Kapitel 77

2.1K 122 30
                                    

"W-was...?", flüsterte ich zittrig. Ich verstand es nicht... Ich wollte es auch überhaupt nicht verstehen. Anscheinend steckte hinter dem Ganzen etwas viel Grösseres und Schlimmeres als ich zuvor dachte. Was wäre, wenn meine Hyungs zu Sachen gedrängt wurden, welche sie eigentlich überhaupt nicht wollten...?

Sie wollten mich nie alleine lassen. Das hätten sie ansonsten doch nicht zugelassen... Meine Hyungs waren doch die Personen, welche immer für mich da waren. Welche auf mich aufpassen wollten. Ging dies nun schon so weit, dass sie sich von ihren Eltern erpressen liessen? Warum redeten sie nicht mit mir?

Warum haben sie mich damals nur so kalt angesehen und mir einfach ins Gesicht gepfeffert, dass sie bald nicht mehr hier sein werden? Dass sie mich allein lassen werden... Dass ich ihnen nichts bedeutete. Steckten wirklich Taehyungs Eltern hinter diesem ganzen Mist? Konnte das wirklich sein? Konnte man so grausam und zerstörerisch sein?

Zittrig atmete ich einmal tief durch. Ich durfte jetzt nicht den Faden verlieren. Ich wollte unbedingt wissen, was hinter dieser ganzen Sache steckte. Ich wollte endlich die Klarheit in meinem Leben haben, welche ich schon seit mehreren Monaten suchte. Glücklich sein... Das war alles was ich noch wollte, doch dafür musste ich auch wissen, was hinter all dem steckte und niemand würde mir nun noch die Erlaubnis nehmen, um meine Fragen endlich beantworten zu können...

Durch ein lautes Klatschen, was sich sehr nach einer Backpfeife anhörte, wurde ich aus meinen Gedanken gezogen. Was war geschehen? Wer wurde geschlagen? Ging es meinen Hyung gut? Bitte... Panisch suchten meine Augen den Raum nach den Geschwistern ab. Als ich sie jedoch nicht bei Jungwon fand, welcher immer noch schlief, begann mein Herz nervös zu klopfen und verschnellerte den Takt in jeder Minute.

Erst als ich an meiner Schulter angetippt wurde, sah ich mit geweiteten Augen zur Seite. Sofort bemerkte ich die beiden Geschwister, welche neben mir knieten. Ihre Augen strahlten nur so vor Besorgnis, während man auch ihnen nur allzu gut ansah, wie nervös sie eigentlich waren.

Denn als Nuri mir meine stummen Tränen wegstreichen wollte, welche ich in dem ganzen Tumult überhaupt nicht bemerkte, sah ich nur zu gut, wie sehr ihre Hand zitterte. Nur ein paar Sekunden später sprang ich den beiden lautlos in die Arme und krallte mich an sie. "Was ist passiert? Geht es den andern gut?", fragte mich ein panischer Yugyeom leise.

"Geht's noch?! Was fällt dir ein mich zu schlagen? Wo ist unser Sohn hin!?", schrie plötzlich Taehyungs Vater, was mich zuerst erschrocken zusammenzucken liess, bis mir bewusst wurde, dass keiner meiner Hyungs verletzt wurde. Mit wässrigen Augen sah ich zu Yugyeom hoch, welcher mich liebevoll anblickte. "Es geht ihnen gut. Sie sind bestimmt bald wieder bei uns.", sprach der Jüngere beruhigend auf mich ein, was mir in diesem Moment auch ein wenig half.

Wie von selbst sah ich nur ein paar Sekunden später zu Jungwon, welcher die Decke fest um seinen Körper gewickelt hatte und mit dem Rücken zu uns da lag. Bitte Grosser... schlaf einfach noch ein wenig weiter. Ich wollte wirklich nicht, dass er diese Streitereien hier mitbekam. Er würde nur noch grosse Angst verspüren und das wollte ich nicht...

"Wieso zum Teufel hängt ihr noch an diesem Miststück? Das ist zehn Jahre her. Er wird nicht mehr zurückkommen, was auch für alle Beteiligten hier das Beste ist, klar?!", meckerte Herr Kim weiter, worauf ich mich an Nuri und Yugyeom krallte.

War ich wirklich so schlimm? Was war an mir so schlimm, dass man mich so hassen musste? Lag es daran, dass ich aus einer nicht so reichen Familie stammte? Weil ich nicht aus reichem Hause kam? Lag es wirklich nur daran oder war sonst irgendetwas falsch mit mir? Hatte ich einen komischen Charakter oder lag es an meinem Aussehen?

Ich wusste es nicht... Aber wenn irgendetwas davon der Fall wäre, wenn irgendetwas meine Hyungs an mir stören sollte, würde ich mich ändern... Ich wollte nicht, dass sie noch einmal gingen. Ich wollte nicht wieder so alleine sein. Natürlich wusste eine kleine Seite in mir drin, dass ich nie mehr alleine sein musste. Schliesslich hatte ich Nuri und Yugyeom für welche ich auch mehr als nur dankbar war. Doch mit meinen Hyungs war es nun mal etwas anderes...

My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt