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Auf dem Rückweg vom Konzert hat das Auto, in dem der Protagonist gesessen hat, ein Reh überfahren. Das war ziemlich schockierend, so im dunklen, man hat es ja erst kurz vor knapp gesehen und ausweichen war auch nicht mehr möglich. Er ist froh, dass er hinten gesessen hat und gerade in dämliche Instagram Reels vertieft war, deshalb hat er nur den Aufprall gehört und das Wackeln gespürt. Alle anderen waren wesentlich schockierter als er, die haben ja auch mehr gesehen.

Die Autowaschanlage war zum Glück auch nachts geöffnet, sodass zumindest das Blut abgewischt werden konnte. Unten am Auto hing etwas lose herunter, ein paar Haarbüschel vom Tier waren auch noch daran. Aber das wichtigste ist, dass es allen gut geht (außer dem Reh natürlich). So sieht der Protagonist das, keine Ahnung wie der Autobesitzer das findet. Ist jetzt auch nicht sein Problem, der Autobesitzer ist immerhin selbst gefahren.

Das Konzert war gut.

Das Konzert war gut

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Ein Foto. Ausnahmsweise. Normalerweise macht er keine Fotos in seine Bücher. Er findet das immer komisch, wenn Bücher voller Bilder sind.
Seltsam war, dass die meisten im Publikum wirklich schon sehr alt waren (siehe die Glatzen)
Nochmal würde er das wahrscheinlich nicht machen, weil er das Ticket teuer fand, das T-Shirt hatte dann noch 45€ dazu gekostet. Aber so hat man eine Erinnerung, abgesehen von Fotos. Die Musik war gut, die Show war gut, das Wetter war schlecht. Aber er hatte seine Regenjacke mit. Eigentlich war der Protagonist auch nur wegen Nita Strauss dort (die blonde Gitarristin), in die war er als Jugendlicher verliebt.

Heute hat er tatsächlich ausgeschlafen. Bis 10 Uhr. Zwischendurch war er häufig aufgewacht, aber das ist er gewohnt. Es bringt tatsächlich etwas, wenn man die Fenster abdunkeln kann. Und das, obwohl das Bett bei seiner Familie deutlich weicher ist, er schläft ja gerne auf harten Matratzen. Vor allem, weil er Bauchschläfer ist und bei weichen Matratzen seine Wirbelsäule leidet.

Morgens (oder fast schon mittags) gab's dann ein kleines Frühstück, eine Scheibe Brot mit Käse. Danach hatte er vor dem Fernseher gesessen und gestrickt. Im Moment strickt er Socken für sich selbst mit einem bunten Muster. Bei Socken mag er besonders bunte und lustige Muster, was jetzt zum Problem wird, weil man bei seinen neuen Arbeitsschuhen seine Socken sehen kann. Er glaubt, dass das unprofessionell rüber kommt, wenn man lachende Wolken über seinen Schuhen sieht. Auch wenn lachende Wolken natürlich richtig gut sind.

Zwischendurch hatte der Protagonist dann noch etwas gelesen. Allerdings hatte er nur 4 Seiten geschafft, dann kamen seine Eltern nach Hause und er hätte es unfreundlich gefunden, dann weiter zu lesen. Immerhin hatten sie sich gestern Nacht nicht mehr gesehen. Seine Mutter hatte ihm auch noch eine Hose mitgebracht, eine Größe zu groß, weil sie der Meinung war, dass seine richtige Größe zu klein ausgesehen hätte. Jetzt hat er eine zu große Hose und will sich nicht beschweren, weil seine Mutter dann wahrscheinlich beleidigt wäre. Eigentlich ist das viel zu oft so, seine Mutter kauft ihm immer zu große Kleidung (ohne ihn vorher zu fragen, ob er überhaupt etwas will/braucht). Das liegt wahrscheinlich daran, dass alle Familienmitglieder stark übergewichtig ist und er nicht. Zum erklärt sich der Protagonist das so. Er glaubt, dass sie deshalb kein Konzept davon hat, wie groß Kleidung für jemanden sein muss, der normal breit ist.

Zum Abendessen hatte er Gemüselasagne, seine Familie hatte natürlich etwas anderes, weil sie ja nicht ohne Fleisch auskommen. Seine Mutter war dann noch dabei, einen Erdbeerkuchen zu machen für seinen Geburtstag morgen. Der Protagonist mag keinen Kuchen, das wisst ihr schon. Aber er hat einen Klon, der Kuchen mag. Und ein Klon hat natürlich am gleichen Tag Geburtstag. Früher hat man sie an ihren Frisuren auseinander gehalten, die Haare des Protagonisten waren immer ein Stück länger. Inzwischen kann man sie unterscheiden, weil sein Klon gefühlt doppelt so breit ist. Und auch schon mehrfach deutlich gemacht hat, dass kein Interesse an Sport oder gesunder Ernährung besteht. Und wenn sowas gesagt wird, dann mischt sich der Protagonist nicht ein. Auch wenn er sich Sorgen macht, um alle Familienmitglieder, die immer noch behaupten, das Übergewicht sei einfach nur genetisch. Starkes Übergewicht bringt eben viele Risikos. Man merkt auch, dass sie einfach stark eingeschränkt sind in ihren Bewegungen. Aber wie gesagt, er mischt sich da nicht ein. Jeder muss selbst wissen, wie er leben will und wie er sich wohl fühlt.

Seine Mutter hatte sich dann noch beschwert, dass sie überhaupt kein "geheimes" Geschenk für ihn hätte, so hat sie das genannt. Der Protagonist hat sich das schon gedacht, aber er hatte sich auch nichts gewünscht. Das, was er sich momentan wünscht, kann man mit Geld nicht kaufen. Sowas wie: ein neuer Job, mehr Zufriedenheit, Glück, Freunde.

Seine Freundin hatte noch kein einziges Mal an seinen Geburtstag gedacht. Dieses Jahr wahrscheinlich, er hatte sie zumindest heute nochmal daran erinnert und wenn sie es morgen wieder vergessen würde, wäre das ziemlich peinlich. Und man muss auch zu seinen Wünschen sagen, dass er irgendwie eine Art Freunde hat. Aber er fühlt sich nicht, als hätte er wirklich gute Freunde. Mehr sowas wie bekannte, mit denen man das Leben einigermaßen aushält. Er möchte gerne mehr, er möchte eine sinnvolle Verbindung zu einem anderen Menschen. Oder mehreren. Egal. Einfach eine Verbindung, die etwas tiefer geht. Sowas ist manchmal gar nicht so leicht.

Da seine Tante morgen vorbei kommt, die ihn regelmäßig beleidigt, hofft er auch, dass sie sich nicht wieder streiten. Immer wenn sie sich sehen, weint am Ende jemand. Deshalb könnte er sich viele Dinge und Personen vorstellen, mit denen er seinen Geburtstag lieber verbringen würde. Aber er hat keine Wahl.

Immerhin hatte er heute keinen Anruf von der Arbeit bekommen. Scheinbar hatte sein Chef daran gedacht, dass er Urlaub hat. Aber er hatte auch noch immer keine Antwort von dem Unternehmen bekommen. Und das akzeptiert er jetzt als Antwort. Er will da nicht ständig hinterher rennen, irgendwann wird es albern. Immerhin hatte er ja noch weitere offene Bewerbungen und würde nächste Woche noch ein paar schreiben.

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