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Der Protagonist hat es heute sogar geschafft, etwas zu lesen. Nicht besonders viel, eigentlich nur ein Kapitel, aber auch das zählt schließlich schon als Lesen.

Er hatte etwas besser geschlafen und war vollkommen irritiert, als heute morgen sein Wecker klingelte. Den hatte er noch von letzter Woche für freitags so eingestellt, dass er rechtzeitig für das Bewerbungsgespräch wach wäre. Jetzt ärgerte er sich natürlich, denn er hätte ohne Probleme noch eine Stunde weiter schlafen können.

Nach einer ausgiebigen Dusche, denn seine Haut vor allem im Gesicht hatte wieder begonnen, sich aus Stress selbstständig ab zu pellen, setzte er sich unten zu seiner Schwester. Er hatte extra Duschzeug mit Salz aus dem Totenmeer, weil das angeblich bei Hautproblemen helfen sollte. So richtig wirkte das eigentlich nicht, aber er wollte auch nicht aufgeben. Seine Haut war generell so empfindlich und bei Stress fühlte er sich teilweise wie eine Schlange, die sich häutet.

Nun aß er sein Frühstück und schaute dabei wieder RTL. Er möchte außerdem noch sagen, dass er ganz empört darüber war, wie sich der Bauer in Togo verhalten hatte am Dienstag. Das hatte er ganz vergessen, mit zu teilen. Der Protagonist findet es unmöglich, wie er mit den Frauen umgegangen war. Zum Glück ist Caro dann von alleine gegangen. Er wünscht sich nun, dass auch die andere Frau freiwillig geht, immerhin ist es mit diesem Mann kaum auszuhalten. Jetzt ist er natürlich schon gespannt, wie es nächsten Dienstag weiter geht.

Am Nachmittag hatte er mit seiner Schwester auf der Terrasse Karten gespielt. Eigentlich war er nie so großartig an Gesellschaftsspielen interessiert. Das kam erst durch die Spieleabende, die er während seines Studiums zusammen mit drei anderen Studenten veranstaltet hatte. Eine der anderen hatte wirklich viele Spiele, auch welche, die der Protagonist vorher nie gekannt hatte.

Einige der Spiele hatte er dann auch für sich und seine Familie gekauft, wobei er natürlich eher selten dazu kam, sie überhaupt zu spielen. So oft war er nicht bei seiner Familie, auch wenn er glaubt, dass er es deutlich häufiger ist, als die meisten. Für gewöhnlich ist er einmal im Monat dort. Das überschneidet sich natürlich nicht immer mit seinen Geschwistern und alleine lässt es sich schlecht spielen.

Er hatte auch gerade vor kurzem erst ein neues Kartenspiel gekauft, das sie heute einige Zeit lang spielten. Dabei muss man Wikingergruppen zusammenstellen. Die Bilder auf den Karten sind wirklich schön, findet er. Aber ihm gefallen Wikinger generell.

Am abend, als sein Vater Zuhause ankam, bereiteten sie zusammen einen bunten Salat vor. Das lag daran, dass der Protagonist von seinem Chef eingeladen worden ist. Am Dienstag soll er zum Pasta Essen vorbei kommen, da der italienische Mieter, der für ein Praktikum in einem der Zimmer neben den Büros gewohnt hatte, bald auszieht. Da er höflich sein wollte, hatte er gefragt, ob er etwas mitbringen sollte. Einen bunten Salat. Der Protagonist macht nie selbst Salat, er kauft für sich selbst immer fertige Packungen. Das ist leichter, weil er dann nicht so viel übrig hat. Nun wollte er üben und hatte einen Salat gemacht, den er selbst nicht mochte. Er mag weder Tomaten noch Gurken. Aber er glaubt, dass sowas in einen typischen Salat gehört. Er überlegt jetzt, ob er die beiden Gemüse einfach weglassen könnte. Bestimmt würden sich die Anwesenden so oder so beschweren, unabhängig davon, was er vorbereiten würde.

Danach hatte er wie zuvor erwähnt ein Stück gelesen. Eigentlich schien ihm das schon fast überflüssig, nur ein Kapitel zu lesen. Es hatte sich nun herausgestellt, dass es sich dabei um ein ganz wichtiges Thema handelte, auf das schon länger hin gearbeitet wurde in den vorherigen Kapiteln. Jetzt dachte er viel darüber nach, ihn beschäftigte das ganze sehr. In dem Kapitel wurde dargestellt, wie die Tante der Hauptperson gestorben war und wie sich darauf die Depression der Hauptperson entwickelt hatte.

Zum Abendessen haben sie denn gegrillt und der Protagonist hat wie üblich seinen Grillkäse und Kartoffeln mit Pesto gegessen. Dazu leckere Knoblauchcremes, er würde deshalb bestimmt wieder Probleme beim Einschlafen bekommen, störte ihn doch der Knoblauchgeschmack, der selbst nach dem Zähneputzen noch blieb.

Nach dem Grillen wollte er das Finale von let's dance gucken. Er war sich nicht sicher, wer heute gewinnen sollte. Er glaubte, dass wohl der Gabriel Kelly gewinnen würde. Das würde er seiner Partnerin, der Malika, auf jeden Fall gönnen. Aber der Protagonist fand den Gabriel nicht besonders sympathisch. Alle anderen Teilnehmer auch nicht, aber er würde wohl letztlich für Jana sein. Der Protagonist ist oft eher für die Frau, das war schon als Kind so. Wahrscheinlich auch, weil er der Meinung ist, dass die Frauen beim Tanzen mehr Aufgaben und komplizierte Figuren hat als der Mann. Wahrscheinlich könnte man sich darüber streiten. Ihm gefiel es zumindest immer besser, die weibliche Rolle zu tanzen, weil er die Figuren geschmeidiger fand.

Eine Zeit lang hatte er eine Tanzpartnerin gehabt, die lieber den männlichen Part getanzt hatte, sodass es perfekt gepasst hatte. Das ganze wurde auch nie großartig kommentiert, weder von anderen Tanzpaaren noch von den Lehrern. Eigentlich ist das ja auch vollkommen egal, warum sollte es so nicht möglich sein? Zumindest wenn es um den Hobbybereich geht. Beim Profitanz würde es wohl doch mehr Hürden geben.

Es war sowieso oft genug so, dass der Protagonist nicht verstand, wieso es spezifische Geschlechterrollen gab. Natürlich ist ein Großteil davon nur stereotyp. Es gab aber genug Menschen, die sich daran orientierten. Das konnte er nicht verstehen, wie können Bewegungen geschlechterspezifisch sein?

Heute hatte er keine Antwort von dem Unternehmen bekommen, sonst hätte er davon natürlich schon berichtet. Das enttäuscht ihn, denn er hätte gerne schon weitere Infos gehabt, über die er am Wochenende nachdenken könnte. Außerdem hätte er so alles direkt mit seiner Familie besprechen können. Das würde natürlich viel schwieriger werden, wenn er nächste Woche dann irgendwie die Infos per WhatsApp weiter geben müsste. Andererseits könnte es auch ganz nett sein, nicht von der Meinung anderer beeinflusst zu werden.

Morgen wird der Protagonist schon die ersten Sachen für Sonntag packen. Vielleicht liest er auch noch ein bisschen.

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