Vorsichtig fuhr ich dem Älteren über seine nasse Wange und versuchte zu realisieren was gerade in den letzten paar Minuten geschah. Ich konnte es einfach nicht glauben... Selbst wenn ich immer wieder ungläubig zu Taehyung hinunter sah, welcher auf meinem Schoss sass und sich an meine Brust lehnte, konnte ich es nicht glauben, dass ich ihn wirklich bei mir hatte.
Taehyungs Augen waren geschlossen, während sich seine Finger in meinen Pullover krallten. Fast ein wenig verkrampft krallte er sich an mich... In diesem Moment konnte wahrscheinlich auch er überhaupt noch nicht wirklich realisieren, dass er sich tatsächlich an mich kuschelte und meine Präsenz neben sich verspürte...
Leer schluckte ich einmal und strich mir die stummen Tränen weg, welche über meine Wangen rollten. Behutsam vergrub ich mein Gesicht in seinen Haaren, worauf der Ältere sich instinktiv näher an mich drückte, worauf mir ein kleines Schmunzeln nicht erspart blieb.
Taehyung schien sich wirklich langsam wieder zu beruhigen und schien das Ganze zu verarbeiten. Er sagte nichts, er weinte nicht und bewegte sich auch nicht wirklich. Ich spürte einfach nur, dass er sich gerade ganz nah bei mir befand und sich immer wieder ein kleines Stück näher an mich drückte. Doch in diesem Moment reichte es mir vollkommen aus. Ich wusste, dass er bei mir war, nicht gleich wieder aufspringen würde und mich so wieder alleine liess...
Nur mein tückisches Herz trug diese Angst noch ein kleines bisschen in sich. Doch so ging es mir bei allen meinen Hyungs. Die Angst, dass sie mich plötzlich wieder allein liessen war immer noch vorhanden, obwohl ich ihnen, mehr als jeden anderen Menschen, vertraute... Nur schien dies mein Herz in diesem Zeitpunkt nicht wirklich zu interessieren.
Alles was es mitbekam war Taehyungs Anwesenheit. Seine Augen, in welche ich endlich wieder seit einer halben Ewigkeit blicken konnte und mich darin verlor. Seinen Geruch, welchen ich endlich wieder wahrnehmen konnte und so zuliess, dass ich mich wie zuhause fühlte. Ich war endlich angekommen... Seine Hände, welche sich an mich krallten als würde ich nächstens wieder verschwinden. Allgemein seine ganze Anwesenheit brachte mich mehr als nur durcheinander und machte mich aber im gleichen Zeitpunkt so unglaublich glücklich...
Während sich mein Gesicht in seinen Haaren befand, begann ich wie von selbst mit seinen dunklen Haaren herumzuspielen. Meine andere Hand befand sich unterdessen um seinen Körper geschlungen und sorgte dafür, dass er sich auch unter keinen Umständen von mir lösen konnte.
In diesem Moment genoss ich das Ganze so sehr, dass ich die anderen um uns herum überhaupt nicht mehr wahrnahm. Erst als meine Augen per Zufall auf Namjoon und Jin fielen, bemerkte ich das stolze und glückliche Grinsen, welches sich auf ihren Lippen befand. Ihre Augen waren jedoch gefüllt mit Tränen, was mich beinahe auch schon wieder losweinen liess.
Ich konnte wirklich keinen von meinen Hyungs weinen sehen. Nicht nach diesem Schicksalsschlag, welcher uns traf und uns dabei voneinander entfernte, nur um uns noch einmal mehr aneinander zu schweissen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch überhaupt nicht wirklich sagen, ob wir dies brauchten. Ob wir diesen steinigen Weg wirklich brauchten, um zu erkennen, dass uns nichts und niemand mehr auseinanderreissen würde...
Ein leichtes Schmunzeln umspielte mein trauriges Gesicht, worauf ich meinen Kopf hob und meine kleine Familie betrachtete. Ich hatte wirklich ein riesiges Glück, dass ich diese tollen Menschen an meiner Seite hatte. Dass sie mich ohne gross zu Zögern unterstützen und mir halfen mein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich verdankte ihnen so unendlich viel...
Desto mehr ich jeden einzelnen von ihn betrachtete, desto breiter wurde das Lächeln auf meinen Lippen. Auch die anderen sahen Taehyung und mich stolz und gleichzeitig besorgt an. Auch sie waren mehr als froh, dass wir den zweit Jüngsten wieder bei uns hatten. Ohne ihn waren wir nun mal wirklich nicht vollständig. Jemand würde immer fehlen und dies bemerkte man nur zu gut.
Als ich ganz plötzlich wieder ein leises Schluchzen vernahm, sah ich erschrocken zu Taehyung hinunter. Sofort traf ich auf seine gläsernen Augen, welche mir mehr entgegen schimmerten als sie es jemals taten. Wie von selbst verlor ich mich wieder in seinen braunen Augen. Augen, welche mir früher immer Hoffnung und Kraft schenkten. Doch nun sahen sie so aus als würden sie genau dies von mir brauchen.
Sanft lächelte ich Tae an und wischte wie von selbst seine Tränen von der Wange. Fast ein wenig verträumt musterte ich sein Gesicht, während er mich durchgehend ansah. Bedacht fuhr ich mit meinem Daumen immer wieder über seine sanfte Haut und versuchte ihm irgendwie zu vermitteln, dass alles in Ordnung war.
"Nicht weinen Tae...", flüsterte ich ihm leise zu und drückte ihn wie von selbst wieder mehr an meinen Körper. Vorsichtig wischte ich ihm eine lose Träne weg, welche sich gerade aus seinem Augenwinkel löste. Ein leises Wimmern von Taehyung verunsicherte mich kurz und liess mich in meiner Bewegung inne halten.
Doch sobald ich sah, wie er sich nur noch mehr an mich presste und seine Arme um meinen Nacken schlang, um sich schliesslich aufzusetzen, beruhigte ich mich wieder ein Stück. Nur kurz darauf legte ich meine Hände auf seinem Rücken ab, während Taehyung nun weinend auf meinem Schoss sass und sein Gesicht in meine Halsbeuge drückte.
Ohne dass ich es wirklich steuern konnte, legte sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper ab. Unzählige Schmetterlinge wirbelten durch meinen Bauch und liessen mich ganz nervös werden. Dabei war es doch nur Tae. Dies versuchte ich mir auf jeden Fall immer wieder einzureden, obwohl mir mehr als bewusst war, dass er viel mehr für mich war. Ich würde sogar schon so weit gehen, dass ich Taehyung als die Liebe meines Lebens bezeichnen würde...
Ein kleines Seufzen entfuhr mir, worauf ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. Aber nur all zugleich hörte ich ein schmerzliches Aufschluchzen was sich durch Mark und Bein zog. Taehyung sollte nicht weinen... Keiner aus meiner kleinen Familie sollte weinen. Denn wirklich jedes Mal trieb es mir Tränen in die Augen, welche ich einfach nicht stoppen konnte. Ich konnte und wollte sie auf keinen Fall weinen sehen. Dafür würde ich alles tun...
"Ich bin da... Ich geh nicht mehr weg, hörst du? Keine Angst.", flüsterte ich wieder in die Stille hinein, welche nur ab und zu durch Taehyungs Schluchzen unterbrochen wurde. "Ich werde nie mehr gehen und euch allein lassen. Nie mehr..." Vorsichtig versuchte ich in Taehyungs Gesicht zu blicken, welcher dies aber nicht zu liess. Immer wieder drehte er sein Gesicht weg oder versteckte es, in dem er es an meinen Körper presste.
Zögerlich fuhr ich durch seine Haare und strich sie ihm hinters Ohr. Ich wollte doch nur, dass er sich irgendwie wieder beruhigte. Mehr wollte ich überhaupt nicht mehr erreichen. Wir hatten alle für heute schon wieder genug erlebt. So viel Aufregung brauchte ich wirklich nicht jeden Tag...
Wie von selbst blieben meine Augen an seiner Wange hängen. Sollte ich oder sollte ich nicht? Möglicherweise könnte es ihn beruhigen, komplett aus der Bahn bringen oder mich nur noch mehr hassen lassen... Aber trotz meiner Bedenken legten sich meine Lippen kurz auf seiner Wange ab und hinterliessen einen sanften und liebevollen Kuss.
Nur kurz danach entfernte ich mich sofort wieder von ihm und beobachtete, wie er drauf reagierte. Wie als hätte die Zeit stillgestanden reagierte er zuerst fast überhaupt nicht. Nur sein Schluchzen stellte sich ein, während er angespannt auf meinen Beinen sass. Ein paar Sekunden später drehte er sein Gesicht urplötzlich in meine Richtung.
Sofort sahen mir seine roten, verweinten Augen entgegen. Voller erstaunen blickten sie mir entgegen, was mich unsicher und verlegen Schmunzeln liess. Wieder legte sich mein Daumen ganz automatisch auf seiner Wange ab, während ich fast schon ein wenig verloren über seine Haut strich. "Nicht weinen Tae...", kam es hauchen über meine Lippen. "Sonst muss ich auch weinen."
Eine Zeit lang erwiderte er einfach nur meinen Augenkontakt. Ich strich ihm dabei immer wieder über die Wange und hielt ihn einfach fest in meinen Armen. Das war alles was ich gerade für ihn tun konnte. Einfach für ihn da sein. Taehyung nicht mehr loslassen und nie mehr dafür sorgen, dass er sich von mir entfernen wollte...
Doch mit der Zeit füllten sich seine Augen immer mehr mit Tränen, bis er sich wieder an mich warf. Unwohl, da ich nicht genau wusste, wie ich ihm helfen konnte, presste ich den Älteren wieder an mich. "Es... es tut mir so leid, Kookie. So unendlich leid..."
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My Time / Taekook
FanfictionWas geschieht, wenn man nach zehn Jahren aus dem Koma erwacht? Wenn man dachte, dass man nur ein paar Tage weg war und alles noch beim Alten wäre. Doch dann schlägt einem die bittere Wahrheit ins Gesicht, welche einem in diesem Moment den Atem raub...