Kapitel 16

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Nervös nahm ich vorsichtig Namjoons CD aus der Hülle und betrachtete sie. In allen möglichen Farben spiegelte sie mir entgegen und glitzerte im Sonnenlicht. Bis jetzt hatte ich leider noch keine Zeit mir die Lieder anzuhören, darum wollte ich dies nun unbedingt aufholen. Aber ich wusste jetzt schon, dass ich die Lieder lieben werde. Einfach, weil es Namjoons Lieder waren...

Von Yugyeom durfte ich mir seinen CD-Player leihen, welchen ich so eben an den Strom anschloss. Es wäre eine reine Untertreibung, wenn ich nicht sagen würde, dass ich mächtig aufgeregt war. Es war Namjoons ganzer Stolz und so werde ich diese CD und die Songs auch behandeln. Schliesslich wusste ich auch nicht, ob es noch eine zweite Version gab...

Als ich den Deckel des Abspielgerätes schloss, erklang ein surrendes Geräusch. Sobald dieses zu Ende war, drückte ich auf Play und setzte mich zurück auf mein Bett. Die CD-Hülle hielt ich fest in meinen Händen. Neugierig drehte ich die Hülle um und sah auf die Rückseite, auf welcher die Liedtitel standen.

In schwarzen Farben war das Wort Mono draufgeschwungen worden, während darunter die verschiedenen Lieder aufgelistet wurden. Gespannt lauschte ich der Melodie des ersten Liedes 'Moonchild'.

Wie erstarrt sass ich auf meinem Bett als ich seit langem endlich wieder Namjoons Stimme hörte. Sie klang so beruhigend und leicht rau, aber trotzdem unglaublich schön... Seine Stimme war schon immer etwas, was ich an Namjoon mochte. Sie konnte mich immer schnell beruhigen, aber in diesem Moment wühlte sie mich eher auf...

Ohne dass ich es steuern konnte entwich mir ein lautes Schluchzen, welches ich sofort versuchte mit meiner Hand abzudämpfen. Ich vermisste den Älteren so verdammt sehr... Seine Stimme jetzt zu hören war Segen und Fluch zugleich. Es liess mich nur noch mehr realisieren, dass ich ohne sie nichts war.

Mehrere Jahre lebte ich mit ihnen Seite an Seite. Die einzigen, welche sich zwischen uns stellten, waren die Eltern der anderen Sechs. Aber auch das meisterten wir zusammen... Allgemein sprachen wir immer über unsere Probleme und halfen uns gegenseitig. Das war etwas, was uns Namjoon damals beibrachte.

Leise schluchzend lauschte ich wieder der Musik. Tränen liefen mir währenddessen über die Wangen, welche ich verzweifelt versuchte wegzustreichen. Ich wusste, dass es nicht nur irgendwelche Lieder waren. Diese Songs wurden mit so viel Emotionen geschrieben, auch wenn es meistens negative Gefühle waren.

Trotzdem versuchte er auch immer irgendetwas positives in seine Songs zu verpacken. Wie als würde er mir gerade mitteilen, dass ich die Kraft nicht verlieren sollte. Den ganzen Mut, welchen ich in mir trug und die Hoffnung. Ich durfte jetzt nicht aufgeben...

Immer noch leise weinend drückte meinen Kopf in mein Kissen und versuchte so die Tränen aufzuhalten. Jedoch konnte ich nichts dagegen tun... Immer weiter rannten sie meine Wangen hinab und tränkten das Kissen unter mir. Ich war gerade wirklich froh, dass die beiden Geschwister nicht da waren. Einfach weil ich nicht schon wieder vor ihnen weinen wollte.

Ich hatte das Gefühl, dass ich Namjoons Lieder alleine hören musste. Ich fühlte mich ihm so irgendwie näher, obwohl er möglicherweise gerade mehrere Kilometer von mir entfernt war. Zu meinem Glück war morgen die Eröffnung des neuen Tanzstudios und ich hatte mir selbst versprochen alles Mögliche zu tun, damit ich sie morgen sehe und mit ihnen sprechen kann. Ich brauchte meine Hyungs und ich brauchte antworten...

Einen Moment hörte ich mit weinen auf als das nächste Lied zu spielen begann. Aufmerksam lauschte ich, mit grossen Augen, dem Regen, welcher nach und nach durch sanfte Klavierklänge ersetzt wurde... Seufzend fuhr ich mir mit der Rückseite meiner Hand über meine Wange. Joonie war wirklich sehr talentiert... Einer der talentiertesten Menschen, welche ich kannte.

Forever rain... So lautete der Titel des gerade spielenden Liedes. Die Klavierklänge waren so beruhigend, aber trotzdem bemerkte man auch die spielenden Emotionen in ihnen, welche im Hintergrund brodelten. Ich bemerkte schon jetzt, dass es ein persönlicheres Lied war. Ein traurigeres...

Plötzlich erklangen die Klänge einer tickenden Uhr, bevor er zu singen begann...Jeden Tag lief der Ältere mit einem Lächeln in seinem Gesicht herum, obwohl es ihm gar nicht zu Mute war. Er tat es für uns, damit wir uns keine Sorgen machten. Aber natürlich bemerkten wir, dass etwas nicht stimmte.

Er lief täglich mit der Last seiner Eltern auf den Schultern herum, die unbedingt wollten, dass er ihre Firma übernahm. Seine Musik fanden sie nur einen lächerlichen Schwachsinn, aber das war es nicht... Seine Lieder waren so viel mehr. Sie unterstützen mich gerade... Selbst wenn die Lyrics noch so traurig waren.

Wir sollten bei ihm bleiben, obwohl es nicht für immer sein wird... Wie recht er doch mit dieser Textstelle hatte. Leise kullerte mir eine Träne aus dem Auge, bevor ich leise aufschluchzte und mich ein wenig verzweifelt Richtung Fenster drehte. Warme Sonnenstrahlen legten sich auf mein Gesicht, was mich sofort ein bisschen besser fühlen liess.

Ich hatte nie vor sie alle zu verlassen. Wenn es nach mir gegangen wäre, wurde ich mein ganzes Leben mit ihnen verbringen. Doch das war, wie es sich herausstellte nur ein lächerlicher Traum. Meine lächerliche Naivität...

Schluckend streckte ich meinen Hand nach Yoongis Notizbuch aus. Stumm betrachtete ich den Einband, während ich mir die Tränen wegwischte. Ausgelaugt setzte ich mich auf und schlug die ersten paar Seiten auf. Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen als ich auf verschiedene, kleine Sätze traf.

Am Anfang waren es Sätze voller Hoffnung. Texte, welche ich auch teilweise aus Namjoons Lieder von vorhin erkannte. Die beiden haben also zusammengearbeitet... Das wusste ich gar nicht, aber ich vermutete, dass Yoongi ihm die fehlende Inspiration schenkte. Kurz huschte ein kleines Lächeln über meine Lippen. Viele Seiten sind teilweise auch einfach mit verschiedensten Zeichnungen vollgekritzelt, welche richtig gut aussahen.

Doch je weiter ich nach hinten blätterte, desto düsterer wurde alles. Zeichnungen, welche sich in Totenköpfe verwandelten. Verschiedene Gräber, tränende Gesichter und noch vieles mehr. Eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper. Was war das... Nervös biss ich auf meiner Unterlippe herum und schlug im hinteren Teil des Buches auf.

'Es gibt Zeiten, in denen es mir gut geht. Dann glaube ich, dass ich die Vergangenheit hinter mir gelassen habe... Doch unerwartet holt sie mich mit kalter Hand ein- durch ein Wort, eine Geste, einen Blick...' Mit zittrigen Fingern blätterte ich auf die nächste Seite, aber auch dort wurde es nicht besser.

'Es gibt Menschen, für die ich töten würde... Es gibt Menschen, für die ich sterben würde... Doch es gibt nur wenige, für die ich am Leben bleibe...' Schluchzend sah ich dabei zu, wie eine meiner Tränen auf das beschriebene Blatt fiel. Warum... Warum hat er nie etwas gesagt... Warum haben wir es nicht erkannt...?

'Der schlimmste Schmerz, ist der Schmerz in dir, den du nicht zeigen kannst, nicht erklären kannst, über den du nicht sprechen kannst, der dein Herz zerreisst, deine Seele weinen lässt, dich innerlich umbringt und niemand versteht es...' Schnell atmenden legte ich das Buch zur Seite. Warum... Warum habe ich nichts getan... Warum musste ich erst in einen Unfall geraten, um zu erfahren, dass es einem meiner Hyungs überhaupt nicht gut ging.

Ich machte mir Sorgen, so unglaublich grosse Sorgen... Das Ganze war zehn Jahre her und ich konnte nicht für ihn da sein. Warum habe ich damals nicht besser auf ihn geachtet? Wie es ihm wohl jetzt ging... Ich musste ihn so schnell wie möglich finden... Sie alle, einfach um zu wissen das es ihnen gut ging...

🥀⌛🍃

Es tut mir so leid, dass gestern nichts kam und das Kapitel heute so spät kommt... 😕

Ich wollte dieses Kapitel eigentlich gestern schreiben, aber irgendwie hatte ich bei diesem Buch eine richtige Schreibblockade. Ich hab es gestern versucht, aber es kam nur irgendwelcher Mist raus und das wollte ich euch nicht antun.

Ich hoffe das Kapitel war okay. Im really sorry😣💜

My Time / TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt