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Noch 8 Tage. Und heute hatte der Protagonist endlich das Gespräch für seinen Arbeitsvertrag geführt. 1 1/2 Stunden länger als seine eigentliche Arbeitzeit hatte er außerdem bei der Arbeit gesessen. Bereits morgens war es nicht besonders ruhig losgegangen.

Er hat geträumt, dass Aurora, die norwegische Sängerin, ihn bei einem Konzert ausgewählt hatte, um ihn in die Bühnenperformance einzubinden. Am Ende hatte sie sogar angefangen, ihn zu küssen, dabei wollte er das gar nicht. Sie hörte nicht mehr auf und er sah seinen Vater näher kommen. Aber anstatt ihm zu helfen, von ihr los zu kommen, holte er einfach nur eine Kamera raus und fotografierte alles. Warum träumt man sowas? Der Protagonist war nie auf deinem Aurora Konzert und würde das wahrscheinlich auch nicht tun. Er hört ihre Musik teilweise gerne, aber trotzdem will er sie nicht küssen. Was wollte sein Unterbewusstsein ihm damit sagen?

Bei der Arbeit fing es direkt großartig an, denn die Sekretärin hatte eine unnötig große Aufgabe für ihn. Das Steuerbüro möchte für alle Kunden, die dieses Jahr schon da waren, alle Belege haben. Die letzten Jahre hatte es gereicht, dass er die Rechnungen, die er an die Kunden geschickt hatte, auch an das Steuerbüro geschickt hatte. Nun will sie für jeden Kunden jede Rechnung, die im Zusammenhang mit deren Buchungen entsteht, erhalten. Also auch jeden Schiss, wenn es mal nur um 0,50€ geht, weil man irgendeinen Tesastreifen benutzt hat.

Er hatte also damit begonnen, die ersten Kunden des Jahres zu bearbeiten, wobei er heute nur 3 geschafft hatte. Das lag aber nicht daran, dass der Prozess so lange dauert, das kommt immer auf den Kunden an und die ersten 3 waren relativ schnell erledigt. Das lag daran, dass er so viele andere Sachen zu tun hatte, die priorisiert werden mussten.

Kurz vor seinem normalen Arbeitsschluss kam es dann doch noch zu dem Gespräch. Der Protagonist war schockiert, denn sein Chef startete mit einem Angebot, das noch niederiger war als das, das er ursprünglich bekommen hatte. Ist sowas überhaupt erlaubt? Am Ende einigten sie sich auf eine Summe, die 200€ unter dem Wunschgehalt des Protagonisten lag. Aber er kann das akzeptieren, weil er immerhin doch mehr bekommt als zuvor, etwa 300€ mehr. Leben kann er damit erstmal. Unterschrieben ist noch nichts, weil die ganzen Informationen erstmal an das Steuerbüro weiter geleitet werden.

 Als er dann zu spät zuhause ankam, hatte er bereits in der App der deutschen Post gesehen, dass sein Paket heute hätte geliefert werden sollen. Es sei nun laut App zur Abholung bereit in der Postfiliale. Da diese nur 5 Minuten von seiner Wohnung entfernt liegt, ging er direkt dort hin. Die Frau am Schalter konnte in ihrem Computer keine Sendung für ihn finden. Sie sagte nur, er solle morgen wieder kommen, Lieferungen sind immer erst einen Tag später bereit. Der Protagonist war irritiert und zeigte ihr die Nachricht auf seinem Handy, dass sein Paket angeblich schon dort liegen sollte. Sie ging dann im Lager nachsehen, aber es war nichts zu finden. Na wie seltam?

Wieder zuhause öffnete er seinen Laptop. In seinem Mails war auch eine Nachricht von der Post, laut der Mail war sein Paket nicht in der Postfiliale sondern bei einem Supermarkt abgegeben. Warum wurde das dann in der App anders angezeigt? Naja, er ging dann los zu dem Supermarkt, wo schon eine Frau vor ihm in der Schlange stand. Der Angestellte suchte nach ihrem Paket und kam ohne zurück. Sie beschwerte sich, in ihrer App steht, dass das Paket hier abgegeben wurde. Sie wurde dann richtig wütend, denn sie meinte, das wäre das dritte mal, dass sowas dort passieren würde und immer wenn ihr Mann dort Pakete abholen wollen würde, würde es funktionieren. Sie ging den Angestellten, der ja nun nichts dafür kann, mehrere Minuten lang an. Das Paket vom Protagonisten lag aber tatsächlich dort. Möglicherweise zeigt die App der Frau ebenfalls den falschen Abholort an?

Mit dem Paket in der Hand ging er zum Hafen. Er hatte sich sein Buch mit genommen und wollte lesen. Nach 10 Seiten kam eine Frau auf ihn zu, die ihn fragte, ob er an einer Umfrage teilnehmen würde. Sie trug ein Namensschild von der Uni mit sich, sodass er zusagte. Er erinnert sich nur zu gut daran, wie schwierig es sein kann, eine Umfrage durch zu führen, weil alle Leute immer ablehnten und nichts damit zu tun haben wollen würden. Sie fragte ihn etwa 15 Minuten lang verschiedene Sachen über die Ostsee. Wahrscheinlich war der Protagonist auch der perfekte Kandidat, denn seine Familie war auf beiden Seiten Fischer gewesen. In der Generation seiner Eltern schon nicht mehr, aber das ändert nichts daran, dass er von Oma und Opa viel mitbekommen hatte, wenn es um Regulierungen und ähnliches geht. Er konnte ihre Fragen gut beantworten und ihr auch noch ein paar zusätzliche Tipps geben, an welchen Stellen sie mal anfragen sollte, um weitere Infos zu bekommen. Immerhin geht es scheinbar um eine Masterarbeit, so hatte sie es gesagt.

Die geplanten 50 Seiten hatte er dann noch zuende gelesen. Zum Abendbrot gabs Nudeln mit Tomatensoße, die hatte er von den Gnocchis ja noch übrig. Zum Nachtisch hatte er dann noch eine Hälfte von der Miniwassermelone gegessen, die er gestern gekauft hatte. Und seitdem verbringt er eigentlich den ganzen Abend schon damit, sich Gedanken über seinen neuen Arbeitsvertrag zu machen. Es gab noch nichts schriftliches und es wäre zu früh, um darüber zu urteilen, aber im Nachhinein fällt ihm auf, dass sein Chef zwei sich widersprechende Dinge gesagt hatte. Einmal der neue Stundenlohn, welcher theoretisch 3€ mehr pro Stunde sein würde als vorher, und einmal das Geld, das er nach Steuerabgaben übrig haben würde. Das stimmt nicht überein. Letztlich bringt es nicht viel, dass er darüber jetzt nachdenkt, weil es sich dann zeigen wird, sobald der Vertrag vorliegt. Und wenn der abweicht von dem, was besprochen ist, muss er ja nicht unterschreiben. Trotzdem macht er sich jetzt Gedanken.

Morgen nach der Arbeit möchte er den Rest des Buchs lesen und putzen. Er bekommt am Donnerstag ja Besuch und dann soll alles ordentlich sein.

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