30

2 1 0
                                    

Der Protagonist ist insgesamt zufrieden mit seinem Tag. Heute kann er sich auch etwas besser konzentrieren, sodass es wohl weniger kompliziert sein wird, hier ein neues Kapitel zu schreiben, Kapitel 30. Ein Drittel der Challenge ist also schon geschafft.

Natürlich hat es heute geregnet. Nicht doll, aber ausreichend, um auf dem Weg zur Arbeit zu stören. Immerhin wurden so die Blumen automatisch gegossen, die er gestern eingepflanzt hatte. Die komische Frau von den letzten beiden Tagen war auch wieder da, kam aber nicht zu ihm ins Büro. Sie hielt sich nur kurz auf dem Grundstück auf und der Protagonist war dann froh, dass es zu keiner weiteren Begegnung gekommen ist.

Irgendwie hatte es für ihn heute nicht viel Sinn ergeben, bei der Arbeit zu sein. Sein Chef hatte sich vollkommen darin verzettelt, den Informationstext Korrektur zulesen, den der Protagonist gestern geschreiben hatte, sodass er selbst nur am Tisch saß und Sudoku spielte. Die Leute, auf deren Antworten er wartete, hatten noch keine weitere Mail geschrieben oder zumindest war noch keine angekommen. Er hätte sich jetzt auf Zwang eine Aufgabe ausdenken müssen, darauf hatte er keine Lust. Dafür hatte er innerhalb weniger Stunden alle Sudokus einer Webseite durchgespielt.

Gerade als er gehen wollte, kam dem Chef dann noch die Idee, dass er unbedingt dieses Informationsblatt, bzw die Blätter, es waren ja 5, ausgedruckt brauchte. Da die Drucker im Büro dafür nicht ausreichen, er benötigte es in 40-facher Ausführung, musste der Protagonist noch in den Druck-Shop. Das ärgerte ihn, denn eigentlich hatte er jetzt Feierabend, eigentlich sogar Wochenende. Immerhin hatte er vor einigen Wochen entschieden, dass er Donnerstags nicht mehr zur Arbeit kommen würde und das wurde so still schweigend akzeptiert. Das geht aber auch nur, weil der Protagonist nach Stunden bezahlt wird. Die Stunden, die er nicht da ist, verdient er entsprechen nichts.

Die Frau im Druck-Shop kennt den Protagonisten schon. Davon abgesehen, dass er bei ihr seine Masterarbeit drucken lassen hatte, hatte gerade diese Frau zuvor auch bei seinem Chef gearbeitet. Das war noch bevor er dort angefangen hatte, aber man kennt sich trotzdem ein bisschen, allein schon weil der Chef so gerne erzählt. Sein Chef wundert sich immer mal wieder, wie sie in diesen Druck-Shop gekommen war. Der Protagonist denkt, dass es daran liegt, dass man dort mehr Geld bekommt für eine einfachere Aufgabe. Die Wahrheit würde man nie erfahren, außer man würde sie direkt fragen.

Am Nachmittag hatte der Protagonist entschieden, dass er das Haus heute nicht mehr verlassen wollte. Das Wetter war ja so seltsam, es könnte jeden Moment wieder regnen. Und in den Momenten, in denen es nicht regnet, war es auch besser, er würde drinnen bleiben, weil er einen starken Sonnenbrand auf der Brust hatte. Brust ist vielleicht auch übertrieben, eher Schlüsselbein. Dennoch müsste man dort nicht unnötig mehr Sonnenlicht drauf scheinen lassen in den nächsten Tagen. Stattdessen saß er auf seinem Sessel und hatte in seinem Buch gelesen.

Zum Abendessen gabs heute mal was neues, zumindest glaubt er, dass er in diesem Buch noch gar nicht erzählt hatte, sowas jemals gegessen zu haben. Es gab Gemüsepuffer und Grillkäse. Okay, Grillkäse isst er öfter, aber der war halt noch übrig und hatte am meisten von allem anderen im Kühlschrank zu den Gemüsepuffern gepasst. Das beste an dem Essen war aber die Mayonnaise, die er günstig bei Netto bekommen hatte. Er ist jetzt der Meinung, dass er morgen Pommes oder ähnliches essen müsste, um die Mayonnaise besser genießen zu können.

Eigentlich hatte er mit seiner Freundin abgemacht, dass sie morgen wie jede Woche kommen würde. Nun war sie etwas erkältet und hatte gesagt, dass sie vielleicht doch nicht kommt. Eine Entscheidung will sie morgen treffen. Der Protagonist hatte ihr gesagt, dass sie sich entspannen sollte, gesund werden sollte. Dann könnten sie sich am Wochenende immer noch spontan treffen, wenn es ihr wieder besser gehen würde. Das hatte er vor allem aber auch deshalb gesagt, weil er eigentlich gar keine Lust darauf hatte, dass sie morgen wieder vorbei kam. Er würde einfach gerne einen Tag für sich haben und entspannen. Er möchte die Zeit genießen, in der er noch keinen 40 Stunden Job hat. Er möchte sich möglichst viel ausruhen, Zeit mir seinen Gedanken verbringen, weil ihm das Spaß macht. Er möchte kreativ sein und seine Seele heraus lassen. Sowas kann ganz schwierig sein, wenn man gestresst ist.

Natürlich möchte er die nächsten Tage auch weiter nach freien Jobs suchen, aber er fühlt sich etwas entspannter, jetzt wo er weiß, dass er nächste Woche eine Antwort bekommt, von diesem Unternehmen, das ihm ein Angebot gemacht hatte. Er hatte das Gefühl, dass er so zumindest nicht nochmal ganz von vorne beginnen müsste. Außerdem will er morgen weiter lesen, er hat sich nämlich das Ziel gesetzt, noch diese Woche mit dem Buch fertig zu werden. Am aller liebsten vor dem Wochenende, damit er dann wieder mehr Zeit hat, um an seiner eigenen Geschichte zu schreiben. Im Moment hat er manchmal Angst, weiter zu schreiben, weil die Geschichte an einem wichtigen Punkt angekommen ist, über den er sich noch gar nicht richtig Gedanken gemacht hat. Die Geschichte entwickelt sich quasi beim Schreiben und das macht ihn nervös. Aber er ist sich sicher, dass es gut wird.

Auch wenn er nicht weiß, ob seine Freundin nun morgen kommt oder nicht, hatte er schon etwas geputzt. Dadurch würde es morgen nicht ganz so stressig sein, sollte sie unerwartet doch kommen. Ansonsten wäre er ja den ganzen Morgen mit putzen beschäftigt. Er möchte den Morgen stattdessen so beginnen, wie er es für ein Wochenende, er hatte dann ja schon Wochenende, richtig wäre. Mit einem Frühstück. Mit mehr Zeit zum Aufwachen. Mit mehr Gemütlichkeit.

Heute abend schaut er Kampf der Reality Stars, auch wenn er der Meinung ist, dass es dieses Jahr nicht ganz so gut ist. Viele der Teilnehmer gehen ihm auf den Keks. Aber er findet auch, dass das eine Sendung ist, die man gut als Start ins Wochenende gucken kann. Es wäre auch gar nicht so schlimm, dass es so lang gehen würde, da er ja morgen ausschlafen kann.

100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt