Kapitel 75

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Nach diesem Moment ging alles ganz schnell. Ohne noch weiter auf mich zu achten, sprang Taehyung auf und lief auf seinen Sohn zu, welchen er auf seine Arme nahm. Immer noch mehr als verwirrt hörte ich ihm zu wie er Jungwon ein paar Dinge erklärte. In der Zwischenzeit bemerkte ich die panischen Blicke meiner Hyungs auf mir, die ich nur wenige Sekunden später genauso verwirrt ansah. Nur Yugyeom, Nuri und ich verstanden absolut nichts mehr...

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch hievte ich mich auf meine zittrigen Beine und lief zu meinen Hyungs hinüber, welche lautstark miteinander diskutierten. Während ich ein wenig verloren zwischen ihnen herumstand, spürte ich plötzlich Nuris Finger an meiner Hand, welche meine umschlossen. Anscheinend wurde auch ihr klar, dass irgendetwas nicht mehr in Ordnung war.

Mit der Zeit versuchte ich irgendetwas schlaues aus dem Gesagten meiner Hyungs hinauszufischen, was aber nicht wirklich so funktionierte wie ich mir das zuerst vorstellte. Denn nur ein paar Sekunden später wurde mir Jungwon in die Arme gedrückt, welcher sich sofort an mich klammerte. Noch verwirrter als ich sonst schon war, legte ich meine Arme um ihn, während ich zu seinem Vater sah...

"Was ist los...?", fragte ich ihn sofort verwirrt, worauf ich von ihm nur ein stummes und zugleich ernstes Kopfschütteln bekam, welches mir vermittelte, dass ich momentan am besten überhaupt nichts sagen sollte. Unwohl zog ich mich ein wenig zurück und stellte mich mit Jungwon zu Nuri und Yugyeom.

Kurz sah ich besorgt zu Jungwon, welcher sich aber nur weiterhin müde an mich kuschelte und dessen Augen bereits immer wieder zuklappten. Leicht lächelnd fuhr ich ihm einmal kurz durch seine Haare was ihn leicht brummen liess. Doch zu weiterem kam ich mal wieder nicht, da plötzlich meine Hyungs mit mehr als nur ernstem Gesichtsausdruck auf uns zukamen.

Unwohl schluckte ich einmal schwer und sah meine Hyungs besorgt an. "Jungkook du gehst jetzt bitte einfach mit Yugyeom, Jungwon und Nuri in das Nebenzimmer. Spielt am besten einfach etwas mit dem Kleinen, wir holen euch nachher sofort wieder ab. Bleibt bitte wirklich einfach nur in diesem Zimmer, verstanden?", erklärte uns Jin sofort, weshalb wir drei nur überrumpelt nicken konnten.

Was war bitte los? Und weshalb kamen Taehyungs Eltern hier her? Ich dachte, dass auch Taehyung sie aus seinem Leben geschmissen hatte. Aber wie ich jetzt erfuhr, war das wohl nicht der Fall und ich verstand es nicht. Eigentlich verstand ich im Augenblick so gut wie nichts mehr, wie eigentlich immer, wenn es zu solchen Momenten kam.

"Geht jetzt bitte, passt auf Jungwon auf und seid nicht zu laut.", hörte ich plötzlich Taes monotone Stimme, welche mir einen Schauer über den Rücken gleiten liess. Unmerklich sah ich kurz zu Boden, bevor ich wieder in Taehyungs Augen blickte. Sofort bemerkte ich diesen kalten Schimmer in ihnen. Doch was sich hinter diesem befand, war viel interessanter. Hinter diesem befand sich eine Ansammlung von verschiedensten Emotionen. Von Liebe zu Besorgnis... Von Angst zu totaler Überforderung...

Und dies war schliesslich ausschlaggebend, dass ich Taehyung und Jin einfach hinterherlief und mich in diesen Raum führen liess. Es war das Zimmer aus welchem Tae kam. Das Zimmer, in welchem er sich mit dieser Frau stritt. Doch diese war weit und breit nicht mehr zu sehen. Doch in diesem Moment sollte sie auch die kleinste Hürde sein.

Als ich mich schlussendlich im Zimmer befand, drehte ich mich unsicher zu meinen beiden Hyungs um, nachdem ich meine Augen kurz über alles schweifen liess. Auch Nuri und Yugyeom befanden sich nun bei mir, während Nuri wieder unterstützend meine Hand hielt. Unsicher sah ich noch ein letztes Mal zu Taehyung und Jin, bevor letzterer die Tür hinter ihnen schloss. Zu meinem Glück jedoch nicht ganz...

"Okay was war das gerade?", platze es auch sofort aus Nuri heraus, welche ihren Bruder und mich fragend ansah. Nachdenklich zuckte ich nur mit meinen Schultern, während ich Jungwon behutsam über den Rücken fuhr. Ich wusste es nicht. Ich wusste es wirklich nicht... Nur trug ich die ganze Zeit über dieses unbehagliche Gefühl in mir drin als ich daran dachte, dass sich bald Taehyungs Eltern im Raum neben uns befinden würden. Das passte mir so überhaupt nicht...

Nachdenklich lief ich auf die Couch zu, welche sich im Raum befand. Sorgfältig legte ich den dösenden Jungwon darauf ab, legte ihm eines der Kissen unter den Kopf, bevor ich eine leichte Decke über ihn legte, welche mir Yugyeom brachte. Der Tag war aber auch wirklich anstrengend für ihn, das konnte wir uns wahrscheinlich überhaupt nicht wirklich vorstellen...

Aber auch bei mir sah es langsam so aus, dass ich mich am liebsten einfach neben Jungwon legen würde und meine Augen für einen kurzen Augenblick schliessen wollte. Nur leider gewann einmal mehr meine Neugier, welche ich mal wieder dafür verfluchte. Doch das kleine Teufelchen in mir sagte mir klar und deutlich, dass ich einfach an diese Tür gehen sollte und einmal lauschen sollte. Nur ein kleines bisschen und auch überhaupt nicht lange...

"Passt ihr bitte kurz auf Jungwon auf und schaut, dass er weiter schläft. Ich will nicht, dass er auch nur etwas davon mitbekommt.", teilte ich den beiden Geschwistern mit, welche sofort ein wenig skeptisch nickten. Doch die Besorgnis sah man ihnen praktisch ins Gesicht geschrieben.

"Was hast du vor Kookie?", kam es leise fragend aus Nuri, welche Jungwon währenddessen beruhigend durch die Haare fuhr. Kurz wechselte ich meinen Blick auf den Kleinen, welcher leicht vor sich hin brummte und sein Gesicht in die Decke drückte, bevor ich mich wieder Nuri widmete. "Ich geh an die Tür lauschen. Ich will wissen, was da los ist..."

Nachdenklich sahen mich die beiden an. Man bemerkte nur zu gut, dass sie absolut nicht damit einverstanden waren, mit dem was ich vor hatte, aber trotzdem liessen sie mich gehen. Dies bestätigten sie mir nämlich nach einem kleinen Nicken.

Gerade als ich etwas sagen wollte, wurde ich durch ein lautes 'Kim Taehyung' unterbrochen. Bei der Stimme dieses Mannes zog sich sofort eine Gänsehaut über meinen Körper. Ich konnte Taehyungs Eltern überhaupt nicht ausstehen. Ich fragte mich wirklich, weshalb er noch etwas mit ihnen zu tun hatte. Denn auch Taehyung wollte sich von seinen Eltern lösen. Er wollte nie das Leben leben, welches sie ihm auftragen wollten...

Ein wenig panisch sah ich kurz zu Jungwon, welcher sich anscheinend schon ziemlich im Tiefschlaf befand. Aber mir sollte es recht sein... Das ganze Theater musste er wirklich nicht mitbekommen. Dafür war er definitiv zu jung. "Jungwon soll nicht wach werden. Passt bitte gut auf ihn auf."

Nach einem letzten absichernden Blick zu den dreien, tapste ich schliesslich auf leisen Sohlen zur Tür, welche nur leicht angelehnt war. Wahrscheinlich dachten sie, dass sie die Tür richtig geschlossen hatten, doch dies war leider nicht der Fall. Na ja, besser für mich, nicht wahr?

Neugierig stellte ich mich deshalb dicht hinter die Tür, wodurch ich schon schrilles Stimmengewirr herausnehmen konnte. Doch ich wagte es nicht, auch nur einmal in den anderen Raum zu sehen. Taehyung hatte mir mehr als nur verdeutlicht, dass er nicht wollte, dass seine Eltern wussten, dass ich mich hier im anderen Zimmer befand. Diesen Wunsch erfüllte ich ihm nur zu gerne, da auch ich nicht in Kontakt mit seinen Eltern treten wollte, aber lauschen durfte ich ja...

"Was fällt dir eigentlich ein nicht auf deiner Ausstellung zu erscheinen?!", kam es kalt aus Taehyungs Vater, worauf ich schwer schluckte. "Und warum zum Teufel noch mal beendest du die Beziehung mit Misook? Wie sollen wir das bitte ihren Eltern erklären?" Fest biss ich mir auf meine Unterlippe. Taehyung hatte sich in einer Beziehung befunden? Mit dieser komischen Frau, welche Jungwon geschlagen hatte? Warum? Was hatte er bitte schön an ihr gefunden?

Sprachlos stand ich einfach nur erstarrt hinter dieser Tür. Wow... Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Aber eigentlich konnte ich mich doch freuen? Als für Jungwon natürlich. Der Kleine hatte definitiv nicht so eine Stiefmutter verdient, wie es in den Märchen geschrieben stand. Nein, er brauchte jemanden den ihn über alles liebte. Genau wie es sein Vater anscheinend tat...

"Du weisst ganz genau was passiert, wenn du dich nicht an unsere Abmachung hälst. Willst du das wirklich? Willst du wirklich das Leben von diesem kleinen Nichtnutz in Gefahr bringen? Er bedeutet dir doch so viel oder etwa nicht...?"

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My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt