Lucia's Sicht
"Die Jungs sind an jenem Tag trotzdem los gezogen und ich ebenfalls. Wenn ich schon ein ungutes Gefühl habe wollte ich sie nicht alleine lassen. Ich weiß nicht ob es ein riesiger Fehler war oder die letzte chance meinen Bruder zu sehen, aber ich hätte mir diesen Tag gerne erspart. Wir wurden bei unseren Grenzgang erwischt, so schnell wie möglich rannten wir vor den Grenzwächtern weg. Auf unserer Flucht wurde Carlos angeschossen weshalb er langsamer war und deutlich zurück hang, bis... ...bis schuss für Schuss seinen Körper zerlöcherte und sein Körper kraftlos zu Boden fiel. Ich rannte zu ihm, er war einige Meter hinter mir, fuck ich habe meinen eigenen Bruder zurück gelassen um mich selbst zu retten, es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld. Einzig und allein ich bin an seinem Tod schuld. Bevor ich bei ihm ankam erfasste ihn zusätzlich ein Hund der Grenzwächter, er verbiss sich in seiner Kehle und machte das Blutbat unerträglicher. Als ich bei Carlos ankam wimmelte ich den Hund ab um nach Carlos Waffe unter seiner Kleidung zu suchen bis ich dem Monster eine Kugel verpasste. Meine Hände voller Blut, voller Carlos Blut zitterten und ich ging neben ihn zu Boden. Ein letztes stets freundliches Lächeln schenkte er mir... ...die Grenzwächter empfanden es nicht mehr für nötig uns zu folgen, schätzungsweise fanden sie den Tod eines Freundes für eine gerechte straffe."
Ich atme einmal tief durch, es macht mich fertig an seinen Tod zu denken und jemanden davon zu erzählt ist noch beängstigender.
"Ich trug den Bult überströmten, zerfetzten Leichnam meines Bruders einige km ehe es nicht mehr ging, nichtmal sein Bester Freund Diego durfte ihn mir abnehmen, diese last wollte ich auf jede erdenkliche Weise alleine Tragen. Wir waren mitten in der Mexikanischen Pampa, weit und breit nichts, es blieb mir nichts anderes übrig als ihn mitten im nirgendwo zu Beerdigung. Es war meine Schuld, ich hätte früher handeln müssen, ich hätte mein leben gegen seines geben müssen."
Bis heute mache ich mir deshalb Vorwürfe, das ist doch verständlich. An diesem Tag habe ich überlebt und er musste sterben, wie ungerecht das Leben doch sein kann.
Ohne Vorwarnung legt Angelo seine Arme um mich, feste ziehen sie sich immer weiter zu wie eine Schlinge, doch sie erdrücken mich nicht, im Gegenteil. Es fühlt sich so an als würde Carlos ein letztes mal seine Arme um mich legen."Sag nie wieder das du an seiner Stelle hättest sterben sollen. Ich brauche dich, ich verstehe deinen Schmerz aber bitte wünsche dir nicht das du an seiner Stelle gewesen wärst, denn ohne dich wäre mein leben unerträglich."
Er bringt mich zum weinen, erst lässt er es sich so anfühlen als wäre Carlos hier und dann sagt er das ich mir unter keinen Umständen vorstellen soll wie es gewesen wäre wenn ich Tod wäre.
Dieser Tag erschöpft mich so viel mehr als erwartet, nicht nur das ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte weil ich immerzu an seinen Tod denken musste, sondern auch weil es mich so viel Kraft gekostet hat mich Angelo zu öffnen.Langsam ziehen sich Angelo's starken Arme zurück und er gibt mir Platz, als ich in seine Augen schaue sehe ich einen Funken Angst. Vielleicht ist es eine banale wunschvorstellung aber ich denke er hat Angst um mich, davor das er mich hätte verlieren können ohne mich kennen gelernt zu haben. Irgendwann gebe ich mich meiner Müdigkeit und der Schwerkraft hin und schlafe ein, mein Kopf wird immer schwerer bis ich ihn an der starken Schulter neben mir ablege.
Durch Angelo neben mir schlafe ich friedlich für meine Verhältnisse, ohne Albträume oder negative Gedanken treiben meine Gedanken im Schlaf in der Gegenwart. Ich denke an Angelo, seine herzliche Art, daran das wir uns immer besser verstehen, das er mir Vertraut und ich ihm ebenso. Ob er wohl immer für mich da sein wird?
Ohne es eben richtig bemerkt zu haben habe ich Angelo so viel über mich erzählt, ihm von meiner Vergangenheit erzählt. Erklärt wie mein Leben in der Unterwelt begonnen hat, ihm von Carlos Tod berichtet.
Eins ist klar ich werde nie wieder jemanden tatenlos verlieren, diesen Fehler werde ich kein zweites mal begehen. Ich gebe mein Leben für diejenigen die mir etwas bedeuten.Doch ist da überhaupt noch jemand? Jemand der mir so viel bedeutet? Oder ist mein Leben ein einsames Trauerspiel geworden?
Ich bin so durcheinander und alles nur wegen Angelo der in meiner Vergangenheit wütet und in meinen Gedanken und Gefühlen.Ohne Antonio der mir die Aufgabe gegeben hat auf seinen Sohn aufzupassen hätte ich schon lange den Sinn des Lebens und meinen Verstand verloren. Doch bin ich wirklich noch hier weil Antonio mich drum gebeten hat? Oder viel eher weil ich an Angelo fest halte und diesen halt in meinem Leben nicht verlieren möchte?
Nein, ich muss es mir eingestehen Antonio's bitte auf Angelo und die anderen acht zu geben ist schon lange erfüllt. Alessio und Angelo verstehen sich mittlerweile und die Mafia läuft ebenfalls ohne Probleme, der einzige Grund warum ich noch hier bin ist mein egoismus. Ich denke lediglich an mich selbst, daran das ich diese Familie nicht verlieren möchte, das ich kein zweites mal eine Familie verlieren will.
Und dann ist da noch ein Detail was ich versuche zu verbergen, ich kann und möchte Angelo nicht teilen. Er hat immer ein Lächeln für mich auf seinen Lippen, seine Augen strahlen mich so beruhigend an und seine Worte bringen mein Herz manchmal zum Rasen. Er bringt mich nicht nur an diesen wunderschönen Ort und erwidert alles was ich ihm erzähle mit vollstem Verständnis, nein er sagt mir auch offen und ehrlich das er mich braucht.
Das gefühl von jemandem gebraucht zu werden ist so befriedigend und von jemandem gebracht zu werden der einem selbst so viel bedeutet ist unbeschreiblich.
Habe ich ihm je gesagt das ich ihn brauche? Er sagt es öfters, so wie heute. Aber ich? Ich habe Angelo noch nie gesagt das ich ihn brauche und das er mein Leben so viel besser macht.
Dieser Mann weiß garnicht wie wichtig er mir ist, trotzdem fühlt es sich so an als würde er alles für mich tun.Ich muss es ihm sagen!
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Ahhh, hoffentlich sagt Lucia Angelo bald was er ihr bedeutet.🥹
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Grenzgänger der Gefühle
RomanceLucia eine junge Mexikanerin die aus Ihrem Heimatland flüchtet um den Gefährlichen Männern zu entkommen, flieht über die Grenze in die USA, dort trifft Sie im Gefängnis auf einen Mann der Ihr leben verändert soll. Doch Sie weis noch nicht das dieser...