Samtpfote

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Lächelnd räumte Lissa ihre Kleidung in den begehbaren Kleiderschrank um. Obwohl hier nun von zwei Personen die Kleidungsstücke lagerten, gab es noch immer freie Bügel und Platz auf den Regalen.

„Es wundert mich, dass du klaglos zugestimmt hast." Donn legte seine Arme um sie, zog Lissa nach hinten an seine Brust.

„Das hast du deinem Vater zu verdanken. Er hat mir hoch und heilig geschworen, dass er mich die nächsten drei Jahre mit dem Thema Schwangerschaft in Ruhe lässt." Lissa kämpfte sich frei, nur um sich umzudrehen und die Hände hinter Donns Nacken zu verschränken. „Allerdings könnte es sein, dass ich ihn auf dumme Gedanken gebracht hat und er stattdessen Cassandra und Andhaka nerven wird, damit sie ihm einen Enkel schenken."

„Du kleiner Teufel." Donn lachte leise an ihrem Ohr. „Dir ist klar, dass ich mir dann so einiges von meiner lieben Schwester anhören kann, weil sie mir die Schuld für die Misere geben wird, oder?"

„Sie ist älter als ich, also ist sie auch eher mit einer Schwangerschaft dran." Lissa zuckte ungerührt mit den Schultern. „Außerdem würde ich erst gern mehr über die Auswirkungen der dämonischen Kräfte auf meinen Körper erfahren, bevor ich auch nur über ein Kind nachdenke."

„Möglicherweise wäre es auch eine Idee, erst das Ritual durchzuführen, wodurch du noch mehr wie wir wirst. Der Gedanke, dass du weiterhin so verletzlich bist, missfällt mir." Er schien noch weitere Punkte anführen zu wollen, doch Lissa unterbrach seinen Redeschwall mit einem Kuss.

„Mach dir keinen Kopf." Sie kämmte ihm mit den Fingerspitzen durch seine Haare. „Ich habe bereits mit deinem Vater darüber gesprochen. Er wird das Ritual in wenigen Wochen persönlich durchführen. Cassandra hat eine alte Niederschrift ihrer Mutter gefunden."

„Schon praktisch, wenn man eine menschliche Hexe zur Mutter hatte", murmelte Donn, bevor er sein Gesicht an ihrer Halsbeuge vergrub. Sein warmer Atem streichelte liebevoll über ihre Haut. „Apropos Vater. Er wollte dich noch wegen irgendetwas sprechen."

„Dann sollten wir ihn nicht warten lassen." Seufzend löste Lissa sich von ihrem Freund und trat aus seinem begehbaren Kleiderschrank. Stirnrunzelnd sah sie sich in seinem Reich um. „Ich weiß nicht was es ist, aber etwas fehlt hier noch."

„Keine Sorge, wir können morgen gerne mal Deimos in seinem Laden besuchen und gucken, ob wir noch etwas Nützliches bei ihm finden." Donn schob sie Richtung Wohnungstür. „Aber keine Ketten, Talismane oder dergleichen für dich. Hast du eine Ahnung, wie anstrengend es war, dich ohne die Wirkung des Diadems unter Kontrolle zu behalten?"

„Vielleicht hätte dein Vater es dir aufsetzen sollen, damit ich weniger Probleme mit dir habe. Ich nehme es ihm eh noch ein wenig übel, dass er es mir verpasst hatte." Sie rieb sich die Stirn, um die imaginären Kopfschmerzen zu verscheuchen. „Wo steckt er eigentlich? Im Büro?"

„In seiner Penthouse-Wohnung. Er treibt sich da schon den gesamten Vormittag herum und lässt niemanden herein." Donn hakte sich bei ihr unter. „Wenigstens brauchen wir dann nicht so weit zu laufen." Kurz darauf klopfte er an die Tür der gegenüberliegenden Wohnung.

„Kommt rein. Ist offen", hörten sie den Teufel von drinnen rufen. Seine Stimme klang irgendwie seltsam, von irgendetwas entzückt.

„So kenne ich ihn gar nicht", murmelte Donn.

„Hat ihm jemand ein Baby vorbeigebracht, für das er Opa spielen kann?", wisperte Lissa. Dass ihre Vermutung halbwegs richtig war, erkannte sie, als sie den Wohnbereich betraten. Hadal saß auf dem Sofa und betrachtete mit verzücktem Gesichtsausdruck einen kleinen plüschigen Wirbelwind, der durch den Raum fegte. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Derwisch als Katzenkind mit rotorangenem Fell.

„Schwarz schien mir zu übertrieben", erklärte er entschuldigend, als er die verwirrten Blicke seiner Gäste war. „Außerdem sind rote Weibchen selten. Da konnte ich einfach nicht widerstehen."

„Du hast dir ein Haustier geholt?" Donn wirkte skeptisch.

„Mir?" Der Teufel schüttelte grinsend den Kopf. „Nein, für euch. Dann könnt ihr in den nächsten Jahren schon einmal üben, wie es ist, für ein unberechenbares Wesen wie eine Samtpfote die Sorge zu übernehmen." Er seufzte verhalten. „Cassandras Mutter hatte damals eine Katze, in der windschiefen Hütte im Wald. Das Tier hat mich bei manchen meiner Besuche fast in den Wahnsinn getrieben. Es war pechschwarz, mit giftgrünen Augen. Ich weiß noch genau, wie das kleine Monster aussah. Von den weißen Schnurrhaaren bis hin zum zuckenden Schwanz. Das war keine Samtpfote, sondern ein blutrünstiger Landhai mit flauschigem Fell."

„Und weil du die Katze so gehasst hast, bekommen wir eine von dir geschenkt?" Donn kratzte sich am Nacken. Lissa hockte sich dagegen auf den Boden und lockte das Katzenkind mit gurrenden Lauten. Nicht viel später rollte sich das Tier auf ihrem Schoß ein und schnurrte zufrieden.

Hadal beobachtete alles voller Genugtuung. „Wer so gut mit einem pelzigen Attentäter zurechtkommt, wird später auch Dämonenkinder großbringen können."

„Das hat aber noch Zeit", riefen Lissa und Donn wie aus einem Munde. Die Samtpfote öffnete dagegen nur ein Auge und streckte sich gähnend.

Dem Tode zu naheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt