Nur noch 9 Tage. Es gibt jetzt jeden Tag einen Countdown, auch wenn der Protagonist nicht weiß, was das bringen soll, es ist ja nicht so, als würde an Tag 0 etwas besonders tolles passieren. Aber egal.
Die Kopfschmerzen wurden gestern immer schlimmer. Er hatte sich also schlafen gelegt, früher als sonst, in der Hoffnung, es würde dadurch weg gehen. Nachts war er, wie immer, mehrfach aufgewacht und hatte dabei jedes mal diese Kopfschmerzen, die sich jetzt bis in seine Augen zogen. Gegen 4 Uhr entschied er, ab sofort ohne Schlafmaske weiter zu schlafen, denn vielleicht kamen die Schmerzen ja doch davon, dass die Wattierung irgendwie noch immer auf die Augen drückte. Das Problem hatte er vorher noch nie gehabt, aber es wäre einen Versuch wert. Weil er ohne seine Schlafmaske nicht besonders gut schlafen konnte, holte er etwas später eine andere aus dem Schrank, die nicht ganz so eng anliegt. Damit konnte er einigermaßen schlafen und am Morgen waren die Schmerzen weg.
Vor der Arbeit war er wirklich nervös. Er hatte sich noch einmal in Gedanken alle Möglichkeiten zurecht gelegt, wie er bei der Gehaltsverhandlung vorgehen wollen würde. Dazu war es dann aber gar nicht gekommen. Wie er erwartet hatte, war einfach so viel zu tun, dass gar keine Zeit für eine Gehaltsverhandlung war. Erst musste der Protagonist alles klären, was in der Zwischenzeit passiert war, während sein Chef im Urlaub gewesen ist. Zwischendurch rief immer wieder die gleiche Person an. Es kam dann auch raus, dass der eine Kunde, der im Oktober erst dran kommen würde, möglicherweise storniert werden muss, weil es sich finanziell nicht für das Unternehmen lohnt, den Auftrag durch zu führen. Jetzt ärgerte sich der Protagonist doch, dass er letzte Woche schon dafür vorgearbeitet hatte.
Erstmal war es jetzt seine Aufgabe gewesen, noch einmal alles komplett durch zu kalkulieren. Mitten in der Rechnung, die sich unnötig kompliziert gestaltete, kam dann auch noch zu allem Überfluss ein Kunde herein. Sowas kann er nicht ab, wenn er bei Dingen, die viel Konzentration benötigen, unterbrochen wird. In dem Moment war sein Gehirn auch noch nicht bereit, einen anderen Menschen kompetent zu beraten (wahrscheinlich ist er das so oder so nie). Der Kunde war zumindest äußerlich genauso von der Beratung irritiert wie der Protagonist, dennoch hatte er direkt gebucht. Das hat den Protagonisten dann noch mehr irritiert, denn bei so großen Summen (im vierstelligen Bereich) würde er sich zumindest einen Tag Bedenkzeit nehmen. Manche Menschen scheinen keine Geldprobleme zu haben.
Als der Kunde fertig bearbeitet war, machte er sich wieder daran, die Rechnung zu beenden. Dabei stellte sich heraus, dass bei dem Kunden für Oktober Mehrkosten ebenfalls im vierstelligen Bereich entstehen würden. Bis Donnerstag hat dieser nun Zeit, sich damit abzufinden. Da der Protagonist Donnerstag nicht arbeitet, sondern seine Kollegin, würde das noch zum Problem werden. Sein Chef und er wissen beide, dass sie nicht dazu in der Lage sein würde, im Notfall tatsächlich die Stornierung zu starten. Das heißt also, der Protagonist müsste dann vorbei kommen, was beschissen ist, weil er am Donnerstag ab 10 Uhr bis 18 Uhr Besuch bekommt. Er kann ja dann nicht einfach zwischendurch verschwinden, um an seinem freien Tag arbeiten zu gehen. Deshalb hofft er nun, dass es nicht zu einer Stornierung kommen wird. Man muss optimistisch denken.
Der Protagonist war etwas länger geblieben als normal, aber das hatte er ja ebenfalls schon erwartet. Dazu gabs noch das Versprechen seines Chefs, dass morgen der Arbeitsvertrag unterschrieben werden könnte. Zuhause angekommen war sein Kopf immernoch voll von den Dingen, die bei der Arbeit passiert waren. Der Kunde hatte ihn so aus dem Konzept gebracht, dass er sich auch Stunden später noch darüber ärgerte. Nach zwei Scheiben Brot entschied er also, dass er unbedingt nochmal raus musste. Am liebsten würde er einfach rennen und dabei schreien. Er entschied sich jedoch, etwas zivilisierter zu sein und seine Pfandflaschen weg zu bringen. Es war überhaupt nicht notwendig, einkaufen zu gehen, aber das erledigte er dann trotzdem. Wahrscheinlich wird er in den nächsten Tagen auch wieder Überstunden machen, da wäre er dann froh, dass der Einkauf schon erledigt ist. Freitag ist ja auch noch die Dienstreise.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er beim Einkaufen Musik gehört. Aber es ging nicht anders, sein Gehirn war überfordert und zu voll von der Arbeit. Auf einer möglichst lauten Lautstärke, ohne dass seine Umgebung von der Musik gestört wurde, hörte er Alestorm. Es musste einfach etwas schnelles mit viel Schlagzeug sein, es musste etwas sein, bei dem so viel los war, dass sein Gehirn abgelenkt werden würde. Und so hatte ihm das Einkaufen tatsächlich mehr Spaß gebracht als sonst. Wieder zuhause angekommen war sein Kopf leer.
Weil die Sonne schien, ging er noch kurz an den Hafen, um die nächsten 50 Seiten in seinem Buch zu lesen. Die Geschichte ergibt jetzt wieder etwas mehr Sinn. Wirklich konzentrieren konnte er sich aber nicht, da er schon ziemlich Hunger hatte. Eigentlich war auch schon Zeit fürs Abendessen. Deshalb hatte er die Seiten eher überflogen, aber wirklich spannend war es eh nicht, also verpasste er auch nicht viel.
Zum Abendbrot gabs Focaccia. Das war einfach notwendig, auch wenn er daran dachte, wie oft er Focaccia isst. Es ging nicht anders, er war nicht dazu bereit, lange in der Küche zu stehen. Das Brot benötigt nur 10 Minuten im Ofen. Zu mehr war der Protagonist heute nicht mehr zu gebrauchen.
Um auch noch den Rest Gehirnmüll zu entsorgen, wird er gleich noch eine Stunde tanzen. Das geht mit der entzündeten Hand nicht so gut, aber die Schmerzen waren etwas leichter als die Tage zuvor. Danach will er duschen, eine richtig lange Dusche. Sowas hilft auch immer gegen Stress. Und dann sollte eigentlich nichts mehr passieren, außer dass er beim Fernsehen strickt.
Für morgen nimmt sich der Protagonist vor, bei der Besprechung über den Arbeitsvertrag mutig zu sein. Er nimmt sich auch vor, konzentrierter zu Arbeiten, als er es nach dem Kundenbesuch heute getan hatte. Und nach der Arbeit will er nochmal 50 Seiten lesen. Mehr plant er nicht.

DU LIEST GERADE
100 Positive Tage
RastgeleEine Challenge für den Protagonisten, der versuchen wird, in Tagebuchform jeden Tag nur positiv zu berichten. Der Protagonist erhofft sich dadurch eine optimistischere Einstellung und ein besseres Weltbild. Ob das klappt, sehen wir in 100 Tagen