Kapitel 55

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Während wir uns auf dem Weg zu den anderen befanden, kam kein einziges Wort über unsere Lippen. Hand in Hand liefen wir einfach stumm durch die Stadt und waren alle mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt. Ich war einfach nur komplett überrumpelt und geschockt. Zu dem machte es mir Angst, dass ich keine Ahnung hatte, was uns gleich erwarten würde...

Ich hatte absolut keine Informationen darüber, wie es Yoongi jetzt ging. Ob er wohl seinen Kampf, gegen seine dunklen Gedanken gewann? Bekam er es ohne unsere Hilfe hin oder wurde alles nur noch schlimmer...? Ich wusste nicht auf was ich mich mental vorbereiten musste. Um ehrlich zu sein malte ich mir die schlimmsten Dinge aus. Dagegen konnte ich, so gern ich auch wollte, überhaupt nichts tun...

Zum grössten Teil war ich einfach nur überrascht. Natürlich hatte ich mir von ganzem Herzen gewünscht, dass wir Yoongi so schnell wie möglich finden würden, jedoch habe ich es trotz allem nicht wirklich erwartet. Irgendwie ging mir in diesem Moment alles zu schnell. Dabei sollte ich mich doch freuen, oder?

Meine Freude konnte ich überhaupt nicht zum Ausdruck bringen. Ich wusste nicht wie und realisieren konnte ich das Ganze erst recht nicht... So traurig es auch klang, aber damals konnte ich es nicht wirklich glauben, dass das Glück wirklich einmal auf unserer Seite stehen könnte. Ich konnte es mir einfach nicht zusammenreimen. Es passte nicht.

Wie kleine Enten liefen wir Jin hinterher, während er uns durch Daegu führte. Obwohl ich mich die ganze Zeit mit meinen Gedanken beschäftigte, sah ich mich immer wieder forschend um. Irgendwie hatte ich in diesem Moment das Gefühl, dass wir möglicherweise noch irgendwo Taehyung finden könnten. Dass wir möglicherweise auch ihn per Zufall über den Weg liefen...

Zu diesem Zeitpunkt bemerkte ich es überhaupt nicht wirklich... aber von diesem Moment an, begann ich mein Glück sehr herauszufordern. Meine Hoffnungen, dass wir möglicherweise schon bald wieder alle zusammen sein könnten, sammelte sich bei mir zu einem grossen Haufen zusammen. Ich wollte einfach wieder glücklich sein. Dies war definitiv mein grösster Wunsch...

Doch trotz allem wusste ich, dass es nicht so einfach werden würde. Niemals konnte es so einfach sein. Wenn etwas einfach war, stimmte irgendetwas nicht... Dies waren Erfahrungen, welche ich schon früh machte, besonders im Mathematik Unterricht und diese werden mich auch definitiv mein ganzes Leben lang verfolgen.

Leicht schüttelte ich meinen Kopf und versuchte somit diese dämlichen Gedanken aus meinem Kopf zu schaffen. Starr sah ich weiterhin auf den Boden und beobachtete jeden Schritt, welchen ich tat. Jeden Fuss, welchen ich vor den anderen setzte, nur um nicht an meinen Gedanken zu verzweifeln. Um mich irgendwie davon abzulenken, was mich in mehreren Minuten erwarten würde.

Ich hatte Angst... Ich war so aufgewühlt, wie schon lange nicht mehr und dazu noch so unglaublich durcheinander. Ich konnte es einfach nicht fassen, ich wollte es nicht wahrhaben. Aber ich wusste nicht wieso... Es war doch nur Yoongi. Er war meine Familie. Warum konnte ich es also nicht wahrhaben, dass ich bald wieder alle bei mir haben könnte. Es kam mir so unecht vor. Als würde ich träumen und bald wieder erwachen...

"Da vorne müsste es sein...", unterbrach Jin unsere andauernde Stille flüsternd, worauf ich leicht zusammenzuckte. Es war kein Traum, oder? Es war pure Realität. Ich würde wirklich gleich Yoongi wiedersehen. Wenn sich meine Hände nicht in denen von meinen Hyungs befinden würden, wäre ich schon längstens ein zitterndes Wrack. Aber so gaben sie mir unbewusst eine Art halt.

Starr sah ich weiterhin auf den Boden, während wir anscheinend die letzten paar Strassen überquerten. Mit jedem Schritt, welchen ich machte, beschleunigte sich mein Herzschlag umso mehr. Stark klopfte mein Herz gegen meine Brust, während ich immer wieder versuchte regelmässig zu atmen.

My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt