Kapitel 61

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Am nächsten Morgen erwachte ich durch ein leises Stimmengewirr und das Klimpern von Besteck und Teller. Müde drückte ich den Kopf meines Hyungs mehr an mich, damit er von den vielen Geräuschen nicht aufwachen würde. Wie von selbst vergrub ich meinen Kopf wieder in seinen weichen Haaren und zog seinen Geruch ein. Noch ein wenig verschlafen zog ich mir die Decke über meine Schultern, damit diese eklige Kälte ein wenig verschwand. Fest kuschelte ich mich an den warmen Körper neben mir.

Zu meiner Überraschung schlief ich nach unserem kleinen Gespräch komplett durch. Es tat mir wirklich gut mit Yoongi über die verschiedensten Sachen zu reden. Auch ihm schien es danach deutlich besser zu gehen. Er war entspannter und traute sich auch wieder mehr mit mir zu sprechen...

Yoongi war immer noch der Gleiche. Er war immer noch mein Hyung und mein Bruder. Um ehrlich zu sein wusste ich überhaupt nicht mehr weshalb ich so aufgeregt und ängstlich war. Möglicherweise da ich ihn schon so lange nicht mehr zu Gesicht bekam. Jede neue Begegnung meiner Hyungs war einfach unglaublich, doch diese mit Yoongi war irgendwie anders.

Ich war viel unsicherer... Ich war ängstlich... Doch tatsächlich war ich dies nur, weil ich so unglaubliche Angst um ihn hatte. Immer wieder tauchte dieses Bild vor meinen Augen auf, auf welchem er einfach nur mit leeren Augen den Boden anstarrte. Ich dachte, dass ich ihn bereits komplett verloren hätte. Doch dem war auf jeden Fall nicht so. Er lag immer noch sicher in meinen Armen...

Ein wenig genervt durch das helle Licht öffnete ich schlussendlich trotzdem meine Augen. Grummelnd drückte ich den Älteren wieder mehr an mich, worauf auch dieser ein wenig wach wurde. Doch nur ein paar Sekunden später drückte er sein Gesicht wieder in mein T-Shirt und versteckte sich vor der Helligkeit.

Leicht schmunzelnd sah ich zu ihm hinunter, während ich leise gähnte. Der Schlaf steckte noch in allen meinen Knochen fest. Ich wollte noch überhaupt nicht aufstehen, aber anscheinend waren alle anderen schon wach und deckten gerade den Tisch. Ein mulmiges Gefühl nahm meinen Körper ein als ich daran dachte, dass uns die anderen bereits gesehen hatten. Aber ich wollte mich definitiv nicht mehr von meinem Hyung fern halten...

Ein leises Seufzen entfuhr mir, bevor ich einen Arm um meinen Hyung löste und diesen auf meinen Augen ablegte. Ich hatte definitiv mal wieder zu wenig Schlaf... Als neben mir ein kleines Kichern ertönte, verdrehte ich schmunzelnd meine Augen, bevor ich meinen Arm wieder weg nahm und meine Augen öffnete.

Einen Blick nach links bestätigte meine Vermutung als ich Nuri neben uns erkannte. Die Jüngere kniete neben uns auf dem Boden, während sie ihre Arme auf dem Polster der Couch abstützte und uns beide beobachtete. "Morgen...", murmelte ich leise und drehte mich vorsichtig ein wenig zu ihr um.

"Du scheinst genau so gute Laune zu haben, wie deine anderen Hyungs. Anscheinend seid ihr alle mit dem falschen Fuss aufgestanden.", bekam ich nur eine belustigte Antwort von ihr, worauf ich ein genervtes Seufzen abliess. Der Morgen würde absolut genial werden, ich sah es schon kommen...

Bevor ich aber auch nur irgendetwas sagen konnte, wurde ich durch Yugyeom unterbrochen, welcher begrüssend zu uns ins Wohnzimmer kam. "Guten Morgen.", kam es auch von ihm fröhlich, was ich nur leise erwiderte. Auch der ältere der beiden Geschwister kniete sich zu uns hinunter, legte seine Tasse aus der Hand und sah Yoongi und mich neugierig an.

"Wie es aussieht ist bei euch alles wieder gut, oder?", fragte er mich, worauf ich leicht lächelnd zu Yoongi hinuntersah und nickte. Ohne zu zögern wuschelte ich meinem Hyung durch seine Haare, worauf er nur motzende Geräusche von sich gab und versuchte meine Hand wegzuschlagen. Kichernd legte ich meine Hand auf seiner Stirn ab, worauf mein Lächeln nur noch breiter wurde.

"Ich glaube es geht ihm langsam wieder besser.", nuschelte ich Yugyeom noch ein bisschen verschlafen zu, worauf ich den Jüngeren glücklich nicken sah. "Sehr gut. Dann werden wir nachher noch Fieber messen, aber jetzt solltet ihr zuerst etwas kleines Essen." Mit diesen Worten standen die beiden Geschwister gleichzeitig auf.

