Schweigen

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Angelo's Sicht

Eher knapp als recht haben wir es auf den letzten Drücker in den Helikopter geschafft. Erschöpft liege ich auf den Boden des Helis und Lu neben mir, mein lachen erfüllt die Leere des Helis.
"Wir haben es geschafft, wir fliegen nach Hause." Vorsichtig greife ich nach Lucia's Hand, endlich fliegen wir gemeinsam nach Hause. Erleichtert atme ich durch, doch so erleichtert wie ich es bin, ist Lu nicht, sie zieht sich so wie immer zurück. Sie lässt meine Hand los und geht in Richtung Fahrer Kabine. Ohne sie breitet sich Leere in mir aus, sie kann meine Nähe immernoch nicht akzeptieren.
Sie spricht übers Heatset mit dem Piloten, ihre Augen wirken betäubt,  so als hätte sie eine schlimme Erkenntnis getroffen. Nach einigen Minuten kommt Lucia zurück nach hinten zu mir, ich habe mich hinten auf eine Bank gesetzt, Lu lässt sich neben mir nieder. Ihre rechte Hand ergreift die meine, ihr Kopf legt sich wie von selbst auf meiner Schulter ab. Sie versucht irgendwas zu verdrängen, im Normalfall ist Lu nicht so in sich gekehrt, komisch so ist sie seitdem Ray unsere Flucht organisiert hat. Was geht bloß in ihr vor? Ihre freie Hand hält an etwas fest, immer wieder blickt sie auf ihre fest geschlossene Faust. Was ist es was sie so feste umschlingt und woran sie so fest hält?  Den ganzen Flug über ist es still, unverändert sitzen wir den Flug fort.

Wir landen auf Amerikanischen Boden, der Pilot stellt die Maschine aus und öffent uns die Tür. Als erstes steige ich aus, Lu folgt mir, ich reiche ihr meine Hand um ihr vom Heli herunter zu helfen, sicher landet sie in meinen Armen. Wir haben Boden unter den Füßen, Amerikanischen Boden auf dem wir sicher sind. Nachdem wir ausgestiegen sind startet der Pilot seine Maschinen wieder. Lu starrt ununterbrochen auf das was sich in ihrer Hand verschließt, seid dem Abflug öffnet sie jetzt zum ersten Mal ihre fest verschlossene Faus. In ihrer Hand liegt eine Erkennungsmarke, eingraviert in das Metall ist unteranderem Ray's Name und andere Daten von ihm. Lu entreißt sich aus meinen Armen und stürm zurück zum Heli, wie wild klopf sie an der verschlossenen Tür des Helikopters. Die Tür öffent sich und der Pilot blickt raus. Lucia übergibt ihn etwas, vermutlich die Erkennungsmarke von Ray.

Mit Tränen in den Augen kommt sie zu mir zurück, von selbst schlingt sie ihre Arme um mich, ich tue es ihr gleich und umarme sie so feste wie ich kann. Normalerweise steht auf der Erkennungsmarke eines Soldaten Informationen zu seiner Identität um ihn identifizieren zu können falls er im Krieg fällt, aber warum hat Ray so eine Marke? Hat er gedient?

"Hey Lu, warum hat Ray eine Marke und warum hat er sie dir gegeben?" Ich habe tausend Fragen, vorallem was das zu bedeuten hat das Lu die Marke von Ray hat. Zweifelnd antwortet sie mir. "Ich weiß es nicht, bevor wir gegangen sind hat er mir die Marke gegeben. Ich weiß nicht ob er gedient hat und warum er eine Erkennungsmarke hat und noch weniger weiß ich warum er sie mir gegeben hat. Aber eins weiß ich, es ist kein gutes Zeichen und ich möchte nicht wissen welche Auswirkungen meine Flucht auf Ray's Leben hat. Ich habe sie seinem Bruder gegeben, dem Piloten der uns aus dem Land der Hölle geflogen hat." Was der Pilot ist Ray's Bruder? Wollte er das sein Bruder auf diese weiße im Glauben steht das er Tod ist?

"Lu" sie hört mir garnicht richtig zu, zusehr ist sie in ihren eigenen zweifeln gefangen. "Lucia Caprelli, hör mir zu!" Diesmal ist meine Stimme deutlicher, meine Wort dringen bis zu ihr durch. Sie blickt mich direkt mit ihrem Ozean blau an, unsere Augen können sich nicht mehr voneinander los reißen. "Lu, diese Marke hat keine Bedeutung, Ray geht es gut." Ich weiß nicht ob ich mir oder ihr mehr einreden möchte das es Ray gut geht, damit beruhige ich mein Gewissen wenigstens etwas.

"Ich liebe dich." Leicht Presse ich meine Lippen auf ihre Stirn, wie hätte ich ohne diese Frau leben sollen? Garnicht ohne sie wäre ich innerlich gestorben, die Liebe meines Lebens. Ich habe sie unverhofft gefunden, es ist mir gestattet mit ihr zusammen glücklich zu werden und das habe ich einzig und allein Ray zu verdanken. Mein Handy zücke ich aus meiner Hosentasche und Rufe Matteo an.

"Matti?" Spreche ich ins Handy auf der anderen seite geht zu meiner verwundern jedoch nicht mein Bester Freund ran. "Hey ich bins Klara." Lucia's Augen leuchten auf als sie die Stimme ihrer Freundin hört. "Klara?" Lucia's Stimme erklingt tief aus ihrem Herzen, das sie sich eines Tages wieder sehen hat sie bislang für unmöglich gehalten und jetzt trennen sie nur wenige Kilometer. "Luuu, du bis es Gott wo seid ihr? Wir holen euch sofort ab." Klara ist fast aufgeregter als ich über Lucia's Rückkehr. Ich schicke auf Matteo's Handy den Standort andem wir uns aufhalten.

Jetzt heißt es warten und warten heißt das wir alleine sind, in diesem Moment gibt es hier an diesem Ort nur uns zwei. Lucia zieht sich zurück, so wie sie es immer tut seitdem ich sie kenne. Das erstmal machen sich Zweife in mir breit, was ist wenn alls so ist wie vorher und Lu mich nicht an sich heran lässt, wenn sie sich weiter abschottet von mir.
"Angelo?" Anscheinend bin ich so in Gedanken das Lucia das auch bemerkt hat, ihre hand legt sich auf meine brust. Die andere Hand greift nach meinem Kinn um meinen Blick auf sie zu ziehen.

"Angelo, du weißt das ich dich Liebe und du weißt auch wie schwer es mir fällt mich Menschen zu öffnen, hab bitte keine Zweifel an meiner Liebe..." Weiter lass ich sie nicht kommen, meine Hände lege ich um ihre Hüft und ziehe sie ein Stück näher an mich ran. Meine Lippen Presse ich auf ihre, um mich kurz danach von ihr zu lösen. "Ich Zweifel nicht an deiner Liebe, das würde ich niemals tun, das einzige was mir Angst macht ist das es so wird wie vorher und das du Angst vor mir, vor meinen Berührungen und meiner Nähe hast." Ihre Hände legen sich in meinen Nacken, ihre Fingerkuppen durchstreichen meine Haare und ihr Ozean verschlingt mich. "Ich hatte nie Angst vor dir, vor deinen Berührung oder deiner Nähe. Du warst es der mir gezeigt hat das Körper Kontakt, Küsse etwas schönes sind. Das heißt nicht das es zwischen uns einfach wird, wir haben es bis hier her geschafft, also schaffen wir es noch weiter."
Herrisch vereint Lucia unsere Lippen erneut, ich liebe es wenn sie den ersten Schritt macht, ich liebe es wenn sie mich Küsst, wenn sie die initiative ergreift und mich um den Verstand bringt.

Bedauerlicherweise werden wir bei unserem leidenschaftlichen Kuss unterbrochen, hinter uns ertönt die Huppe eines Autos. Ich drehe mich um und erblicke Matteo's Wagen, sie sind hier. Laut pfeift Matteo aus dem Auto raus, Spinner. Als wäre es weltbewegend das ich Lucia Küsse, naja vielleicht ist es weltbewegend. Die beiden steigen aus, Klara stürzt als erstes in Lucia's Arme und Matteo? Er kommt auf mich zu und drückt mich feste, er klopft mir auf den Rücken und ich könnte schwören eine Träne fließt aus seinen Augen, was er natürlich niemals zugeben würde. "Willkommen zuhause Bro." Dieser Vollidiot ich hab ihn vermisst.

Wir steigen ins Auto ein, keine zwei Sekunden sitzen wir im Wagen da werden wir nach der sentimentalen Begrüßung von allen Seiten bombardiert.

"Naaa, hab ich das richtig gesehen ihr seid zusammen?" Klara quietscht laut los, Lucia ergreift aus Reflexe meine Hand, es ist befremdlich und wunderschön zu gleich. Jedesmal wenn sich Unsicherheit in mir oder ihr breit  macht suchen wir die Nähe des anderen, irgendwie Kindische, aber zusammen sind wir stärker, so kommt es mir jedenfalls vor. Der Ozean scheint mit ihr an meiner Seite so berechenbar, alles was unerreichbar wirkte ist mit ihr so einfach.

"Jaa!" Lucia's kurze und knappe Antwort lässt mich schmunzeln, sie steht für unsere Beziehung ein, gibt aber alles andere als mehr über uns Preis.

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Die beiden sind zusammen, zuhause und wirken glücklich, was wollen wir noch mehr?

Trotzdem ist das nicht das letzte Kapitel und bei weiten nicht die letzte Reise die Lucia lauter Probleme antreten muss!😏

Grenzgänger der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt