Unwohl rutschte ich ein wenig von Taehyung weg, meine Arme fanden wieder ihren Platz um meinen Körper, einfach weil ich mich so viel wohler fühlte. Ich fühlte mich beschützt... Ich hatte wirklich endgültig versagt. Das hatte ich ja wieder toll hingekriegt. Was tat ich eigentlich immer für eine scheisse? Warum lief es nie so in meinem Leben ab, wie ich es eigentlich wollte?
Ein letztes Mal sah ich fast schon automatisch in seine Augen, einfach weil ich wissen wollte, mit welchen Emotionen er gerade kämpfte. Taehyungs Augen sahen mir fast ein wenig unsicher entgegen, während sich aber immer noch in ihnen diese bestimmte härte befand. Wahrscheinlich hatte ich ihn wieder einfach nur verwirrt... Warum konnte ich ihm nicht einfach eine kleine Auszeit geben? Man sah ihm doch an, wie sehr ihn diese ganze Situation mit nahm...
"Na los... Rutsch schon rüber.", seufzte Tae, während er sich nervös durch seine Haare fuhr. Ein ungläubiger Ausdruck machte sich unmittelbar auf meinem Gesicht breit, worauf er mich nur noch einmal nachdrücklicher ansah und ich erst dann richtig verstand, was er jetzt von mir wollte. Er wollte wirklich bei uns bleiben. Ich hatte es tatsächlich geschafft ihn zu überzeugen...?
Als ich die ganze Situation verstand, legte sich sofort ein kleines, sanftes Lächeln auf meinem Gesicht ab, bevor ich, so schnell ich konnte, auf meine Seite krabbelte. Nach einem letzten kurzen Blick zu Tae, kuschelte ich mich unter meine Bettdecke, bedacht darauf, dass ich Jungwon und Tae genügend von dieser übrig liess. Taehyung sah mir dabei nur leicht amüsiert zu und schüttelte seinen Kopf, was mein Bauch vor Schmetterlingen explodieren liess.
Wenige Sekunden später beobachtete ich ihn noch dabei, wie er kurz ein wenig zwiegespalten herumstand und sich schliesslich doch einen kleinen Ruck gab und das Licht löschte. Wir beide brauchten einen kleinen Augenblick, um uns an die Dunkelheit zu gewöhnen, doch nur kurz darauf legte er sich neben Jungwon und zog die Decke über seinen Sohn und sich selbst, auch er bedacht darauf, dass er Jungwon nicht mehr weckte.
So kam es, dass sich Tae links von Jungwon befand und ich mich auf der rechten Seite. Meine Gedanken kreisten nur so in meinem Kopf herum, während ich noch überhaupt nicht wirklich wahrnehmen konnte, dass Taehyung wirklich bei mir geblieben war. Na ja, wahrscheinlich nicht wirklich wegen mir, sondern wegen seinem Sohn, aber auch dieser Gedanke schaffte es nicht, meine Schmetterlinge zu stoppen. Ich freute mich einfach nur...
Seufzend kuschelte ich mich mehr in die Decke ein und zog sie mir über die Schultern. Taehyung kuschelte sich währenddessen leicht schläfrig an seinen Sohn und legte seine Arme um ihn, worauf sich der Kleine instinktiv an seine Brust kuschelte.
Sofort musste ich wieder ab diesem süssen Bild lächeln. Nicht wie zuerst gedacht, machte es mich doch auf eine Art und Weise glücklich, dass Taehyung Jungwon an seiner Seite hatte. Unbewusst unterstütze ihn der Kleine ein wenig und half ihm, trotz all den Schwierigkeiten, welche er durchleben musste. Das bemerkten wir wahrscheinlich alle...
Das Einzige was mich noch verletzte war Taehyungs Verhalten mir gegenüber. Warum war er so dagegen, dass ich auf das gleiche Geschlecht stand? Jedenfalls kam es für mich so hinüber als würde ihm das überhaupt nicht passen. Als würde er mich für jeden Preis von sich stossen wollen... Vielleicht wollte er mich auch einfach nicht verletzten. Aber vor was sollte ich dann Angst haben?
Vor Taehyungs Eltern, welche mich unbedingt tot sehen wollten? Dies war auch noch etwas, was ich noch nicht wirklich wusste, wie ich das Ganze verarbeiten sollte. Wie damit umgehen sollte... Ich meine, wie sollte man reagieren, wenn man erfährt, dass eine Person uns Tod sehen wollte. Wie sollte ich damit umgehen?
In der Zwischenzeit, in welcher ich total in meinen Gedanken versunken war und versuchte irgendwie ein wenig Klarheit zu schaffen, bemerkte ich Taehyungs Blick auf mir überhaupt nicht. Genau wie ich auch nicht bemerkte, dass sich eine kleine Träne aus meinem Augenwinkel löste und mich mal wieder so absolut hilflos aussehen liess...
Erst als ich eine grosse warme Hand auf meiner Wange bemerkte, welche sorgsam über meine Haut fuhr, wurde ich aus meinen Gedankengängen gerissen. Mit geweiteten Augen sah ich zu Tae hinüber, dessen Hand sich an meiner Wange befand, während er seinen Sohn immer noch beschützerisch an sich drückte.
Als sich dann unsere Blicke kreuzten wusste ich überhaupt nicht mehr wie mir geschah. Von seinem harten Blick war überhaupt nichts mehr übrig... Im Gegenteil, viel eher traf ich auf seine weichen, liebevollen Augen. So wie ich es noch von früher kannte. Vor unserem Kuss...
Langsam bemerkte ich auch wie mein Puls sich wieder senkte. Wie sich mein Kopf endlich von all den dunklen Gedanken befreien konnte und ich eine Weile einfach nur ruhe hatte. Ich konnte diesen Moment einfach nur in vollen Zügen geniessen und mich fallen lassen. Instinktiv schmiegte ich mich deshalb Taehyungs Hand entgegen und wünschte mir einfach nur noch, dass ich so einschlafen konnte.
Stumm genoss ich es einfach in seine Augen zu blicken, ihn wieder so nah bei mir zu haben und nicht mit einem Blick von ihm bestraft zu werden. Ich konnte es einfach nur geniessen, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben, welche mich fertig machten. Taehyung war für mich schon immer eine Person bei welchem ich mich fallen lassen konnte und er mir, auch wenn unbewusst, einen bestimmten Halt gab.
"Geht es wieder?", fragte Tae mich plötzlich im Flüsterton, worauf ich nur instinktiv nicken konnte und weiterhin einfach nur in seine wunderschönen Augen sah, welche mir entgegenschmunzelten. Er hasste mich nicht, dass wurde mir in diesem Moment mehr als nur klar. Aber nichtsdestotrotz lag immer noch etwas unausgesprochenes zwischen uns. Doch sagen was genau es war, konnte ich nicht...
"Es... es tut mir leid Kookie, hörst du? Es tut mir so unglaublich leid..." Stumm sah ich nach seinen Worten zwischen seinen Augen hin und her. Warum konnte er sich nicht entscheiden? Er sollte sich bitte einfach nur entscheiden, was er jetzt genau von mir wollte. Mich hassen, mich von sich stossen oder doch bei mir bleiben und zu mir halten? Ich wollte doch endlich einfach nur antworten haben...
Zittrig atmete ich einmal durch und krallte eine Hand in meine Bettdecke. Es würde schon alles gut werden... Ich würde das Ganze schon irgendwie meistern. Mit meinen Hyungs. Möglicherweise nicht mit allen... Wer weiss schon was uns in der Zukunft noch weiterhin passieren könnte, aber irgendwie würde ich es schon überstehen.
Tae, welcher anscheinend gerade von meinem Gefühlschaos ein wenig mitbekam, nahm vorsichtig seine Hand von meiner Wange. Sofort verschwand seine Wärme und das Gefühl von angekommen zu sein. Zögerlich winkelte ich meine Beine ein wenig an und gab mir somit ein wenig Schutz. Nur brauchte ich in diesem Moment diesen Schutz überhaupt nicht...
Denn nur wenige Sekunden später vernahm ich seine grosse Hand wieder an meiner Taille. Mit geweiteten Augen hob ich meinen Kopf und sah zu meiner Taille hinunter, welche sich immer noch unter der Decke befand. Nur zögerlich konnte ich schliesslich meine Augen wieder zu Tae hinüberrichten.
Doch gerade als ich etwas sagen wollte, wurde ich einfach an meiner Hüfte zu Tae und Jungwon hinübergezogen. Ganz sanft und liebevoll... So dass ich plötzlich näher an den beiden lag als mir zuerst lieb war. Denn zunächst hatte ich absolut keine Ahnung wie ich mit dieser Nähe umgehen sollte. Nähe, welche ich schon mehr als über zehn Jahren nicht mehr von ihm verspürte.
Schwer schluckte ich einmal und sah zu Jungwon hinunter, welcher immer noch eingekuschelt an Taes Brust lag. Unsicher sah ich wieder zu Tae hoch, dessen Blick mich immer noch musterte und nur so vor Sanftheit strahlte. Zögerlich legte ich einen Arm um Jungwon und kuschelte mich somit ein wenig an ihn.
"Schlaf jetzt Kookie...", kam es leise aus meinem Gegenüber, worauf ich meinen Kopf ins Kissen sinken liess. Taehyungs Hand legte sich währenddessen wieder auf meiner Wange ab. Doch daran sie wegzunehmen, dachte er überhaupt nicht. Sanft fuhr er weiterhin über meine Wange, bevor seine Hand in meinen Nacken wanderte und dort vorsichtig mit meinen Haaren herumspielten.
Nach einem letzten Blick zu Tae, welcher mir noch einmal ein liebevolles Lächeln schenkte, schloss auch ich mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen meine Augen, während ich noch ein wenig seine liebevollen Streicheleinheiten genoss. Manchmal konnten Träume auch doch noch wahrwerden...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...