr seid." Nachdenklich legte ich meinen Kopf leicht schief und nahm schliesslich meinen Blick von Jungwon, um ihn auf Taehyung zu legen, welcher mich bereits sanft ansah.
"Ich habe ihm immer wieder Fotos von euch gezeigt und dazu Geschichten erzählt, welche er immer so gerne hörte. Jungwon hat euch unbewusst bereits ins Herz geschlossen, obwohl er euch nie wirklich kannte." Ein leichtes Lächeln umspielte meine Mundwinkel, bevor ich mich schliesslich vorsichtig an Taehyungs Brust lehnte und mich an diese kuschelte. Sanft legten sich Taehyungs Arme um meinen Bauch, worauf er mich noch ein wenig enger an sich zog, was ich ohne Wenn und Aber über mich ergehen liess.
"Genau wie ich ihm auch Bilder von deinen Eltern gezeigt habe. Deine Mutter hat mir eine kleine Sammlung hier gelassen, falls ich es ihm möglicherweise zeigen möchte.", redete Tae langsam und ruhig weiter. Und um ehrlich zu sein beruhigte mich seine Ruhe, welche er uns in diesem Moment übermittelte. Ich fühlte mich nicht mehr so zerstört und kaputt...
"Ich glaube er weiss, oder ahnt mindestens, dass ich nicht sein leiblicher Vater bin..." Erstaunt weitete ich meine Augen und sah zu Tae hinauf. Tatsächlich vermutete ich die ganze Zeit, dass Jungwon es nicht wissen würde. Dass Taehyung mit Jungwon überhaupt nicht wirklich darüber sprach, gerade weil der Kleine noch so jung war.
"Ich zeige ihm immer wieder die Fotos von euren Eltern... Versuche es irgendwie bestmöglich zu verpacken, dass nicht nur ich ein Elternteil für ihn bin. Dass seine anderen Eltern ihn genau so lieben, wie ich es auch tue." Wimmernd drückte ich mich an Tae und versteckte mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Es war für die beiden auch nicht leicht...Niemand von uns hatte eine einfache Zeit.
Doch in diesem Moment berührten mich Taehyungs Worte wirklich sehr. Er gab sich so viel Mühe mit Jungwon, obwohl er nicht sein richtiger Sohn war. Er wurde damals einfach überrumpelt und hatte plötzlich ein kleines Baby bei sich zu Hause, nur um wenige Tage später zu erfahren, dass die Eltern tot sind und er sich jetzt alleine um dieses kleine Geschöpf kümmern musste.
Er versuchte wirklich sein bestes... Sein Bestes, um irgendwie mit dieser Situation umgehen zu können und ich war wirklich stolz auf ihn. Denn eigentlich wäre das meine Sache gewesen, wenn ich nicht im Koma gelegen hätte. Dann wäre meine Mutter möglicherweise zu mir gekommen, hätte mir Jungwon anvertraut und ich hätte sie noch ein letztes Mal gesehen... Vielleicht hätten wir das Ganze auch verhindern können...
"Über was denkst du nach?", drang Taehyungs Stimme leise flüsternd in mein Ohr, worauf mich mal wieder eine kleine Gänsehaut überfuhr. Ein leises Schluchzen entfuhr mir, während ich mich noch mehr an den Älteren krallte. Mich mal wieder an ihn presste als würde mein Leben davon abhängen, dabei war ich ihm einfach nur so unglaublich dankbar, dass er über all die Zeit auf meinen kleinen Bruder aufpasste.
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...