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Der Protagonist hat vergeblich nach neuen Sandalen gesucht. Die meisten erinnern ihn zu sehr an Renter oder an Wandersandalen. Nur ein Paar hatte ihm gefallen, das es jedoch nicht mehr in seiner Größe gab. Auch online scheint das Paar ausverkauft zu sein. Aber das ist nicht so schlimm, der Sommer hatte ja noch gar nicht richtig begonnen und es würde noch ausreichend Zeit sein, um Sandalen zu finden.

Eigentlich hatte der Protagonist geplant, morgens auszuschlafen. Let's Dance geht auch immer so lang. Die Folge gestern hat ihm nicht besonders gut gefallen, er fand das Bühnenbild unpassend. Immerhin würden sie nächste Woche wieder zu ihrem gewohnten Studio zurück kehren. Der Protagonist plant für seinen Schlaf immer genau 8 Stunden ein. Er hätte also bis 9 Uhr schlafen müssen, was er auch für möglich hielt an einem Samstag. Leider erwies sich das als falsch, denn kurz nach 7 Uhr kamen die Enkelkinder der Nachbarn das Treppenhaus hinauf. Die beiden Jungs wussten noch nicht, wie man sich benimmt. Zumindest fand er das. Niemand sonst schreit im Treppenhaus so herum.

Die Ruhe war dann vollkommen vorbei, denn es dauerte nur kurz, bis eines der Kinder wieder anfing zu schreien und zu weinen. Das war so üblich, wenn sie bei den Großeltern zu besuch waren. Zumindest hörte der Protagonist sie jede Woche schreien und weinen. Verzweifelt versuchte er, dennoch wieder einzuschlafen. Leider hat er einen sehr leichten Schlaf und da bringen auch die Schlafmittel nichts. Er wollte sich darüber nicht aufregen, immerhin will er jetzt 100 Tage lang positiv denken. Kinder sind halt Kinder, das redete er sich ein. Gegen 9 Uhr verließen sie dann auch das Haus und kehrten erst Abends zurück, sodass wenigstens zwischendurch Ruhe war.

Nach seinem Frühstück stelle der Protagonist die Waschmaschine mit seiner abgezogenen Bettwäsche an und machte sich dann auch schon auf den Weg, neue Sandalen zu suchen. Wie das abgelaufen ist, habt ihr bereits erfahren. Dennoch möchte er hervorheben, dass er tatsächlich verschiedene Sandalen anprobiert hat und es tatsächlich versucht hat. Er hat versucht, welche zu finden. Es hat sich nur nicht ergeben. Und auch darauf war der Protagonist stolz, probierte er doch sonst gar nichts an.

Eine kleine Pause legte er außerdem bei H&M ein, wo die Schlange vor den Anproberäumen ewig lang war. Er wollte sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Normalerweise wartete er bei so etwas nur 10 Minuten und geht dann einfach, aber heute war er geduldig. Er hatte schließlich Zeit. Umso belustigender fand er das Verhalten der Person, die vor ihm in der Schlange stand. Immer wütender wurde sie mit der Zeit, bis sie irgendwann sogar vor Wut auf den Boden stampfte. Verwunderlich war allerdings, dass sie ihre 5 Kleidungsstücke dann an die Rückgabestange hing, als sie endlich an der Reihe war. Das soll den Protagonisten nicht stören, dadurch kommt er schneller an die Reihe.

Die Klamotten bei H&M sind eigentlich zu nichts zu gebrauchen, zumindest stellte er das wieder fest, als er dann mit seinem sommerlichen Leinenhemd vor dem Spiegel stand. Irgendwie war es viel zu kurz, aber gleichzeitig auch viel zu weit. Der Ausschnitt ging außerdem gefühlt bis zum Bauchnabel, was übertrieben ist, aber der Protagonist mag Übertreibungen. Er hatte das Gefühl, dass man mindestens einen Knopf noch oben an den Ausschnitt nähen musste, um das Hemd tragbar zu machen. Das wäre gar kein Problem, hat er doch eine Nähmaschine und ein Ersatzknopf war innen am Etikett festgeklebt. Allerdings empfand er den Aufwand als völlig unangemessen, wenn man die Qualität des Hemdes betrachtet. Auch wenn er diese seltsamen Schnitte und beschissene Qualität von H&M gewohnt war, probierte er dennoch in regelmäßigen Abständen immer mal wieder etwas an. Irgendwie war es auch zu spannend, zu sehen, wie komisch das nächste Kleidungsstück geschnitten war.

Nachdem er zuhause schnell die Wäsche aufgehängt hatte, machte er sich auf den Weg in die Patisserie, die in den sozialen Medien kräftig damit geworben hatte, dass es spezielle Sonderangebote und Produkte zum Muttertag geben würde. Enttäuscht davon, dass überhaupt nichts neues im Angebot war außer Parlinen, wollte er doch eigentlich ein Stück Torte, verließ er die Patisserie. Das gewohnte Sortiment konnte er auch zu jedem anderen Tag noch kaufen und so freute er sich darüber, Geld gespart zu haben. Stattdessen ging er in die nahegelegene Drogerie und kaufte sich ein großes Arsenal an Fußpflege, taten ihm von gestern doch noch die Füße weh. Er empfand seinen Einkauf als sehr erwachsen, sollte es schließlich um seine Gesundheit gehen.

Wieder zuhause angekommen bezog er sein Bett neu und nun ist auch die Freude auf die heutige Nacht schon groß. Dabei sieht es so aus, als würde er auch heute wieder erst spät schlafen können, musste er doch den ESC gucken. Nicht, weil er ein großer ESC-Fan war, eigentlich hatte er das noch nie geguckt und fand die Musik auch nicht wirklich gut, sondern wegen der ganzen Kontroversen drum herum. Der heutige Abend hatte großes Konfliktpotential und das wollte er nicht verpassen.

Zuvor schiebt sich der Protagonist ein paar Pommes in den Ofen, die er zusammen mit einem Salat isst. Das klingt nach keiner gelungenen Kombination, aber er hatte eben noch von beiden Dingen einen Rest. Außerdem hatte er schon viel schlimmere Kombinationen gegessen. Während die Pommes im Ofen backen, will er weiter an seiner Geschichte schreiben. Anders als dieses Buch handelt es sich dabei tatsächlich um etwas belletristisches. Der Protagonist schreibt die Kapitel für das Buch immer schon weit im Voraus, damit er einen Puffer hat, sollte er mal krank werden oder ähnliches. Deshalb wird das heute geschriebene Kapitel erst Anfang Juni veröffentlicht werden. Morgen will er noch ein weiteres Kapitel schreiben, um noch mehr Zeitpuffer zu haben.

Außerdem setzt sich der Protagonist das Ziel, morgen seine Schrittzahl zu erreichen, schaffte er das doch oft genug Sonntags nicht. Das Wetter war in den letzten Tagen jedoch viel zu gut, um nicht raus zu gehen, und das sollte morgen wieder so werden. Der Protagonist wird euch morgen also davon berichten, ob er seine Schrittzahl geschafft hat oder nicht, hat er im Moment doch eigentlich schmerzende Füße.

100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt