Mit stark klopfendem Herzen betrat ich den Blumenladen. Sobald ich die Tür öffnete erklang wieder der leise Ton der Glocke, welche signalisierte, dass gerade jemand den Laden betrat. Zögerlich liess ich die Tür hinter mir nicht ganz ins Schloss fallen und versuchte mich erst einmal ein wenig zu beruhigen.
Es konnte schliesslich nichts passieren. Es ist Hobi... Die glücklichste, fröhlichste Person dieser Erde. Die Person, welche mir immer lernte mit erhobenem Kopf durch die Welt zu marschieren und nie die Hoffnung zu verlieren. Doch war das jetzt immer noch so?
Das war die Frage, welche mich so unheimlich sehr beschäftigte. Denn es war nicht mehr so wie damals... Ganze zehn Jahre lagen dazwischen. Zwischen dem, was ich in Erinnerung hatte und wie es jetzt wirklich war und das war es, was mir so unglaublich Angst machte...
Die ganze Zeit hörte ich das Klopfen meines Herzens, welches mir signalisierte, wie aufgeregt ich doch war. Im Laden war es ungewöhnlich still, worauf ich mich ein wenig umsah. Jede mögliche Blumensorten konnte man ausmachen. Pflanzen, welche ich noch nie in meinem Leben sah, bis zu ganz gewöhnlichen Rosen. Ich liebte diese Vielfalt.
Nervös schlang ich meine Arme um meinen Bauch und versuchte mir so unbewusst etwas mehr Halt zu geben. Vorsichtig schlängelte ich mich durch die vielen Blumen hindurch. Überall riechte es einfach fantastisch. Ich konnte ziemlich gut verstehen, warum Hoseok die ganzen Blumen so sehr liebte.
Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen lief ich zu der anschliessenden Kasse. Neugierig sah ich mich um, jedoch war immer noch niemand zu erkennen. Ein leises Seufzen entfuhr mir. War er heute möglicherweise überhaupt nicht da? Na ja, irgendjemand musste ja hier sein, schliesslich wurde vor ein paar Minuten eine Frau bedient.
"Ha-hallo?", kam es schliesslich doch zögerlich über meine Lippen. Ich war so verdammt nervös das ich das Gefühl hatte, dass meine Stimme bald wahrlich den Geist aufgegeben würde. Warum klang ich auf einmal so verletzlich...?
Wieder entfuhr mir ein tiefes Seufzen. Erst jetzt fielen mir verschiedene Sprüche auf, welche an einer breiten Wand Platz fanden. Jeder einzelne von ihnen Symbolisierte die Hoffnung... Teilweise waren wirklich ein paar dabei, welche mir noch von früher bekannt vorkamen. Solche, mit welchen Hoseok uns früher die Hoffnung wiederaufbaute. Also war ich hier tatsächlich richtig...
"Hallo?", fragte ich nun sicherer. Es musste doch schliesslich jemand hier sein. Erst jetzt erkannte ich einen kleinen neben Raum, welcher sich hinter der Kasse befand. Ganz leise erklang aus diesem kleine unmerkliche Geräusche. "Ist jemand da?" Irritiert versuchte ich einen blick in diesen kleinen Raum zu erhaschen was aber nicht wirklich möglich war.
"Ja einen Moment bitte!", erklang es nun schliesslich doch genau aus diesem Raum. Bei der Stimme gefror mir sofort das Blut in den Adern. Es war wirklich Hobi... Ich hatte einen weiteren meiner Hyungs gefunden. Trotz der paar Jahre klang seine Stimme immer noch gleich, wie konnte ich ihn da nicht erkennen?
Leicht lächelnd biss ich mir auf der Unterlippe herum. Ich hätte in diesem Moment gerade Luftsprünge verrichten können, da ich einfach so glücklich war. Glücklich, endlich wieder die Hälfte meiner Familie bei mir zu haben und ich versprach mir wirklich, sie nie wieder auch nur einmal allein zu lassen.
Als mir plötzlich eine strahlende Rose ins Auge fiel, lief ich sofort auf diese zu. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich diese Blumen über alles liebte? Glücklich lächelnd schloss ich meine Augen und atmete ihren Duft tief ein. Diesen Rosenduft könnte ich wirklich die ganze Zeit über in der Nase haben. Unwillkürlich bemerkte ich, wie sich mein Körper ein wenig entspannte und meine Nervosität in den Hintergrund rückte.
So zärtlich wie möglich fuhr ich über die sanften Blütenblätter, welche mir in allen möglichen Rottönen entgegenspiegelten. Diese zärtliche Blume brachte so viele verschiedene Gefühle hinüber. Einmal war da die bedingungslose Liebe, welche mit ihr ausgedrückt wird. Die leidenschaftliche und zugleich wunderschöne Liebe.
Aber trotz allem zeigte die Rose auch die Schattenseite des heimtückischen Gefühls. Der Schmerz, welcher sich im Schatten der Liebe versteckte und mit jeder Minute wuchs. Die Dornen vermitteln den Schmerz, das Leiden, welches man mit der Liebe verband. Denn nicht immer hatte die Liebe, welche zwei Menschen miteinander verband, ein Happy End...
"Entschuldigen sie. Ich musste noch kurz ein Gesteck für morgen fertig machen.", erklang es, von der einen auf die andere Sekunde, hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und verharrte in meiner Bewegung. Schwer schluckte ich noch einmal, bevor ich mich einfach mit vollem Mut umdrehte.
Sofort kam mir der glücklich lächelnde braun Schopf entgegen, welcher eine leere Vase in den Händen hielt. Langsam richtete ich mich wieder auf und ignorierte gekonnt meinen viel zu hohen Puls. In diesem Moment zählte einfach nur mein Hyung für mich, den ich seit zehn Jahren nicht mehr sah...
Doch sobald seine Augen schliesslich auf mich fielen, war das Lächeln vorbei. Erschrocken hielt der Ältere inne, während er die Augen leicht zusammenkniff. Mit flacher Atmung sah ich ihm dabei zu wie er mein Gesicht genau studierte und sich purer Unglauben in seinen Augen spiegelte.
"Jungkook..." Mit diesen Worten fiel die blaue Vase in seinen Händen zu Boden. Mit einem lauten Knall kam die Blumenvase auf dem Boden auf. Mit grossen Augen betrachtete ich die Scherben, welche sich auf dem Fussboden ausbreiteten. Erschrocken sah ich zu Hobi hoch, welcher mich mittlerweile mit farblosem Gesicht anstarrte.
"Hyung...", flüsterte ich ein wenig tonlos zurück und trat vorsichtig einen Schritt auf Hobi zu, aufpassend nicht in die Scherben zu treten. Doch weit kam ich nicht, da mein Gegenüber wehrend die Hände in die Luft hob und sich ein paar Schritte von mir entfernte. Schwer schluckend stützte sich der Ältere am Tresen der Kasse ab und sah mich an als würde ich einem Geist ähneln.
Seine Abweisung verletze mich, doch in diesem Moment konnte ich mich überhaupt nicht auf den ausbreiteten Schmerz in meinem Körper konzentrieren. Viel mehr wollte ich einfach, dass mir Hoseok nicht gleich zusammenklappen würde.
Doch bevor ich noch irgendetwas tun konnte, sah ich erschrocken zu der Ladentür, welche mit ziemlich viel Schwung geöffnet wurde. Schon bald darauf standen alle vier, mir bedeutsamen Menschen, vor Hobi und mir. Mit offenem Mund betrachteten sie das ganze Chaos, welches in diesen paar Minuten entstanden war.
"W- wa... Was?", brachte Hoseok nur verwirrt heraus, während er sich weiterhin am Tresen festklammerte. Seine Augen wechselten immer wieder zwischen den vier Neuankömmlingen und mir hin und her. Ohne die anderen noch mehr zu beachten, lief ich zu meinem Hyung hinter die Kasse. Ich wollte ihn jetzt einfach nur noch in den Arm nehmen...
"Hobi...", wimmerte ich leicht und lief mit wässrigen Augen auf den Älteren zu. Sofort fiel sein Blick wieder auf mich, während er mich mit offenem Mund anstarrte. Sobald ich bei dem zitternden jungen Mann ankam, nahm ich ihn, ohne zu zögern in meine Arme. Fest schloss ich meine Arme um ihn und drückte ihn an meinen Körper.
Hoseok stand inzwischen ziemlich steif in der Umarmung und schien noch überhaupt nicht zu realisieren, dass ich tatsächlich vor ihm stand. Wir waren beiden einfach so sehr mit den Nerven am Ende... Denn schon bald trat ich einfach in Tränen aus. Schluchzend krallte ich mich am Älteren fest und suchte nun an ihm meinen fehlenden Halt.
Sobald ich praktisch in den Armen meines Hyungs zusammenbrach, schien auch er langsam zu schalten. Ohne noch weiter zu zögern, schlang er seine Arme fest um mich und drückte mich an seinen Körper. Geniessend kuschelte ich meinen Kopf in seine Halsbeuge und genoss seinen beruhigenden Duft, welcher auch sofort auf mich wirkte.
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...