Leicht nickte ich mal wieder, bevor ich zu Yoongi hinuntersah. Dieser sah mich zu meiner Verwunderung mit mehr oder weniger offenen Augen an und fuhr sich mit der Hand einmal über das Gesicht. "Morgen Hyung.", kicherte ich ein wenig als ich sein leicht zerknautschtes Gesicht sah. Ein wenig genervt legte sich sein Blick auf mir ab, bevor er zu den beiden Geschwistern sah, welche uns immer noch lächelnd beobachteten.

Amüsiert sah ich Yoongi dabei zu, wie er die Decke von uns beiden befreite und mehr oder weniger lebendig versuchte über mich drüberzusteigen. Als er festen Boden unter den Füssen hatte, sah er mich auffordernd an, weshalb ich meinen Kopf aus dem Kopfkissen nahm und mich anschliessend hinsetzte.

"Komm ich habe Hunger.", kam es grummelnd aus dem Ältesten, was mir ein leises Lachen entlockte. Er war schon immer ein kleiner Morgenmuffel. Mit einem leisen Seufzen schwang ich mich schliesslich auf die Beine nur um meinen Kopf schliesslich auf Yoongis Schulter abzulegen und meine Arme von hinten, um den Älteren zu schlingen.

Während ich mich weiter an ihn kuschelte, watschelten wir alle zusammen in die Küche, auf direktem Weg zum Esstisch. Als wir diesen erreichten überraschte uns sofort eine komische Stimmung, welche mich irritiert die Augenbraue hochziehen liess. Als Nuri meinte, dass die anderen schlechte Laune hatten, erwartete ich bestimmt nicht eine solche Kellerstimmung.

Fragend sah ich also zu Nuri und Yugyeom, welche aber nur ratlos mit den Schultern zuckten. Auch Yoongi sah die anderen sehr skeptisch an, bevor er sich auf einen freien Platz setzte. Vorsichtig liess ich meine Augen über jedes einzelne Gesicht schweifen, worauf ich immer skeptischer wurde und das Bauchgefühl in mir nur noch komischer wurde.

Bevor ich noch als letzter einfach nur herumstand, zwang ich mich selbst auch endlich auf den freien Stuhl neben Yoongi zu setzen. Nuri fand neben mir noch einen Platz, während Yugyeom sich auf der anderen Seite von ihr platzierte.

Komischerweise assen die anderen vier bereits, was sonst nicht der Fall war. Sonst warteten die anderen immer geduldig auf uns, bis wir endlich da waren damit wir gemeinsam essen konnten. Unmerklich schüttelte ich leicht meinen Kopf und schnappte mir eine bereits geschnittene Brotscheibe und mein heiss geliebtes Nutellaglas. Ich brauchte gerade unbedingt Schokolade...

Während ich mein Brot bestrich wurde mir immer mulmiger. Hatte ich meine Hyungs wirklich so sehr verärgert? Waren sie gerade wirklich wütend auf mich oder auf etwas komplett anders? Denn langsam bemerkte ich auch, wie sich Nuri immer unwohler fühlte. Ständig rutschte sie von der einen Seite ihres Stuhles auf die andere, was auch mich immer wie nervöser machte.

Genervt legte ich mein Messer weg und sah die anderen an. "Okay, kann mir mal jemand verraten was heute Morgen los ist?", sprach ich meine Hyungs endlich darauf an. Sofort lagen alle möglichen Blicke auf mir, was ich aber nur mit einem möglichst monotonen Blick erwiderte.

Skeptisch sah ich Jin dabei zu, wie er seinen Blick abwendete und seine, auf dem Tisch liegende Hand, zur Faust ballte. Irritiert zog ich meine Augenbraue hoch und wartete immer noch auf eine anständige Antwort. "Leute könnt ihr bitte endlich mit mir reden?", fragte ich sie nun zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Bevor ich auch nur noch etwas kleines Hinzufügen konnte, zuckte ich erschrocken zusammen als laut ein Stuhl nach hinten geschoben wurde. Mit grossen Augen sah ich zu Jin, welcher meinen Blick geschickt mied, in dem er einfach zu Boden sah.

"Wir haben Angst merkst du das eigentlich nicht?" Mit stark klopfendem Herzen drückte ich meine Zunge an die Innenwange meiner Mundhöhle. Vor was hatten sie denn jetzt wieder Angst... War es wieder die Angst mich zu verlieren?

Tief atmete ich einmal ein und aus, bevor ich einmal durch die ganze Runde sah. "Vor was habt ihr denn Angst?" Bewusst blieb mein Blick auf Jimin und Hobi liegen. Sonst hielten sie sich eher bei solchen Gesprächen raus, aber nun wollte ich auch ihre Sicht zu diesem Thema sehen. Nicht umsonst waren auch sie heute sehr zurückhaltend und ich wollte einfach wissen, was sie so beschäftigte.

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My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt