... jeder Moment

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Lucia's Sicht

Seitdem wir im Anwesen von Lorenzo angekommen sind und schon zuvor auf der Autofahrt kann ich mir nur um eines gedanken machen, warum hat Angelo mir diese Kette gegeben? Und was soll das bedeuten? Was ist das bloß was ich spüre wenn ich an ihn denke, noch nie zuvor hat jemand dieses bedrängende Gefühl in mir ausgelöst. Einerseits mag ich dieses Gefühl und auf der anderen Seite habe ich Angst, Angst davor das mich dieses bedrückende Gefühl verletzt.

Lorenzo geleitet uns zum Tisch, Matteo und Alessio warten bereits auf uns. Gegenüber von Alessio nehem ich Platz, Angelo neben mir, sein gegenüber ist Matteo und Lorenzo sitzt auf Kopf des Tisches. Prüfenden schweift mein Blick zum Gastgeber, wer ist dieser Mann und welche Bedeutung hat er für Antonio gehabt? Keiner hat mir gesagt in welcher relation dieser Mann zu der Caprelli Familie steht.

Lorenzo ist schätzungsweise im gleichen Alter wie Antonio, seine Haare sind bereits etwas grau, die ein oder anderen falten fallen auf sein Gesicht, seine Augen und sein Lachen strahlt ein genauso an wie es auch immer bei Antonio war, sie sind beide sehr fröhliche Menschen.

Davon überzeugt das Lorenzo ein guter Mensch ist und keine schlechte Absicht an diesem Abend verfolgt lässt mein Blick von ihm ab, nach vorne gerichtet Blicke ich in die grünen Augen von Alessio. Doch sein Blick ist nur auf eine Stelle fixiert, ununterbrochen starrt er die Kette die ich Trage an, die Kette die mir Angelo gegeben hat. Nach dem Abendessen wird die Stimmung deutlich lockerer, Lorenzo gesellt sich neben mich und beginnt ein Gespräch mit mir.

"Du bist also die Kriegerin über die Antonio so viel erzählt hat. In meiner Vorstellung warst du ganz anders, viel Angsteinflösender und stärker, nicht so zierlich und schwach."

Im Ernst? Denkt der wirklich ich bin schwach und am besten brauche ich noch Unterstützung von irgendeinem Typen der auf mich aufpasst. Sichtlich wütend wende ich meinen Blick von ihm ab, per Zufall fällt er auf Alessio, wie schon zu Beginn des Abends blickt Alessio auf meinen Ausschnitt. Seine Blicke verunsichern mich und lassen mich unwohl fühlen, kann er nicht für einen kurzen Moment seine Augen von meinen Ausschnitt abwenden und woanders hinschauen?

Lorenzo ergreift zügig wieder das Wort, er kann wirklich nicht lange schweigen.

"Habe ich dich eventuell mit meinen Worten verärgert? Das war nicht meine Absicht, Antonio hat mich schon vorgewarnt falls ich dich mal kennen lernen sollte. Das du sehr schnell Distanz aufbaust und das ich meine Worte besser überdenken soll."

Antonio hat ihm gesagt das er seine Worte überdenken soll, warum? Als wäre ich ein so kompliziert Mensch, mit dem man kein Gespräch führen kann.

"Ich bin nicht schwach und brauche auch keine Hilfe, hat Antonio den Teil vergessen zu erwähnen das ich seinen Sohn mit links im ring schlage?" Meine Wortwahl ist selbst für mich etwas zu hart, ich hätte Ihn nicht so Anfahren sollen, vorallemdar er der Gastgeber ist.

"Hahaha du bist wirklich so wie Antonio dich beschrieben hat, sturr, stark und vorallem direkt, das gefällt mir an dir, selten treffe ich auf jemanden der so direkt ist wie ich. Natürlich hat mir Antonio erzählt das du seinen geliebten Sohn im Kampf schlägst, denkst du er würde sonst dir den Schutz seiner geliebten Familie überlassen?"

Warte Antonio hat ihm erzählt das ich die Caprelli's beschützen soll? Warum?

"Was hat er ihnen erzählt?"
Fragend Blicke ich in die braunen Augen von Lorenzo, sie strahlen mich lediglich freundlich an.

"Erstens ich bin Lorenzo und du kannst mich gerne duzen. Zweitens hat er kein schlechtes Wort über dich verloren mon ami. Weißt du wer eigentlich auf diese drei Chaoten aufpassen sollte nach Antonio's Tod? Bevor Antonio dich kennen gelernt hat, lag es in den Händen meiner Familie auf die drei acht zugeben."

Ursprünglich sollte Lorenzo auf die drei aufpassen und nicht ich, warum?

"Warum hat er seine Meinung geändert und es zu meiner Gott verdammten Aufgabe gemacht auf diese Idioten aufzupassen?"

Belustigt lächelt er mich an, so als könne er meine Frage nicht verstehen und nicht verstehen warum es mich so verwundert.

"Haha mon ami, kannst du dir diese Frage nicht selbst beantworten? Weil er dir vertraut und du den dreien näher stehst als ich es je könnte. Du genießt ihr Vertrauen und stehst mit ihnen auf  Augenhöhe, ich bin eher wie ein Onkel für die drei. Doch dich sehen sie mit anderen Augen und dabei ist weder dir noch ihnen bewusst wie sie dich wahrnehmen."

Lorenzo's Worte ehren mich und gleichzeitig verwirren sie mich, wie sollen die drei mich denn sehen? Und was soll daran so anderes sein?
Genauso schnell wie Lorenzo das Gespräch begonnen hat, beendet er es auch wieder und verschwindet in Richtung Angelo der draußen  auf der Terrasse mit Alessio sitzt.

"Lorenzo, warte einen Moment." Ich stehe ebenfalls auf und laufe ihn einige Schritte hinterher.

"Was gibt es noch mon ami?" Einige Schritte kommt er zurück auf mich zu.

"Wer sind sie? Ich meine für Antonio, was haben sie für ihn für eine Bedeutung?"

Erneut blickt er mich verwirrt mit seinen braunen Augen an.

"Ist das nicht offensichtlich? Er war mein bester Freund und ich würde für ihn alles tun."

Das war es schon? Sie sind einfach nur Freunde? Es steckt nicht mehr dahinter als Freundschaft? Dabei wirkt es so als würde er innerlich schreien wenn er über Antonio redet, so wie es auch Angelo tut.

Lorenzo setzt seinen Weg fort und gesellt sich zu den beiden Zwillingsbrüdern auf der Terrasse.
Nicht lange bleibe ich alleine und Alessio leistet mir Gesellschaft.

"Woher hast du diese Kette?" Fixierte starrt er auf die Kette die meinen Hals ziert, warum liegt seine ganze Aufmerksamkeit auf dieser dämlichen Kette?

"Angelo hat sie mir gegeben, warum was stimmt damit nicht?" Geschockt schaue ich in die grünen Augen die mich zärtlich an funkeln, dieses funkeln bedeutet so viel mehr, aber ich habe keine Vorstellungskraft was es wirklich bedeutet, doch egal wie stark seine Augen mich an leuchten, sie lösen nicht dieses Bauchgefühl in mir aus und auch die unerträgliche Anspannung wie ich sie bei Angelo vernehme ist nicht da.

"Er hat sie dir gegeben? Lucia weißt du überhaupt was das bedeutet? Was diese Kette ihm bedeutet? Es ist die lieblings Kette von Mom und er gibt sie dir, einfach so. Er wollte sie für immer behalten das heißt, er verarbeitet seit Jahren das erstmal den Tod unserer Mutter." Urplötzlich nimmt Alessio mich in den Arm, doch in meinem Kopf herrscht nur Verwirrung, was soll das bedeuten?

"Lu du hast ihn aus seiner Einsamkeit geholt." Immer fester Schlingt Alessio seine Arme um mich, mein verwirrter Blick fällt auf die Terrasse, Angelo und Lorenzo beobachten uns. Ich würde Alessio gerne von mir abstoßen, Angelo's Blick durchbohrt mich und ich verabscheue den Gedanken das er sieht wie nahe Alessio mir ist.

Warum zurhölle mache ich mir gedanken darüber das Angelo denkt das mehr zwischen mir und Alessio läuft, eigentlich kann es mir doch egal sein. Angelo ist vergeben und würde mich sowieso nie Lieben. Und ich? Ich bin nicht in der Lage jemanden zu lieben, ich bin verdammt dazu alle Menschen weit fern von mir zu halten.

Aber warum kann ich seit geraumer Zeit an nichts anderes denken als das ich ihn Liebe. Ich liebe ihn, Angelo Caprelli.

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Alessio ist wirklich süß, aber was wird Angelo dazu sagen das er Lucia umarmt...?🙏

Grenzgänger der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt