"Tae! Wir haben es dir schon damals gesagt und ich sage es dir jetzt gerne noch einmal... Du bist nicht daran schuld, klar? Niemand hätte denken können, dass unsere Eltern so weit gehen könnten.", versuchte Namjoon Taehyung irgendwie klar zu machen, während ich verwirrt zwischen den beiden hin und her sah.
Inzwischen sass ich auch wieder auf der Couch und versuchte meinen schnellschlagenden Puls irgendwie zu beruhigen. Was war denn los? Was hat Tae denn gemacht, dass er sich das ganze so sehr zu Herzen nahm? So schlimm würde es bestimmt nicht sein. Da war ich mir sicher...
"Jin Hyung?", kam es leise aus mir, worauf ich nur ein paar Sekunden später vorsichtig meine Augen von Tae nahm und zu Jin sah. Dessen Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf mich, worauf er mir einen fragenden Blick zuwarf. "Was meint Tae? Er hat sicher nichts Schlimmes gemacht, oder?" Bevor mir Jin auch nur irgendwie antworten konnte, sahen meine Augen wie automatisch wieder zu Tae hinüber.
Fast sofort kreuzten sich unsere Augen, worauf sie mir fast schon ein wenig panisch und ängstlich entgegenglitzerten. Was war denn los? Was war damals geschehen, dass Tae sich so schuldig fühlte? Ich sollte ihnen tatsächlich mehr sagen, dass niemand, aber wirklich absolut niemand die Schuld an diesem geschehen trug. Das Schicksal musste man manchmal nicht verstehen und das war auch okay so...
"E-es tut mir leid Kookie... Ich wollte das wirklich nicht, aber dein Name ist mir einfach so herausgerutscht." Immer noch fragend sah ich ihn weiterhin an. Nicht wirklich wissend, was ich nun mit dieser Information tun sollte. Hilflos sah ich zu Tae hinüber, welchen ich am liebsten gerade in die Arme genommen hätte.
"Beruhig dich bitte Tae... Für was entschuldigst du dich denn die ganze Zeit? Ich habe immer noch keine Ahnung, wo von du genau redest...", versuchte ich ihm mit sanfter Stimme zu erklären, worauf ich auch hoffte ihm ein wenig von seiner Aufregung zu nehmen, obwohl es tief in mir drin nicht gerade anders aussah...
"Ich erkläre es dir.", sprach Yoongi leise auf mich ein, worauf ich zu ihm hinüber sah, nicht aber, ohne noch einen prüfenden Blick bei Taehyung zu hinterlassen. Es gefiel mir nicht, dass er plötzlich die ganze Schuld auf sich nehmen wollte. Sie waren an keinem der Geschehnisse schuld.
Meine hoffnungsvollen Augen lagen ein paar Sekunden später praktisch klebend auf Yoongi, weil ich so unbedingt wissen wollte was gerade los war. "Nachdem wir unseren Eltern gesagt haben, dass wir nicht in ihre Fussstapfen treten möchten, ist ein ziemlicher Streit ausgebrochen, weil sie es einfach nicht akzeptieren wollten." Leer schluckend liess ich mich in die Couch hineingleiten und hörte dabei Yoongi wachsam zu.
"Sie haben uns immer wieder gefragt wer uns solche Flausen in den Kopf gesetzt hatte und wie wir auf solchen Blödsinn kamen. Seinen Träumen zu folgen war für sie ein Hirngespenst, etwas was es für sie überhaupt nicht gab.", erklärte mir Yoongi, worauf ich schon wieder so unglaublich wütend wurde. Nicht auf Tae oder meine Hyungs, nein. Viel eher auf ihre Eltern, weil sie nicht akzeptieren konnten, dass ihre Kinder ihr eigenes Leben führen wollten...
"Und dann?", fragte ich leise nach und presste mein Kissen wieder mehr an mich. Ein leises Seufzen erklang, bevor er wieder weiter erzählte. "Tae ist dann per Zufall herausgerutscht, dass sie sich besser ein Stück von dir abschneiden sollten und sie uns so akzeptieren sollten, wie du es auch getan hast." Nachdenklich biss ich mir auf meine Unterlippe, bevor ich vorsichtig nickte.
Und was war nun das Schlimme daran? Wie konnte daraus so etwas ausarten? Ich verstand es nicht... Abwesend sah ich kurz du Boden und versuchte meine ganzen Gedanken irgendwie zu ordnen. Gerade schwirrten tausende von Theorien durch meinen Kopf, welche mir nicht gerade weiterhalfen. "Taehyung hat davon erzählt, wie deine Sicht auf das Ganze war. Fast non Stopp hat er von dir Erzählt." Bei Yoongis Worten musste ich mir fast ein wenig ein kleines Schmunzeln verkneifen. Warum war Taehyung nur so süss?
"Irgendwann haben sie begonnen uns nach dir auszufragen, natürlich waren wir zuerst erstaunt, aber gaben dann schliesslich nach, da wir, so naiv wie wir früher waren, dachten, dass wir sie möglicherweise überreden konnten.", erklärte mir Yoongi weiter, was ich alles aufmerksam verfolgte.
"Und dann? Was ist dann passiert?", fragte ich sofort neugierig nach und krallte meine Finger in das Kissen. Mit grossen Augen sah ich Yoongi entgegen, welcher leise seufzte und sich unwohl in die Couch drückte. Als wollte er dem Ganzen entfliehen... Besorgt sah ich ihn an. Ja, ich wollte unbedingt wissen was damals geschah, aber wenn es ihnen so schwer fiel konnte ich auch noch warten. Ich wollte doch einfach nur, dass es ihnen gut ging.
"Eigentlich haben sie durch die ganze Ausfragerei nur Informationen über dich sammeln wollen.", unterbrach Yoongi meine Gedankengänge, bevor ich noch weiter über solche Sachen nachdenken konnte. Die Eltern meiner Hyungs sammelten Informationen über mich? Das Ganze wurde noch krimineller als ich zuvor dachte, denn ich hatte die Eltern meiner Hyungs wirklich überhaupt nicht gerne. Sie waren mir einfach nur unsympathisch.
Kookie...", sprach Taehyung mich leise an, worauf ich meinen Kopf unsicher zu ihm drehte. Wieder lag in meinen Augen dieser besorgte Ausdruck, während ich in meinem inneren überhaupt keinen Überblick über meine Gefühle mehr hatte. Irgendetwas ging damals definitiv nicht mit rechten Dingen zu.
Meine Hyungs sassen alle mehr als nur nervös neben mir. Niemand ausser Tae konnte mir in diesem Moment in die Augen blicken, was auch mich noch aufgeregter machte als ich es sonst schon war. Ich sah nur zu gut, wie jeder mit sich selbst kämpfte. Sie wollten nicht hier sein, genau so wenig wie sie mir auch nicht Geschichten aus der Vergangenheit erzählen wollten.
"S-sie haben... sie haben uns erpresst. Sie haben uns mit dir erpresst." Mit geweiteten Augen starrte ich Taehyung regelrecht an. Wie sollte ich das verstehen? Harmlos erpresst oder ging es mehr in die Richtung, welche wir alle auch schon bereits gestern erlebten?
Doch irgendwie war es mir nach einer Minute mehr als nur klar. Eigentlich war es von Anfang an klar, nur dachte ich nicht, dass es so ausarten würde. Ich kannte doch die Eltern meiner Hyungs nur zu gut aus ihren Erzählungen. Ich sollte wissen, wozu ihre Eltern zu Stande waren.
Ein ungläubiges Lachen entkam mir, während ich einfach nur meinen Kopf schüttelte. "Ihr wärt damals nie freiwillig gegangen...", flüsterte ich leise vor mich hin und setzte in meinem Kopf langsam aber sicher das ganze Puzzle zusammen. Warum war ich damals nicht gleich auf die Idee gekommen, dass irgendetwas nicht richtig sein konnte? "Ihr habt mir versprochen, dass wir immer zusammenbleiben werden..."
Nachdenklich runzelte ich meine Stirn an, bevor ich meinen Blick ruckartig anhob und dabei direkt in Taehyungs Augen sah. Diese schimmerten mir bereits gefährlich entgegen, während er nervös an seinen Fingern herumspielte. Vorsichtig schüttelte ich wieder meinen Kopf. Nein... ich wollte diesen ganzen Mist nicht glauben. Ich wollte nicht...
"Sag es Kookie... Du ahnst es doch eh." Taehyungs schwache Stimme vergrub sich sofort in meinem Gehör und liess mich leicht verkrampfen. Vorsichtig sah ich zu Jin hinüber, welcher meinen Blick immer noch mied. Schwer schluckte ich einmal, bevor ich zum Sprechen ansetzte.
"Ihr sorgt dafür, dass ich keinen Kontakt mehr mit euch habe und euch in Ruhe lasse, damit..." Zögerlich blickte ich Tae starr in die Augen. Er war mehr als nur angespannt und unruhig. Mit monotonem Gesichtsausdruck zog er eine Augenbraue nach oben und sah mich auffordernd an. Doch ich schüttelte nur wieder mit meinem Kopf. Ich wollte, oder besser gesagt konnte es nicht über meine Lippen bringen.
"...damit du weiterleben kannst.", kam es kalt über Taehyungs Lippen, worauf mir, trotz jeglicher Vorahnungen, der Mund offen blieb. Warum? Wie konnten Menschen soweit fallen? Warum nahmen meine Hyungs diese Hürde auf sich oder warum redeten sie nicht mit mir darüber? Warum hielten sie etwas so Wichtiges vor mir geheim?
Mit wässrigen Augen sah ich zu Jin hoch, welcher seine Augen immer noch eisern auf seine Hände gerichtet hatte. Ohne noch auf irgendetwas zu reagieren, versteckte ich meinen Kopf an seinem Oberarm und presste ihn Jin entgegen. Hektisch atmend schloss ich meine Augen, worauf mir sofort eine leichte Dunkelheit entgegenkam, welche ich aber in diesem Moment nur zu gerne empfing. Ich verstand es einfach nicht...
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My Time / Taekook
Hayran KurguWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...