Kapitel 76

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Irritiert lauschte ich weiter den Worten von Taehyungs Vater. Wessen Leben setzte Taehyung aufs Spiel? Das von Jungwon? Wurde er etwa von seinen eigenen Eltern erpresst? Wie tief waren die beiden denn bitte schön gesunken, dass sie zu solchen Mittel greifen mussten und vor allem wer tat so etwas seinem eigenen Kind an? Wie konnte man mit dem Leben von jemand anderem drohen...?

Entrüstet sah ich zu den beiden Geschwistern hinüber, deren Augen immer wieder besorgt auf mir lagen. Ich konnte nicht verstehen was ich da hörte... Ich konnte einfach nicht verstehen, weshalb man so etwas tat. Weshalb sie zu solchen Mitteln greifen mussten, damit Taehyung ihren Bedingungen folgte...

"Lass es...", hörte ich die zerknirschte Stimme von Taehyung, während ich mir nur zu gut vorstellen konnte, wie sehr er sich gerade zusammenreissen musste, um seinem Erzeuger nicht an die Gurgel zu springen. Es machte ihn wahrscheinlich gerade einfach nur unendlich wütend, aber ich verstand ihn... Mir würde es definitiv nicht anders gehen. "Jungwon ist verdammt nochmal mein Sohn! Lasst ihn gefälligst da raus. Er ist doch noch ein Kind..."

Taehyungs Stimme triefte nur so vor Wut, dass es auch mir beinahe Angst machte. Ich kannte ihn so nicht... Er war eine Person, welcher eigentlich nur sehr selten die Fassung verlor. Gerade dann, wenn es um jemanden ging, welcher ihm sehr nahe stand. Da kannte er kein Zurück mehr.

Mit stark klopfendem Herzen lauschte ich dem spöttischen Auflachen von Taehyungs Vater. "Er ist nicht dein leiblicher Sohn. Grund genug, um ihn im Kinderheim auszusetzen." Nach diesen Worten klappte mir endgültig der Mund auf, während ich versuchte bestmöglich alle gegebenen Informationen zu verarbeiten. Ich wusste überhaupt nicht über was ich jetzt mehr geschockt sein sollte. Dass Taehyung nicht der leibliche Vater von Jungwon war oder über die harschen Worte seines Vaters...

Mit geweiteten Augen sah ich zu dem kleinen Jungen hinüber, welcher immer noch friedlich vor sich ihn schlief. Er war nicht Taehyungs leiblicher Sohn? Aber wie... Wie kam er dann zu Tae? Warum hatte er ein Kind adoptiert? Und vor allem wer waren die leiblichen Eltern? Warum kam mir der Kleine dann so bekannt vor...?

Tausende von Fragen überforderten meinen Kopf. In der Zwischenzeit vernahm ich die verwirrten Blicke der Geschwister auf mir, welche ich aber einfach ignorierte. Ich wusste nicht was ich tun oder denken sollte... Ich hatte überhaupt keine Ahnung von nichts. Genau wie ich immer unsicherer wurde, ob es wirklich die richtige Entscheidung war an der Tür zu lauschen...

"Das spielt überhaupt keine Rolle!", wurde Herr Kim nun von Taehyung angefahren, was meine Bedenken sofort wieder vergessen liess. Ich wollte doch einfach nur wissen was los war... Was ich in diesen zehn Jahren alles verpasste. Scheinbar hatte Tae sehr mit seinen Eltern zu kämpfen.

"Es spielt absolut keine Rolle was du denkst. Jungwon ist mein Sohn, egal ob leiblich oder nicht! Bring das endlich in deinen Kopf hinein. Ich will für ihn der Vater sein, welcher er auch verdient. Einen Vater, welcher das Beste für seinen Sohn will und ihn in allem möglichen Unterstützt. Niemals werde ich so eine Person sein, wie du es bist!"

Ohne es wirklich zu realisieren, waren diese Worte der Auslöser dafür, dass eine kleine unscheinbare Träne über meine Wange rollte. Taehyung liebte den Kleinen... Möglicherweise mehr als sich selbst und Jungwon hatte das mehr als nur verdient. Genauso wie Taehyung es auch verdiente ein normales Leben, ohne herumkommandierende Familie, zu führen.

Unwohl schlang ich meine Arme um meinen Körper und lauschte weiter ihrer Konversation, welche den Anschein machte, immer mehr auszuarten. "Und ich werde dafür sorgen, dass ihr und Misook nie mehr auch nur annähernd in seine Nähe kommen werdet. Ihr könnt dem Kleinen und mir nicht drohen. Das werde ich nicht mehr zulassen!"

Ein kleines unmerkliches Schmunzeln legte sich auf meinen Lippen ab. Ich bin stolz auf dich Tae... Du hättest dich schon viel früher gegen deine Eltern wehren sollen und ich hätte dich mehr als nur unterstützt, wenn ich nicht im Koma gelegen hätte. Ich wollte dir, allen meinen Hyungs, so unglaublich sehr helfen. Doch ich habe nur zehn Jahre lang im Bett geschlafen...

Ich wollte sie wirklich nicht alleine lassen. Aber trotz allem fand ich es immer noch richtig, dass ich Nuri rettete. Nur musste ich jetzt leider mit den Nachwirkungen kämpfen. Aber irgendwie würden wir das schon hinkriegen. "Wie willst du das denn bitte anstellen?", kam es plötzlich spöttisch aus Taehyungs Mutter, welche sich bis jetzt noch nicht wirklich meldete.

Ich wusste nur zu gut, dass seine Eltern ein harter Brocken waren. Aber er würde das schon hinkriegen... Sie konnten nicht einfach so mit dem Leben von jemandem spielen. Vor allem nicht mit dem Leben eines kleinen Jungen, welcher uns allen schon unglaublich sehr ans Herz gewachsen war...

"Ich denke da würden wir ins Spiel kommen...", kam es ruhig und monoton aus Namjoon, worauf ich mir das erleichterte Lächeln von Taehyung nur allzu gut vorstellen konnte. Sie unterstützen sich gegenseitig als wäre überhaupt nichts geschehen. Als hätte ich keinen Unfall gehabt und sie sich nicht so verstritten und auseinandergelebt hätten und genau in solchen Momenten erkannte man nur zu gut, wer seine echte Familie war...

"Jin und ich haben mehr als nur gute Kontakte, welche uns in so einer Situation unterstützen würden. Sicher werden sie ein paar gute Sachen finden, die nur zu gut Beweisen, dass in ihrem Geschäft nicht alles richtig verläuft.", sprach Namjoon auf die beiden ein. Ich hoffte so sehr, dass sie endlich aufgeben würden. Doch von dem was ich von den beiden hörte, waren sie nicht so leicht zu knacken.

Dies bestätigte mir auch nur ein paar Sekunden später das spöttische und ungläubige Lachen, was von Herrn Kim stammte. "Was könnt ihr denn schon anrichten? Ein kleiner, erbärmlicher Haufen, welcher immer ihrem kleinen Schützling hinterher trauert... Schon noch schön, wie das Schicksal uns zu rechten Zeit half, nicht wahr Schatz?"

Leise zog ich scharf die Luft ein, während ich eine Hand auf meiner Brustgegend ablegte, unter welcher mein Herz nur so klopfte. Das Gespräch entwickelte sich mehr als nur in die falsche Richtung... Mit diesem Kloss in meinem Hals wuchs auch mein Unbehagen umso mehr. Meine Hyungs sprachen schon mehrmals über ihre Eltern... Um ehrlich zu sein wollte ich nicht daran denken... Aber was wäre, wenn sie etwas mit dem Ganzen zu tun hätten...

Unmerklich schüttelte ich meinen Kopf. Nein das konnte nicht sein... So skrupellos konnten nicht mal Taehyungs Eltern sein, oder? "Hör auf damit!", zischte Taehyung und ich hoffte einfach nur so sehr, dass unsere Hyungs ihn gerade unterstützen. Dieses Thema war für uns noch sehr schmerzhaft. Es wusste noch viele nicht recht, wie sie damit umgehen sollten.

"Wenn ihr unsere Forderungen nicht so erfüllt hättet, wie wir es wollten, hätten wir ihn ausgelöscht. Ganz einfach... Dieser Bengel hat euch allen nur Flausen in den Kopf gesetzt!" Schwer schluckte ich einmal und wich einen Schritt zurück. Sie wollten mich auslöschen? Mich töten...

"Was ist denn eigentlich mit ihm? Liegt er immer noch im Koma oder doch unter der Erde?" Das provozierende Grinsen hörte ich nur zu gut hinaus. Zittrig atmete ich einmal durch. Was passierte hier gerade? Von welchen Forderungen sprach er? Was hatten sie damit zu tun? Ich verstand absolut nichts mehr und ausmalen wollte ich es mir erst recht nicht...

"Dieser Unfall kam uns wirklich gerade recht und wir hatten nicht einmal etwas damit zu tun. Das hätte eigentlich auch nur zu gut von uns kommen können, aber der Kleine hatte anscheinend ein zu gutes Herz...", sprach Frau Kim langsam und mit einem Unterton von gespieltem Mitleid. Wie sehr ich diese Menschen nur hasste und anscheinend beruhte dies auf Gegenseitigkeit.

Erst ab diesem Moment wurde mir wirklich bewusst, wie sehr die beiden mein Leben zerstörten... Mit starrem Blick zu Boden liess ich mich auf diesen gleiten. Meine Beine waren nicht mehr wirklich unter meinem Besitz. Nur ein möglichst lautloses Aufkommen konnte ich noch gerade so gewährleisten. Doch der Rest war mir absolut egal.

Wollten meine Hyungs deshalb gehen? War das die Bedingung? Sie mussten mich verlassen und dafür konnte ich Leben... Mit einer Hand dämpfte ich das Schluchzen ab, welches ansonsten vor lauter Überforderung meinen Mund verlassen hätte. Was hatte ich da gerade mitbekommen. In was für einen Mist waren wir alle da nur verwickelt...?

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Meine Cousine fliegt in ein paar Stunden nach Korea. Hallo? Ich auch bitte...🥺😩

My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt