Mit grossen Augen betrachtete ich die Gegend, in welcher Nuri und Yugyeom eine Wohnung besassen. Es war ein wirklich schönes Quartier, aber wie so vieles erkannte ich es nicht, obwohl es dies angeblich schon zu meiner Zeit gab. Es lag immer noch ziemlich nahe an Seoul, aber befand sich trotzdem etwas abgelegter, was ich ziemlich schön fand.
Ein wenig zögerlich stieg ich schliesslich doch aus dem Auto und knallte hinter mir die Tür zu. Die Geschwister befanden sich schon seit ein paar Minuten an der frischen Luft, während ich nicht aussteigen konnte.
Ich war einfach noch zu geschockt von den ganzen neuen Eindrücken, welche ich zuerst verarbeiten musste. Es hat sich doch viel mehr verändert als ich dachte und dies nur in zehn Jahren. Es sah so aus als würden die Hochhäuser die Wolken kitzeln, während wir kleinen Menschen von diesen Gebäuden verschlungen werden.
Während der Fahrt entdeckte ich von weitem ein Tanzstudio, welches ich unbedingt einmal besuchen wollte. Einfach weil es mich an die Zeit mit meinen Hyungs zurückerinnern würde und diese Erinnerungen von ihnen wollte ich unbedingt behalten. Denn es war das letzte, was ich mit den sechs Gegenständen noch von ihnen hatte...
"Kookie kommst du?", fragte mich Nuri leise, während ich immer noch erstaunt die Gegend betrachtete. Nach einem kleinen Nicken folgte ich ihr und ihrem Bruder unauffällig, während ich mich immer wieder umsah. Am meisten begeisterten mich die Blumen, welche am Gehweg entlang spriessten. Überall hörte man die Bienen summen, was mich unbewusst ein wenig entspannte.
"Wo sind eigentlich eure Eltern?", fragte ich die beiden ein wenig neugierig. Nuri stellte meine Tasche ab, welche ich ihr sofort entgegennahm und dankend nickte. "Sie leben in einer kleineren Stadt südlich von hier.", erklärte mir Nuri, welche so eben die Tür öffnete. Kurz darauf erschien ein helles Treppenhaus, welches mit seinen Pflanzen sehr gemütlich wirkte.
"Wir können den Lift da um die Ecke nehmen." Yugyeom zeigte mit dem Finger rechts auf eine kleine Nische. Je näher man ihr kam, desto mehr erkannte man einen versteckten Fahrstuhl. Sobald sich die Türen öffneten warf ich mir die Tasche über die Schulter und betrat den mittelgrossen Fahrstuhl mit den beiden Geschwistern hinter mir.
Nachdem Nuri den Knopf in den fünften Stock betätigte, legte sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. "Unsere Eltern wollten damals, ein paar Jahre nach dem Unfall nicht mehr in einer solchen Grossstadt wie Seoul leben, es hat ihnen einfach nicht mehr gefallen und sie fühlten sich auch nicht mehr wirklich wohl hier."
Aufmerksam lauschte ich den Worten der Jüngeren und lehnte mich an die Wand hinter mir an. Auch Yugyeoms Augen lagen durchgehend auf seiner Schwester, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
"Da Yugyeom etwa zu dieser Zeit auszog, bin ich bei ihm geblieben. Für mich war das hier nun mal mein Zuhause. Ausserdem hatte ich hier meine Freunde und auch neuerdings dich, worauf ich aufpassen musste." Ein wenig beschämt sah sie zu Boden, was ich nur mit einem glücklichen Lächeln abtat.
In diesem Moment wurde mir wieder einmal klar, dass ich meine damalige Entscheidung Nuri zu retten nie bereuen werde... Es war richtig, was ich damals tat. Die Kleine hatte wirklich ein Herz aus Gold und ihre verrückte Art war einfach einzigartig. Das gehörte einfach zu ihr... Trotzdem es damals nicht meine Schuld war, dass sie einfach so über die Strasse lief, hätte ich mich wahrscheinlich mein ganzes Leben schuldig gefühlt, wenn ihr etwas zugestossen wäre. Warum wusste ich nicht genau...
Das Geräusch des Fahrstuhles riss mich wieder aus meinen Gedanken. Langsam watschelte ich den beiden Jüngeren hinter her, bis wir auf eine Eingangstür stiessen. Erst jetzt bemerkte ich, dass es irgendwie richtig komisch war von Jüngeren umgeben zu sein. Sonst waren immer alle älter als ich.
Doch auch jetzt fühlte ich mich nicht älter als die beiden. Ich denke, dass Kind in mir wird immer an meiner Seite bleiben. Einfach weil ich eben das Gefühl hatte, so viel verpasst zu haben...
"So willkommen in deinem neuen Zuhause." Wieder einmal von meinen Gedanken abgelenkt, bemerkte ich erst später das mir Nuri mit einem breiten Lächeln die Tür aufhielt und eine einladende Handbewegung machte, welche mir verdeutlichte eintreten zu können. Dankend lächelte ich schüchtern zurück, bevor ich die Wohnung betrat.
Zu meinem Erstaunen war sie sehr grossräumig und man wurde sofort von dem warmen Licht empfangen, welches die grossen Fenster spendeten. Staunend stellte ich die Tasche an der Wand ab und streifte meine Schuhe von den Füssen.
Immer noch ein wenig zögerlich sah ich mich um. Mit nur wenigen Schritten befand ich mich auch schon im Wohnzimmer, was ich mit grossen Augen betrachtete. Wer auch immer diese Wohnung eingerichtet hatte, hatte definitiv ein Auge für so etwas. Die verschiedenen Farben wurden perfekt aufeinander abgestimmt und die Fenster liessen alles so unglaublich gross erscheinen.
"Da scheint es jemandem zu gefallen.", lachte Nuri, welche plötzlich neben mir stand. Verlegend nahm ich wieder meinen Blick von ihr. "Ihr habt wirklich ein Auge für so etwas, es sieht atemberaubend aus.", murmelte ich leise vor mich hin, aber sie schien es trotzdem zu hören. "Wir müssen nachher den Sonnenuntergang ansehen, welcher am Abend immer das ganze Wohnzimmer für sich beansprucht."
Lächelnd sah ich wieder zu ihr, bevor ich mir durch die Haare fuhr. "Na komm ich zeig dir zuerst dein Zimmer, danach kannst du dir alles in Ruhe ansehen." Mit diesen Worten nahm sie meine Hand in ihre und zog mich hinter sich her. Nur ein paar Schritte später, betraten wir einen kleinen Gang, welcher zu vier Zimmertüren führte.
"Die Tür geradeaus führt zu meinem Zimmer. Das Zimmer rechts gehört Yugyeom und gegenüber von seinem ist jetzt dein neues Zimmer. Die Tür vorne führt ins Badezimmer, was zum Glück relativ gross ist. Sonst wären wir uns schon ein paar Mal in den Haaren gelegen."
Schmunzelnd erklärte sie mir alles, worauf ich mir brav alles merkte und immer wieder nickte. Neugierig öffnete ich schliesslich die Tür zu meinem Zimmer und staunte nicht schlecht. Es war grösser als ich es mir vorstellte, aber auch nicht zu gross. Recht mittig stand ein grosses Bett, unter welchem sich ein schwarzer Teppich befand.
Mehrere Regale befanden sich an der Wand, welche aber noch leer waren. Breit lächelnd trat ich in mein neues Reich ein. Auch ein Schrank und ein Schreibtisch zierte das Zimmer. Trotz dem, dass es noch nicht fertig eingerichtete war, fand ich es wunderschön. Nur das persönliche fehlte noch, aber dies würde mit der Zeit schon kommen.
"Es gefällt mir wirklich sehr, danke dir.", hauchte ich immer noch ein wenig überwältigt. Auch meine Taschen fand ich schon bereitgestellt, welche wohl Yugyeom bereits vor wenigen Minuten in mein Zimmer legte. Lächelnd legte die Jüngere einen Arm um mich und trat mit mir ans Fenster.
Ich war in diesem Moment wirklich dankbar. Dankbar, dass ich auf zwei so tolle Menschen traf, welche mich in allem möglichen unterstützten. Dankbar, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte und gerade einfach glücklich sein konnte...
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...