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Der Protagonist hat sich Blasen gelaufen. Er wollte seine neuen Schuhe ja einlaufen. Dafür hatte er sich einen relativ weiten Weg ausgewählt, zumindest wenn man ihn mit neuen Schuhen läuft. Auf dem Weg hatte er sich in ein Bekleidungsgeschäft und in einen Supermarkt verirrt. Der Protagonist geht zu oft ohne Grund einkaufen, aber irgendwie freute er sich auch immer so über neue Kleinigkeiten.

Genau wie mit dem Duschgel begeistert sich der Protagonist für Schlafanzüge mit Süßigkeiten drauf. Generell begeistert er sich für Süßigkeiten. Zusammen mit einem neuen Hemd für die Arbeit, das etwas luftiger schien als seine anderen Hemden, kaufte er also einen Schlafanzug mit Eiscreme-Muster. Eigentlich wollte er etwas ganz anderes kaufen. Naja ganz eigentlich wollte der Protagonist gar nichts kaufen. Er wollte heute mal erwachsen sein und die Sachen tatsächlich anprobieren. Da hatte sich herausgestellt, dass ihm das gar nicht wirklich passt. Es war eine kluge Entscheidung, so hat er nur Kleidung gekauft, die er auch tatsächlich tragen kann. Der Protagonist wird langsam auch im Kopf erwachsen.

Um auf seine Schrittzahl zu kommen und die Schuhe ausgiebig zu testen, ging er dann wie bereits erwähnt noch in den Supermarkt. Das war vollkommen überflüssig, denn am Vormittag war er bereits mit dem Fahrrad zu Rewe gefahren und hatte seinen Einkauf für das Wochenende und die ersten Tage der nächsten Woche erledigt. Mit dem Einkauf war er auch sehr zufrieden, denn es gab fast alle Produkte, die auf seiner Einkaufsliste standen. Das Wetter war wie die Tage zuvor perfekt, nur der starke Wind machte das Vorwärtskommen auf dem Fahrrad etwas schwierig. Der Protagonist sieht das positiv, so konnte er seine Oberschenkel trainieren. Eigentlich hatte er bei Rewe schon viel zu viel gekauft, aber er war auch der Meinung, dass er sich ruhig etwas gönnen könnte.

Es war also wirklich überflüssig, noch zu Lidl zu gehen. Aber der Markt befindet sich in einer optimalen Entfernung, um die neuen Schuhe zu testen. Außerdem hatte seine Freundin ihm gesagt, dass es dort vor kurzem Lego-Dinosaurier im Angebot gab. Die Dinos waren leider schon ausverkauft, aber eine Schokolade und Salat konnte der Protagonist dennoch ergattern. Der Protagonist isst gerne Salat, was eine ernorme Steigerung ist, die sich innerhalb des letzten Jahres vollzogen hatte. Vorher mochte er keinen Salat. Mit dem richtigen Dressing ging es dann doch und so hatte er über die Monate verschiedene Salate ausprobiert und inzwischen schmeckten sie ihm sogar ohne das kalorienreiche Dressing. Manchmal muss man das eigene Gehirn überlisten.

Zuhause angekommen kochten seine Füße bereits, denn die Schuhe waren für so warme Tage völlig ungeeignet. Es handelt sich dabei eher um Anzugschuhe, immerhin wollte der Protagonist diese fürs Büro. Eigentlich benötigt er keine speziellen Klamotten für seinen jetzigen Job, aber er möchte ja neu anfangen und auch auf Jobs mit Kleiderordnung vorbereitet sein. Das Tempo in diesen Schuhen war deutlich langsamer als gewohnt, denn der kleine Absatz machte dem Protagonisten etwas Angst, war er doch eher flache Schuhe gewohnt. Er fragt sich nun, wie andere es schaffen, vollkommen ohne Angst auf High Heels zu laufen. Eigentlich ist er ganz froh, dass High Heels gesellschaftlich nicht von ihm erwartet wurden, hatte er ja nun durch seine Mini-Absätze schon Panik.

Der Protagonist denkt jetzt, dass er sich vielleicht Sandalen kaufen muss. Aber der Grad zwischen Sandalen und Renter ist sehr schmal. Er hat auch Angst, dass der damit dann aussehen würde wie Jesus. Sandalen sehen oft auch einfach peinlich aus, zumindest findet er das. Seine Füße sind wohl auch nicht ansehnlich genug, um so präsentiert zu werden. Andererseits ist das Wetter kaum auszuhalten, wenn man geschlossene Schuhe trägt. Im Sommer würde es noch wärmer werden. Der Protagonist nimmt sich also für morgen vor, sich in das Getümmel aus Touristen zu schmeißen und nach guten Sommerschuhen zu suchen. Irgendwie fühlt sich das so verschwenderisch an, schon wieder Schuhe zu kaufen. Sein Kleiderschrank ist aber auch einfach seit vielen Jahren nicht mehr geupdatet worden und wirklich Gedanken hatte er sich noch nie darüber gemacht, welche Kleidung tatsächlich nützlich wäre. Dieses Jahr ist nun die Zeit dazu gekommen, hatte er im Frühjahr ja auch schon so viele Hemden für die Arbeit gekauft. Zusammen mit den Schuhen könnte er jetzt auf Beerdigungen, Hochzeiten und alle möglichen Feiern gehen, nur feierte sein Bekanntenkreis so selten was.

Die frisch gewaschenen Handtücher trockneten bei der Sonne und dem Wind sehr schnell auf dem Balkon des Protagonisten. Das Thermometer zeigte für den Balkon heute morgen 32°C an. Der Protagonist wohnt außerdem im obersten Geschoss, sodass es wirklich warm werden kann, hat er doch nur ein Fenster und die Balkontür. Im Sommer konnte es unterträglich werden, wenn man in der Küche, die kein Fenster hat, kochen musste. Nachdem er letztes Jahr beim Karottenkochen über 60°C in der Küche gemessen hatte, das Thermometer zeigte keine Temperaturen über 60°C mehr an, also weiß keiner, wie warm es tatsächlich war, verzichtete er im Sommer lieber auf warme Mahlzeiten. Das Positive daran: Immerhin kann er so eine kostenlose Sauna erzeugen.

Am Nachmittag rief ihn noch seine Mutter an. Der Protagonist telefoniert nicht gerne, aber er wusste, dass sie ihre Gedanken loswerden wollte. Es glich also eher einem Monolog, der dann nach 40 Minuten endete. Irgendwie scheinen die Gespräche mit dem Protagonisten immer eher Monologe zu sein, wie auch gestern, aber das stört ihn nicht und seine Gesprächspartner scheinbar auch nicht.

Der Protagonist hat nun seine Füße verarztet und will sich für den Rest des Tages nicht mehr bewegen. Heute abend brät er sich den Rest vom Grillkäse und isst dazu einen Salat. Im Fernsehen läuft Let's Dance, was er sehr gerne guckt, ist Tanzen doch eines seiner größten Hobbys. Ihn stört manchmal, dass zwischendurch so viel geredet wird, aber das gehört wohl dazu.

Morgen will der Protagonist sein Bett neu beziehen. Darüber freut er sich immer, es gibt ja kaum besseres als abends frisch geduscht in das neu bezogene Bett zu steigen. Vielleicht würden seine Füße bis dahin auch nicht mehr so weh tun.

Gegen Abend wird er euch berichten, ob er gute Sandalen für den Sommer gefunden hat.

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